FAQ: Was bedeutet die Insolvenz von Depot?

Veröffentlicht: 23.07.2024
imgAktualisierung: 23.07.2024
Geschrieben von: Yvonne Bachmann
Lesezeit: ca. 4 Min.
23.07.2024
img 23.07.2024
ca. 4 Min.
Ein Rettungsring wird Ertrinkenden hingehalten, um die offenen Forderungen bei der Insolvenz von Depot zu symbolisieren
siraanamwong /Depositphotos.com
Die Insolvenz eines großen Unternehmens wie Depot betrifft viele Menschen und ruft viele Fragen und Unsicherheiten auf.


Eine Insolvenz bedeutet, dass ein Unternehmen zahlungsunfähig und nicht mehr in der Lage ist, seine finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen. Für Kundinnen und Kunden hat das weitreichende Folgen, denn bereits aufgegebene Bestellungen könnten sich verzögern beziehungsweise gar nicht geliefert werden oder gekaufte Geschenkgutscheine ihre Wertigkeit verlieren. Wir haben die wichtigsten Fragen rund um die Depot-Insolvenz gesammelt und beantworten sie nachfolgend.

Damit die nachfolgenden Fragen und Antworten besser eingeordnet werden können, beginnen wir zunächst mit einer kleinen Einführung in die Grundgedanken einer Unternehmensinsolvenz.

Was bedeutet es, wenn ein Unternehmen einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellt?

Ab dem Tag des Insolvenzantrags treten grundsätzlich die herkömmlichen und bekannten Rechte in den Hintergrund, und offene Bestellungen, Zahlungen oder sonstige Fragen rund um das Tagesgeschäft werden quasi eingefroren. Eine Insolvenz hat zur Folge, dass statt der Unternehmensleitung eine (vorläufige) Insolvenzverwaltung bestellt wird, die sich nun um die Geschäfte des Unternehmens kümmert. Letztere befasst sich auch mit den laufenden Forderungen, was für viele Betroffene wie Kundinnen und Kunden meist eins bedeutet: Sie verlieren ihr Geld fast vollständig, denn Gläubiger:innen bekommen nur einen sehr geringen (meist einstelligen) Prozentsatz der ursprünglichen Forderung (die sogenannte Quote).

Im Falle von Depot sieht die Lage jedoch etwas positiver aus, denn hier wird ein sogenanntes Schutzschirmverfahren durchgeführt. Ein Schutzschirmverfahren ist eine spezielle Art des Insolvenzverfahrens, das einem Unternehmen ermöglicht, sich selbst unter gerichtlicher Aufsicht zu sanieren. Das Schutzschirmverfahren bietet somit die Chance, das Unternehmen gezielt zu restrukturieren und die Insolvenz abzuwenden, während ein normales Insolvenzverfahren oft auf die Abwicklung und den Verkauf der Unternehmenswerte abzielt.

Daher bleibt zu hoffen, dass das Geschäft auch bei Depot bald wieder florieren kann und trotz der Liquiditätsengpässe keine Zahlungen der Kundschaft verloren sind.

Was passiert mit Online-Bestellungen?

Wer kürzlich eine Bestellung im Online-Shop von Depot aufgegeben hat, könnte von der Insolvenz jedoch trotzdem betroffen sein.

Im Falle einer Bestellung vor dem Insolvenzantrag, die noch nicht bezahlt und noch nicht geliefert ist, sieht es so aus: Die offenen Zahlungen, z. B. beim Kauf auf Rechnung oder einer gewählten Vorkasse muss theoretisch trotzdem bezahlt werden, denn der Vertrag ist geschlossen. Wie nachdrücklich ein Unternehmen und die genutzten Zahlungsdienstleister hier agieren, wird sich zeigen. Ob die Lieferungen überhaupt noch ausgeführt werden, ist nicht bekannt. Dass diese Bestellungen storniert werden, wenn das Unternehmen nicht in der Lage ist, die Waren zu liefern, ist jedenfalls nicht auszuschließen.

Ähnlich sieht es aus, wenn bereits bezahlt wurde: Die getätigten Zahlungen sind zwar ausgeführt, eine Garantie auf Lieferung gibt es im Gegenzug nicht. Erstattungen für vor dem Insolvenzantrag getätigte Bestellungen können verzögert oder bisweilen gar nicht erfolgen. Es ist ratsam, die Zahlungsmethode zu überprüfen. Bei Zahlungen über PayPal, Klarna oder Kreditkarte gibt es unter Umständen noch eine Rückbuchungsmöglichkeit.

Alle Artikel, die vor dem 16.07.2024 bestellt worden sind, können laut der Depot-Website aktuell zudem nicht retourniert werden. Kundinnen und Kunden haben aber immerhin die entsprechende Ware, was ein kleiner Lichtblick ist.

Da es möglich ist, dass die Webseite (zwischenzeitlich) nicht mehr erreichbar ist, sollten User:innen noch Beweise für ihre offenen Forderungen sichern, beispielsweise Chatverläufe mit dem Service oder Auszüge aus dem Kundenkonto, falls das Unternehmen nicht gerettet werden kann, aber noch Zahlungen offen bleiben.

Ist es gefährlich, noch bei einem zahlungsunfähigen Shop wie Depot zu bestellen?

Jein. Derzeit sind Bestellungen im Online-Shop von Depot noch möglich. Um in Zahlungsschwierigkeiten geratene Unternehmen wie Depot etwas abzufedern, hat das Insolvenzrecht sogar eine Absicherung eingebaut: Nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens begründete Ansprüche (z. B. zur Lieferung bestellter Ware) sind sogenannte Neuforderungen. Solche Ansprüche können wie gewohnt eingefordert werden. Ihnen droht nicht das Schicksal der Quote (s. erste Frage) und es besteht somit kein finanzielles Risiko. Aufgrund der aktuellen Situation sollte man sich einen Kauf, zumindest im Online-Shop aber trotzdem gut überlegen, denn bei der Umstellung der Geschäftsprozesse kann es zu verzögerten Lieferungen beziehungsweise Rückzahlungen kommen.

Auf der anderen Seite kann jedoch das Vertrauen der Kunden und Kundinnen ein Unternehmen auch retten, denn jede Einnahme zählt.

Sind meine Depot-Gutscheine jetzt wertlos?

Bislang sind Bestellungen weiterhin möglich. Da das Unternehmen saniert wird, also fortbestehen soll, ist nicht damit zu rechnen, dass die Gutscheine wertlos werden. Wer unsicher ist, sollte jedoch trotzdem seinen Gutschein alsbald einlösen.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 23.07.2024
img Letzte Aktualisierung: 23.07.2024
Lesezeit: ca. 4 Min.
Artikel weiterempfehlen
Yvonne Bachmann

Yvonne Bachmann

Expertin für IT-Recht

KOMMENTARE
0 Kommentare
Kommentar schreiben