Kann die neue Bilderrichtlinie zum Problem werden?

Veröffentlicht: 05.08.2024
imgAktualisierung: 05.08.2024
Geschrieben von: Yvonne Bachmann
Lesezeit: ca. 3 Min.
05.08.2024
img 05.08.2024
ca. 3 Min.
Eine junge Frau sitzt auf dem Bett und shoppt bei Amazon, wobei auf der Startseite erstklassige Produktfotos zu sehen sind
grinvalds / Depositphotos.com
Amazon hat Änderungen bei der Bildauswahl auf Produktseiten angekündigt. Wir haben uns gefragt, ob das ein Risiko für Händlerinnen und Händler ist.


Diese jüngsten Änderungen im Hause Amazon betreffen die Produktbilder, deren Darstellung und Verwendung in den Bilderrichtlinien geregelt wird. Ziel der Neuerung sei es, Kundinnen und Kunden mehr Informationen für eine fundierte Kaufentscheidung zu bieten. Amazon habe die Bildauswahl in Zusammenarbeit mit seinen Marktplatz-Sellern dahingehend angepasst, sodass Bilder von Markeninhabern Vorrang haben.

Auf jeder Produktdetailseite müssen mindestens drei Bilder hinterlegt sein, unter anderem das bekannte freigestellte Produkt vor weißem Hintergrund. Zudem muss das Produkt in seinem Kontext gezeigt werden (z. B. Sonnenliege im Garten) und schlussendlich muss ein Bild mit Produktinformationen wie den Abmessungen vorhanden sein. Die Bilder werden automatisch ausgewählt, um diesen Anforderungen gerecht zu werden.

Anhängen und das Urheberrecht

Problematisch war lange Zeit die Mitverwendung der Bilder durch andere. Ein Seller kann also nicht verhindern, dass sich andere Seller an das Angebot anhängen und die Fotos mitverwenden. Dabei bleibt es auch bei der neuen Richtlinie so, dass alle zusammen dafür einstehen, dass genügend den Amazon-Standards entsprechende Bilder vorhanden sind. Es ist nicht möglich, andere Händlerinnen und Händler abzumahnen, weil sie die eigenen Bilder mitbenutzen. Das gilt nach unseren ersten Einschätzungen auch bei der Bevorzugung von Bildern der Marken-Unternehmen, die jetzt Vorrang haben, und umgekehrt. Die Bilder werden wechselseitig mitverwendet, wenn man sich legal an das Angebot angehängt hat.

Sind die Fotos hingegen geklaut und ohne Berechtigung bei Amazon hochgeladen, macht es nach wie vor keinen Unterschied, ob das Foto an erster oder an zehnter Stelle in den Produktdetails steht: Angehangen bedeutet hier generell die Mithaftung und somit die Gefahr einer Abmahnung durch die wahren Urheber. Hier schafft der neue Bilderstandard also keine neuen Gefahrenquellen. Doch die automatische Bildzuordnung kann an anderer Stelle problematisch werden.

Fehlerhafte Bildzuordnung

Detaillierte Produktfotos bringen nicht nur mehr Umsatz – sie sind auch rechtlich gesehen ein Muss. Seller haben möglicherweise dabei aber künftig weniger Kontrolle über die Darstellung ihrer Produkte, da die Bildauswahl automatisiert erfolgt. Abweichungen zwischen dem Produktfoto und der Produktbeschreibung bilden neben Ärger mit der Kundschaft auch ein Abmahnrisiko wegen widersprüchlicher und damit irreführender Angaben der wesentlichen Produktmerkmale. Durch die automatische Bildzuordnung, wie sie Amazon nun anvisiert, könnte solch eine Irreführung entstehen oder begünstigt werden und nicht nur das Vertrauen in den Shop schädigen, sondern auch eine Abmahnung provozieren. Kommt es durch die automatische Bebilderung durch den Algorithmus zu Problemen, hat man dafür einzustehen und kann nicht auf Amazon verweisen. Dass das nicht aus der Luft gegriffen ist, sondern Realität, zeigt das Urteil, über das wir berichteten.

Daher sollte man (zumindest stichprobenartig) überprüfen, zu welchen Änderungen die neuen Bilderrichtlinien in der Praxis geführt haben.

Anpassungsdruck

Neben den unzähligen gesetzlichen Vorgaben, die Händlerinnen und Händler einhalten müssen, ruft Amazon nun eines in Erinnerung: Auch unsere Regelungen müsst ihr befolgen, sonst droht der Rauswurf. Betroffene sollten sich noch einmal intensiv mit den neuen Bilderrichtlinien auseinandersetzen und prüfen, ob sie oder die Verantwortlichen, an deren Artikel sie angehängt sind, den Vorgaben entsprechen und genügend Bildmaterial zur Verfügung steht. Im Zweifel, so empfiehlt Amazon selbst, soll der Service für Verkaufspartner kontaktiert werden, bei dem ein falsches beziehungsweise fehlerhaftes Bild gemeldet wird.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 05.08.2024
img Letzte Aktualisierung: 05.08.2024
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Yvonne Bachmann

Yvonne Bachmann

Expertin für IT-Recht

KOMMENTARE
3 Kommentare
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Ines
16.08.2024

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Ich melde seit Jahren zig-fach meine falschen bzw. überschriebene Bilder durch Dritte. Was passiert seit Jahren? NICHTS! Münzkapseln werden als chinesische Plüschtiere oder Handtaschen bebildert, Sammlerbriefmarken als chinesische Notebooks. Meine Produktbeschreibungen werden willkürlich überschrieben oder ganz gelöscht. Ich habe, nach rund 25 Jahren amazon, Altersrente beantragt, weil dieses Irrenhaus einen selbst irre macht und ich keine andere Lösung mehr sehe.
Martin
07.08.2024

Antworten

Ein smarter Move wäre es von Amazon, die (ob richtig oder falsch lasse ich mal dahingestellt, die unterschiedlichen Schreibrechte lassen grüßen) hinterlegten Produktmaße dazu zu verwenden, ein automatisiert erstelltes Bild (durch Amazon!) als Nummer 10 zu verwenden. Dies würde das einheitliche Verständnis aufgrund eines durchgehend gleichen Layouts für die KundInnen bieten - anstatt dass jeder Seller sein eigenes Süppchen kocht. Illusorisch, dass Amazon das macht? Kann sein. Aber man darf doch träumen ;-)
Robert P.
06.08.2024

Antworten

Meiner Meinung nach, kommt die neue Bilderrichtlinie zu früh. Im Bezug auf die bevorstehende GPSR (Produktsicherheitsverordnung) werden sicherlich - grade bei Amazon - weitere Bilder benötigt werden. Laut Erklärung, sollen ja die Herstellerdaten sowohl bei den Artikeln, als auch auf den Umkartons sichtbar sein.https://www.onlinehaendler-news.de/typo3/record/edit?token=6c577e86ef135784d6330490c814c751f60f90a3&edit%5Btx_synews_domain_model_comment%5D%5B19660%5D=edit&returnUrl=%2Ftypo3%2Fmodule%2Fweb%2Flist%3Ftoken%3D78dafdafa3536d3acdd5069545dfc0870abf39fd%26id%3D203%26table%3Dtx_synews_domain_model_comment%26pointer%3D1%26sortField%3Ddate%26sortRev%3D1# Zusätzlich möglicherweise noch Bilder mit Sicherheitshinweisen. Im ungünstigsten Fall wären das also 3 zusätzliche Bilder. Nun einmal zu den aktuellen Amazon Bilderrichtlinien! 1. Das erste Bild auf weißem Hintergrund ist ja eigentlich schon seit Ewigkeiten gefordert. So richtig umgesetzt und korrekt hinterlegt ist es aber auch seit Jahren nicht. 2. Produkt in seinem Kontext zeigen. Hier muss man - meiner Meinung nach - höllisch aufpassen, denn sonst zeigt das Bild zusätzliche Gegenstände. Nur einmal bei dem Beispiel mit der Sonnenliege im Garten zu bleiben, hier darf dann auch nur der Garten und nicht evtl. noch ein Sonnenschirm, Gartengeräte, oder was auch immer sichtbar sein. Andere Beispiele; Ein Flaschenhalter mit Flasche, eine Kerzenständer mit Kerze, Deko Figuren in einer Vitrine, oder auf einem Regal uvm. Die Kunden könnten das ja - auch bewusst - missverstehen und sämtliche abgebildete Gegenstände einfordern. Vielleicht etwas überspitzt, aber in der heutigen Zeit oftmals gängige Praxis. Oder es müsste gut sichtbar auf dem Bild hintelegt werden, dass es sich nur um ein Deko-Beispiel handelt und sämtliche andere abgebildete Gegenstände nicht zur Bestellung gehören. Generell wird auch das Problem sein, dass nicht jeder das benötigte Equipment zur Verfügung hat um alle Produkte so zu fotografieren. 3. Produktinformationen mit z.B. Abmessungen. Vermutlich das Schwierigste in der Umsetzung, da man hier extrem viel Zeitaufwand benötigt. Es müssen ja z.B. Höhe, Länge und Breite gut verständlich angezeigt werden. Bei möglicherweise zigtausenden Produkten kann man nur viel Spaß wünschen. Da frage ich mich doch allen ernstes wofür man die verschiedenen Felder für die Produktinfos - wie eben Höhe, Länge und Breite hat. Dank der super guten Schreibrechte die Amazon so vergeben hat, werden viele Händler vermutlich vergebens versuchen Bilder zu ändern, oder hinzuzufügen. Hinzu kommt dann noch die Amazon Automatik (oder am Besten noch die Amazon KI), die ja jetzt schon nicht wirklich funktioniert. Wie Bezos schon vor längerer Zeit bemerkt hat, schafft sich Amazon langsam selber ab.