Zollbetrug? Politiker fordert, dass alle Temu-Pakete geöffnet werden

Veröffentlicht: 27.08.2024
imgAktualisierung: 27.08.2024
Geschrieben von: Tina Plewinski
Lesezeit: ca. 3 Min.
27.08.2024
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Logo der Online-Billigplattform Temu
rarrarorro / Depositphotos.com
Der Online-Plattform Temu wird regelmäßig Zollbetrug vorgeworfen. Nun werden aus der Politik Forderungen nach einer drastischen Maßnahme laut.


Die Kritik an Marktteilnehmern, die aus Fernost stammen oder dort ihre Wurzeln haben, ist groß: Plattformen wie Temu und Shein überschwemmen den hiesigen Markt mit minderwertigen Waren, die oft Schadstoffe enthalten und nicht den hiesigen Sicherheitsstandards entsprechen, so die Vorwürfe. Auch der hiesige Preiskampf habe sich durch die Entwicklung massiv verschärft.

Trotz entsprechender Kritik haben es die Anbieter in den vergangenen Monaten geschafft, sich hierzulande wichtige Marktanteile zu sichern. Gegen potenziell unlautere Mittel, die dabei zum Einsatz kommen, hat sich nun Nordrhein-Westfalens Finanzminister, Marcus Optendrenk (CDU), entschieden ausgesprochen.

Zoll-Aktion solle sich über mehrere Wochen erstrecken

Der Politiker mahnte die Geschäftsstrategien von Temu und Shein an, weil diese „gegen die Grundsätze des fairen Wettbewerbs“ verstießen. Gegenüber der Wirtschaftswoche plädierte er für ein striktes Vorgehen der Zollbehörde: „Der Bund müsste den Zoll beauftragen, über mehrere Wochen sämtliche Pakete aus Fernost zu öffnen, die an deutschen Flughäfen eintreffen, und sie auf deren tatsächlichen Wert überprüfen“, wird er zitiert.

Das Zollproblem ist dabei grundsätzlich kein Neues: So hatte bereits die EU-Kommission darauf hingewiesen, dass das geltende Zollsystem wohl in umfangreichem Maße missbraucht werde und damit auch den Erfolg der Billiganbieter vorantreibe. 

Die Zollfrei-Grenze als Problem

Konkret im Blick steht dabei unter anderem die Zollfrei-Grenze in Höhe von 150 Euro, die der EU zufolge Unternehmen dazu animiere, größere Sendungen einfach in kleinere Pakete aufzuteilen. Durch dieses Vorgehen sehen sich die Zollbehörden einer nicht zu bewältigenden Paketschwemme gegenüber. Temu selbst hatte ein solches Vorgehen allerdings stets dementiert.

Auch heißt es aus Zoll-Kreisen, dass der Wert bestellter Sendungen häufig zu niedrig angegeben werde – dieses Problem will Optendrenk mit seiner Forderung nach Überprüfung offenbar angehen.

Wie hoch die mutmaßlichen Steuer- und Zollschäden sind, die durch entsprechende Shopping-Portale entstehen, kann nur geschätzt werden. Nach Aussagen von Florian Köbler, dem Vorsitzenden der Deutschen Steuer-Gewerkschaft, summieren sie sich jedoch auf immense Höhen: „Wir reden hier über einen mutmaßlichen Steuerbetrug durch asiatische Plattformen, der europäische Steuerzahler um Milliarden Euro schädigt.“ Zwar werden auch Strafen gegen regelwidrige Akteure verhängt. Doch statt die eigenen Prozesse danach anzupassen, würden viele lediglich zahlen und weiter wie bisher agieren.

Personeller Bedarf wäre immens

Dass ein solches Unterfangen nur mit enormem personellen Aufwand zu bewerkstelligen wäre, darüber ist sich wohl auch der CDU-Politiker im Klaren. Alle entsprechenden Pakete zu öffnen, wäre eine „Sisyphusarbeit“, die seiner Einschätzung zufolge aber notwendig ist und darüber hinaus auch langfristig positiven Einfluss haben könnte: „Ich bin sicher, dass die Chinesen das Signal hören würden, das von einer solchen Aktion ausgehen würde“, wird er weiter zitiert.

Immer wieder wurde in der Vergangenheit – und gerade auch im Rahmen der Auseinandersetzung mit zollrelevanten Themen rund um Temu und Co. – auf die personelle Not bei der Behörde hingewiesen. Optendrenk schwebe daher eine ganz „pragmatische“ Strategie vor: „Der Zoll könnte kurzfristig große Hallen an den Flughäfen mieten, um die Pakete aus Fernost zu öffnen.“ Bei der Prüfung der Sendungen könnten etwa in den Semesterferien studentische Hilfskräfte zum Einsatz kommen.

Auch Produktsicherheit steht zur Debatte

Neben den zollrelevanten Aspekten dreht sich Optendrenks Kritik überdies auch um die potenziell mangelnde Qualität und Sicherheit der Waren, die von Billiganbietern aus dem chinesischen Raum häufig feilgeboten werden: Man dürfe „nicht hinnehmen, dass die asiatischen Online-Händler teilweise gesundheitsgefährdende Billigware an Kunden verschicken“. Auch diese Kritik ist nicht neu.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 27.08.2024
img Letzte Aktualisierung: 27.08.2024
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Tina Plewinski

Tina Plewinski

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KOMMENTARE
14 Kommentare
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Frank 2
02.09.2024

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ich hoffe für Herrn Optendrenk, dass seine Fordung falsch wiedergegeben wurde. Nicht weil ich es begrüßen würden die Müllflut einzudämmen sondern weil es bedeuten würde, dass Herr Optendrenk absolut null Vorstellung hat wie viele Sendungen am Tag in die EU kommen. Außerdem würde es den Zöllnern ja schon helfen, wenn sie die OSS Daten hätten und die angegebenen Warenwerte mit den Zahlungen abzugleichen.....
Oejendorfer
27.08.2024

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Hoffentlich wird diese Maßnahme auch durchgeführt und alle Temu Pakete geöffnet, Dann dauert die Weiterleitung zum Endkunden eben mal 8 Wochen. Selbst Schuld wenn er aus China kauft. Hoffentlich nicht mehr!
Karl Ranseier
27.08.2024

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Alle diese Waren werden von einer Firma versendet und entsprechend ist da auch wenig mit "Mindermenge" zu argumentieren. Jedes einzelne Paket wird bitte vom Zoll geöffnet, festgestellt was darin ist, der Zollsatz berechnet und eine entsprechende Bearbeitungsgebühr kommt selbstverständlich auch drauf. Ich denke, 80 € sollten als "freundschaftlich gering" angesehen werden, gerne dürfte Betrag auch dreistellig sein. Die Beamtenzeit kostet ja nun mal erheblich Geld. Achso, Pakete, die länger als vier Wochen liegen werden als "nicht zuweisbar" angesehen und vom Zoll versteigert. Damit wäre das Problem recht klar und deutlich gelöst. Selbstverständlich ist dieses Vorgehen keine "Sonderaktion", sondern grauer Alltag. Das macht man permanent so. Ich als deutscher Importeur bekomme auch kein Zeitfenster, sondern muss immer bezahlen!
DJ
27.08.2024

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Einfach jedes Paket mit € 25,00 Bearbeitungsgebühr + Einfuhrumsatzsteuer belegen und schon ist Ruhe in der Kiste. Dann sind auch die Kosten für den Mehraufwand an Personal gedeckt. Was ist daran so schwer umzusetzen?
Andree
27.08.2024

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Man könnte auch die Versandsubventionen für China mal auf den Prüfstand stellen.
Uwe G
27.08.2024

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Ich höre immer dem Steuerzahler entgehen Milliarden. Vielleicht wird der Steuerzahler ja auch entlastet und den staatlichen Steuerverschwendern fehlen noch paar Geldkoffer zur großzügigen Verwendung.
Ralf
27.08.2024

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Sollen Sie prüfen. Die Verbraucher in Europa haben genug von den EU Richtlinien, die die hiesigen Preise für Waren explodieren lassen. Für Europäische und Deutsche Händler die nun langsam zu Temu wandern wäre es auch kein Nachteil, weil die werden ja nicht geprüft, da diese ja innerhalb der EU verkaufen. Und für Temu wird es auch irgendwann egal sein, wenn hier Chinesische Händler Lokal lagern und das Sortiment mit europäischen Verkäufern gefüllt ist. Temu ist im übrigen eigentlich nur für die Verkäufer eine Gefahr, die selber aus China importieren und sich dann auf einen Preiskampf mit Chinesischen Händlern einlassen müssen. Für Deutsche und Europäische Hersteller hingegen, ist Temu sehr interessant. Unsere Produkte sind im asiatischen Raum sehr gefragt.
Torsten
27.08.2024

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„Ich bin sicher, dass die Chinesen das Signal hören würden, das von einer solchen Aktion ausgehen würde“ Man merkt, dass gewisse Leute nur ihren Schreibtisch kennen. Dieser Aufwand würde zu einem riesen Stau an Paketen führen und immens Kosten verursachen. Vermutlich sind die Empfänger genervt, weil ihr Paket 6 Wochen unterwegs ist. Den Chinesen interessiert das reichlich wenig.
Till Kruse
27.08.2024

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Das ist doch eine super Idee! Am besten vorab noch den Zeitraum dieser Aktion bekanntgeben und als "großen Schlag gegen die chinesischen Billighändler" Medienwirksam inszenieren, damit auch der letzte Temu-Händler weiß, in welchem Zeitraum er seine Pakete besser nach Lüttich oder andere EU-Flughäfen anstatt nach Deutschland schickt.
Klaus
27.08.2024

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Das geht ja schon lange so, hoffentlich wird dann auch mal etwas konkretes umgesetzt und nicht nur immer geredet.
K.I
27.08.2024

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"Politiker fordert" Fordern ist immer toll - ist bei den Benzinpreisen auch immer so! Und Amazon handelt nicht "gegen die Grundsätze des fairen Wettbewerbs“ ????????????? Was will dieser Politiker sehen und was nicht?
S. Frank
27.08.2024

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Da ist Deutschland ja mal wieder sehr früh dran😔 Die Chinesen sind uns meilenweit voraus, da können wir Deutschen noch einiges lernen. Sie finden schon seit Jahren immer wieder neue Tricks, um den Zoll zu umgehen. Das ist nicht nur seit Temu und Shein der Fall. Nur war damals die Paketmenge unauffälliger. Täglich kommen mittlerweile Millionen dieser Versandtüten am Flughafen beim Zoll an. Da kommt niemand mehr hinterher. Diese Unternehmen sind in Irland? registriert und bezahlen dort ihre Steuern. Warum nur?🤔 Sollte unseren ach so weisen Politikern doch zu denken geben, dass hier alles den Bach runtergeht und China gewinnt. Vielleicht sollten unsere Politiker weniger Steuergelder unnötig rausschmeißen, denn die sind alle korrupter als die Chinesen. Ich persönlich finde das sehr interessant und ehrlich gesagt amüsiert mich das auch.
M.Jagielska
27.08.2024
Nur nicht zu sehr die Märkte verunsichern. Wir handeln doch gerne mit den Chinesen, wo wäre z.B. die deutsche Automobilindustrie ohne den chinesischen Markt ? Wo wäre der kriminellste Autohersteller der Welt, wenn die Politik nicht immer schützend die Hand über ihn gehalten hätte ? Martin Winterkorn wird es freuen, dass er unbehelligt jeden Tag seine Wiener in Champagner tauchen kann, es ging ja bei dem Dieselskandal schließlich nur um unser aller Gesundheit. Zu glauben wir könnten in einer globalisierten Welt nur an unserem eigenen Lagerfeuer sitzen ist naiv, verantwortungsvolle Politik müsste auf ökologische und soziale Standards auch in der Wirtschaft achten. Ganz will ich den Verbraucher aber nicht aus der Verantwortung nehmen, schließlich wählt er ja die Politiker und er kauft auch zu gerne diesen ganzen Müll, wie z.B. dieses Merchandisingzeugs zur Fußballeuropameisterschaft. Geiz ist eben nicht geil !!
Ingo Salein
27.08.2024

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Das ist doch ganz klar das die Chinesen da keine Mwst bezahlen und auch keine Versandkosten da Politiker früher China als Entwicklungsland eingestuft haben und somit muß China keine Versandkosten bezahlen was mich als Deutscher Händler stört wir bezahlen es Ordentlich an DHL und alle Jahre kommt DHL mit Preiserhöhung jetzt wieder 8% . Ausserdem müssen die Gewinne sicher nicht in Deutschland versteuert werden da wäre die Politik gefordert Strafzölle zu verlangen angeblich sind es ja jeden Tag 300000 Pakete auf der einen Seite jammern Politiker zu wenig Steuereinnahmen und dem Chinesen ermöglichen Sie einen Sonderstatus wo Milliraden Steuern hintergangen werden ganz Offiziell.