Trotz Billigstrategie und Kritik: Der Erfolg gibt Temu recht – noch

Veröffentlicht: 27.08.2024
imgAktualisierung: 27.08.2024
Geschrieben von: Christoph Pech
Lesezeit: ca. 2 Min.
27.08.2024
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Temu
Boarding2Now / Depositphotos.com
Temu kann sich vor Kritik kaum retten und fährt eine totale Billigstrategie. Für die Konzernmutter PDD regnet es trotzdem Milliarden.


Geht die Billigstrategie von Temu auf? „Nur indem Temu seine Verkäufer ermutigt, die Rechte am geistigen Eigentum anderer zu verletzen und gefälschte oder minderwertige Waren zu verkaufen, kann es hoffen, die massiven Verluste, die es anhäuft, zu minimieren“, kritisierte Shein kürzlich in einer Urheberrechtsklage gegen Temu.

Der Erfolg scheint dem Marktplatz allerdings recht zu geben, wenn man jüngsten Zahlen glauben darf: Der Mutterkonzern der Shopping-Plattform – die PDD Holding mit Sitz in Shanghai, zu der auch Pinduoduo gehört – meldet einen Nettoquartalsgewinn von 32 Milliarden Yuan (umgerechnet etwa vier Milliarden Euro), so u. a. der Spiegel. Dies bedeute eine Gewinnsteigerung von unglaublichen 144 Prozent. Der Umsatz sei um 86 Prozent auf knapp 100 Milliarden Yuan gestiegen. Der PDD-Aktienkurs fiel in der Folge laut IT Times trotzdem, weil Analysten sogar mit besseren Zahlen gerechnet hatten. Unklar ist, welchen Anteil Temu selbst am Ergebnis hat, grundsätzlich scheint die Strategie des Konzerns aber vorerst aufzugehen.

Besorgte Konkurrenz?

Immer wieder wird die Strategie von Temu als nicht nachhaltig kritisiert. Andreas Häntsch von Ebay geht zum Beispiel nicht davon aus, dass Temu sich langfristig in Deutschland halten könne. Damals war allerdings noch nicht klar, dass Temu auch europäische Händler:innen anbinden will.

Dass Shein den Konkurrenten schwach redet, ist erst recht keine Überraschung. Angesichts der insgesamt positiven Entwicklung von PDD wirken derartige Aussagen aber eher wie Wunschträume. Denn aktuell scheint Temu immun gegen Probleme von außen, auch wenn sich das schnell ändern könnte.

Zollbetrug und gefährliche Billigprodukte

Denn auch wenn der Erfolg für sich spricht, werden die Probleme von Temu nicht kleiner. Die Vorwürfe von Shein wegen Fälschungen und Betrug sind nur die neuesten rechtlichen Unannehmlichkeiten für Temu. Vor allem in Deutschland beschäftigt den Billigmarktplatz derzeit das Thema Zollbetrug. Der Vorwurf: Pakete werden falsch deklariert, um Zollgebühren zu sparen. Nun wird sogar gefordert, dass jedes einzelne Temu-Paket vom Zoll geöffnet werden sollte.

Darüber hinaus werden auch die Produkte selbst kritisiert, die über Temu nach Deutschland kommen: schlechte Qualität, Nachahmungen, teils giftige, extrem gesundheitsgefährdende Substanzen in den Produkten. Verbraucherschützer aus 17 EU-Ländern werfen Temu zudem manipulative Methoden vor, um Verkäufe und Umsätze zu steigern. Verschiedene EU-Mitgliedsländer wollen Temu zu wesentlichen Änderungen zwingen, weil der Marktplatz gegen den Digital Services Act verstoße. Kurzum: Auch wenn der Erfolg derzeit groß ist, die Probleme sind es ebenso.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 27.08.2024
img Letzte Aktualisierung: 27.08.2024
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Christoph Pech

Christoph Pech

Experte für Digital Tech

KOMMENTARE
1 Kommentare
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ralf
28.08.2024

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Ich denke die Strategie ist einfach. Es geht hauptsächlich um europäische Händler, von Anfang an. Schritt 1. war den Bekanntheitsgrad zu steigern. Temu hätte es ja machen können wir damals Rakuten, die kläglich gescheitert. Temu hat gelernt, dass es so nicht funktioniert und die Werbekosten egal wie hoch diese gewesen wären, wenig gebracht hätten. Durch das Anbieten von Billigprodukten mit samt der Strategie die gefahren wird, entstehen zwar auch große Verluste, erst mal, aber diese sind günstiger als alle anderen Werbekosten. Und es hat funktioniert und ein Brückenkopf in Europa ist errichtet. Ich denke dass auch europäische Händler und vor allem Produzenten scharenweise nach Temu abwandern. Darum geht es jetzt im zweiten Schritt. Nicht Umsonst wirbt Temu europäische Händler mit 0 Grundgebühr und 0 Provision an. Mit den europäischen Verkäufer im Boot kann sich Temu hier dann auch nach und nach den gesetzlichen Bedingungen anpassen und Billigware aus China sind dann nicht mehr so wichtig, dass man diese auf der aktuellen Basis einführt ohne Rücksicht auf rechtliche Gegebenheiten, einführt. Das wäre dann der dritte Schritt. Damit könnte Temu tatsächlich Amazon zu Fall bringen, zumal wie Amazon mit seinen Händlern umspringt. Jedenfalls kann Amazon auf die Loyalität seiner Verkäufer nicht hoffen. Diese wurde in den letzten Jahren verspielt und dies wird sich demnächst rächen. Denn: Nur Verkäufer locken Käufer an.