Prime Day ist Hauptursache für Verletzungen bei Amazon-Personal

Veröffentlicht: 19.07.2024
imgAktualisierung: 19.07.2024
Geschrieben von: Ricarda Eichler
Lesezeit: ca. 2 Min.
19.07.2024
img 19.07.2024
ca. 2 Min.
Fließband in einem Warenlager
Rost9 / Depositphotos.com
Schnäppchenfreude für die einen – erhöhter Arbeitsstress für die anderen. Ein US-Bericht zeigt jetzt, wie hoch das Verletzungsrisiko zum Amazon Prime Day ist.


Diese Woche lockte der Amazon Prime Day wieder mit zahlreichen Schnäppchen zum Konsumieren ein. Passend zum Event stellte US-Senator Bernie Sanders eine Untersuchung des Komitees mit dem durchaus passenden Namen HELP („Health, Education, Labor and Pensions“) vor, aus welcher hervorgeht, dass der Prime Day zu einer der Hauptursachen für Verletzungen bei Amazon-Mitarbeitenden zählt.

Demnach sollen sich im Jahr 2019 mit 45 Prozent fast die Hälfte aller Angestellten während der Arbeit rund um den Prime Day verletzt haben. Neben dem Prime Day nennt der Report auch die Peak-Season rund um den Black Friday bis Weihnachten als Risikofaktor.

Arbeitsbedingungen als „extrem unsicher“ eingestuft

Als Datengrundlage dienten dem Komitee Angaben, welche das Unternehmen dem Senat offiziell zur Verfügung stellte. Dabei wurden für das Jahr 2019 sämtliche Vorfälle erfasst, die Amazon gegenüber der US-Behörde Occupational Safety and Health Administration (OSHA) gemeldet hatte. Gemäß dieser Daten sollen sich mehr als 10 Prozent der Mitarbeitenden verletzt haben.

Bereits diese Zahl sei mehr als doppelt so hoch wie der Durchschnitt in der US-Logistikbranche. Betrachtet man jedoch auch nicht-meldepflichtige Verletzungen, also solche, die sich vielleicht mit einem Pflaster behandeln lassen, soll die Verletzungsrate bei rund 45 Prozent liegen. Als Grundlage für diese Dunkelziffer beruft sich der Bericht auf Interviews mit über 100 Amazon-Mitarbeitenden. 

Produktivität geht über Sicherheit

So berichtet eine anonyme Person, dass vor einem Prime Day ein neues Fließband im Lager eingebaut werden sollte. Die Fließbänder verfügen dabei eigentlich über eine automatische Stopp-Funktion, um Überladung und mögliche Verletzungen bei schwerer Last zu verhindern. Da die Zeit jedoch knapp war, entschied das Unternehmen angeblich, den Einbau der Funktion zu vertagen, damit das Fließband rechtzeitig zum Prime Day fertig war.

Der Komitee-Bericht stellt weiterhin die Behauptung auf, dass Amazon die Verletzungsstatistiken absichtlich manipuliert. So würden Mitarbeitende mit Verletzungen, die eigentlich meldepflichtig seien, trotzdem nur mit Erster Hilfe behandelt und dann einfach zurück zur Arbeit geschickt. Selbst wenn die Mitarbeitenden danach trotzdem einen Arzt aufsuchen, werden die Folgeschäden dadurch oft nicht mehr als Arbeitsverletzung registriert.

Amazon widerspricht veralteten und falschen Angaben

Gegenüber dem US-Nachrichtenportal CTVNews äußert ein Amazon-Sprecher deutliche Kritik an dem Bericht des HELP-Komittees. „Seit 2019 haben wir erhebliche Fortschritte gemacht – wir haben unsere Rate der meldepflichtigen Vorfälle in den USA um 28 Prozent reduziert“, heißt es in dem Statement. 

Zudem seien die zugrunde liegenden Daten einem Bericht mit fragwürdiger Methodik entnommen wurden, welchen das Unternehmen heutzutage widerspricht. Das Unternehmen beteuert, sich ausreichend auf den erhöhten Personalbedarf zu Peak-Zeiten vorzubereiten. Bestellungen würden zudem gezielt so gesteuert, dass sie an Standorten mit Kapazität bearbeitet würden, um Überlastungen vorzubeugen.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 19.07.2024
img Letzte Aktualisierung: 19.07.2024
Lesezeit: ca. 2 Min.
Artikel weiterempfehlen
Ricarda Eichler

Ricarda Eichler

Expertin für Nachhaltigkeit

KOMMENTARE
0 Kommentare
Kommentar schreiben