Multikrise im Mode-Handel: Online-Geschäft treibt das Wachstum

Veröffentlicht: 23.08.2024
imgAktualisierung: 23.08.2024
Geschrieben von: Hanna Behn
Lesezeit: ca. 2 Min.
23.08.2024
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Frau fotografiert Preisschild in Mode-Geschäft
Wavebreakmedia / Depositphotos.com
Nach massiven Umsatzeinbrüchen in der Coronapandemie konnte sich die Branche erholen. Doch die Preissensibilität der Verbraucher:innen ist herausfordernd – vor allem stationär.


Wer beim Verkauf von Mode auf den Online-Handel gesetzt hat, tat offenbar gut daran: Der Online-Marktanteil in dem Segment liegt inzwischen bei etwa 42 Prozent und kletterte damit zuletzt wieder auf das Niveau von 2022. Innerhalb der letzten sechs Jahre hat sich der Fashion-Handel ohnehin mehr und mehr ins Netz verlagert: 2018 betrug der Online-Anteil noch 28 Prozent. Hingegen hat zwischen 2018 und 2023 ein Fünftel der stationären Fashion-Händler die Geschäfte geschlossen. Das zeigt der aktuelle Branchenbericht Fashion 2024 des IFH Köln und der BBE Handelsberatung.  

Im Jahr 2023 wurden im Modebereich 57,9 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet – 500 Millionen mehr als 2019. In diesem Jahr sollen nochmal 1,7 Prozent hinzukommen, sodass das Umsatzvolumen wohl etwa 58,8 Milliarden Euro betragen wird. Nur dank des Online-Wachstums kann die Fashionbranche überhaupt wieder Erlöse oberhalb des Vorkrisenniveaus erzielen, heißt es. Und das gibt zu denken: „Während die Kanalverschiebung hin zum Online-Handel weiter voranschreitet und Nachhaltigkeit an Bedeutung gewinnt, gilt es für viele stationäre Händler, ihre aktuelle Positionierung zu hinterfragen“, mahnt Lukas Reischmann, Strategieberater bei der BBE.

Gegensätzliche Trends 

„Die Modebranche steht vor erheblichen Herausforderungen, insbesondere getrieben durch die Inflation und das veränderte Konsumverhalten“, erläutert Reischmann weiter. Mode ist zuletzt teurer geworden: Im vergangenen Jahr stiegen die Preise um 2,8 Prozent. In diesem Jahr geht man von einer weniger starken Preisdynamik und sinkenden Inflationsraten aus. Dennoch: Jüngste Entwicklungen, wie potenzielle Lieferengpässe durch Unruhen in Bangladesch, könnten wieder zu Preissteigerungen führen.

Verbraucher:innen sind indes weiterhin zurückhaltender bei ihren Ausgaben und so ist es nicht verwunderlich, dass das Wachstum im Online-Modehandel auch stark von Billigmode-Marktplätzen getrieben wird. „Die Fashionbranche ist aktuell von zwei Trendbewegungen geprägt, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Die Bedeutung von Nachhaltigkeit hält an, das zeigt sich auch im Wachstum von Secondhand. Parallel wird in Zeiten von Inflation und gestiegenen Preisen auch Billigkonsum, in Form von den rasant wachsenden Ultra-Fast-Fashion-Anbietern wie Shein oder Temu, immer präsenter“, fasst Hansjürgen Heinick vom IFH Köln zusammen. Und der Einkauf bei den chinesischen Plattformen zieht weitere Probleme nach sich: „Die Abschöpfung großer Mengennachfrage entzieht dem übrigen Markt mitunter erhebliches Kaufpotenzial.“

Langsames Wachstum erwartet

Dass die Branche in den nächsten Jahren angesichts dieser Herausforderungen schrumpft, glauben die Expert:innen des IFH und BBE aber nicht. Sie prognostizieren, dass das Modesegment in den nächsten vier Jahren stetig weiter wächst, allerdings eher langsam. Bis 2028 wird mit einem prozentualen Marktzuwachs zwischen 1,4 und 1,8 Prozent pro Jahr gerechnet, das Marktvolumen soll dann etwa 62 Milliarden Euro betragen.

„Die nächsten Jahre werden zeigen, inwieweit die asiatischen Anbieter ihre Position stabilisieren und weiter durchsetzen können. In jedem Fall steht der Markt vor strukturellen Umwälzungen in der Lieferkette, während sich die Veränderungen der Vertriebskanalanteile verlangsamen“, so Heinick.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 23.08.2024
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Hanna Behn

Hanna Behn

Expertin für Handel & Unternehmertum

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