SPD plant rasche Abschaffung der Zollgrenze für chinesische Online-Händler

Veröffentlicht: 04.09.2024
imgAktualisierung: 04.09.2024
Geschrieben von: Tina Plewinski
Lesezeit: ca. 2 Min.
04.09.2024
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Pakete und Zoll: Logo des Online-Händlers Temu auf einer Sendung
PenguinLens / Depositphotos.com
Die geltenden Import-Regelungen der EU begünstigen Zollbetrug. Nun macht die SPD Druck, um geplante Änderungen noch schneller durchzusetzen.


Seit Monaten schwelt die Kritik an Online-Anbietern mit chinesischen Wurzeln – namentlich insbesondere Temu und Shein. Ihnen wird vorgeworfen, nicht nur den hiesigen Markt mit billigen und teils gefährlichen Produkten zu überschwemmen, sondern auch bestehende Zoll-Regularien zu missbrauchen, um Zollabgaben zu umgehen. Im Zentrum dieser Vorgänge steht die Zollfreigrenze in Höhe von 150 Euro.

Zwar gibt es vonseiten der EU bereits Pläne, die Zoll- beziehungsweise Import-Regelungen zu ändern, allerdings dauert der Prozess noch an. Bis 2028 soll die Zollfreigrenze aufgehoben werden. – Das dauert zu lange, meint nun die SPD und will den „legislativen Prozess in der EU“ beschleunigen.

„Konsequentes Einschreiten“ gefordert

„Ich bin nicht länger bereit, tatenlos zuzusehen, wie der deutsche Markt von chinesischen Versandhändlern mit Produkten zweifelhafter Qualität geflutet wird“, kommentierte Jens Zimmermann, digitalpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, laut Golem gegenüber dem Handelsblatt. „Deshalb braucht es jetzt ein konsequentes Einschreiten der Europäischen Kommission und die rigorose Durchsetzung von Zoll und Produktsicherheit in Deutschland.“

Als potenzielles Mittel, um die Importflut aus China zu bremsen, sieht die SPD in eben jener Ausweitung von Zöllen. Entsprechende Pläne, die Zollfreigrenze schnellstmöglich abzuschaffen, sind demnach in einem Positionspapier festgehalten, das die SPD am Donnerstag im Rahmen ihrer Klausurtagung beschließen will.

Zollbetrug durch falsch deklarierte Warenwerte

Das Vorhaben zielt indessen nicht nur auf die Eindämmung chinesischer Importe ab, sondern soll auch weiteren Zollbetrug verhindern. Dem SPD-Papier zufolge summieren sich die Steuereinnahmen, die dem Staat durch Zollbetrug entgehen, auf immense Höhen. Prognosen zufolge sollen rund 65 Prozent der Päckchen aus China mit falschen – also niedrigeren – Warenwerten angemeldet sein, als sie tatsächlich enthalten, um Zollgebühren einzusparen.

Um stärker gegen solche Betrugsversuche vorzugehen und ein Zeichen zu setzen, forderte der nordrhein-westfälische Finanzminister, Marcus Optendrenk (CDU), erst kürzlich, dass alle Sendungen aus Fernost vom Zoll geöffnet und auf ihre Warenwerte geprüft werden. Sein Vorschlag umfasst auch den Einsatz studentischer Hilfskräfte, denn natürlich gäbe es bei der Umsetzung einer solchen Herkulesaufgabe einen gigantischen personellen Bedarf. „Ich bin sicher, dass die Chinesen das Signal hören würden, das von einer solchen Aktion ausgehen würde“, kommentierte er dabei gegenüber der WirtschaftsWoche.

Zoll soll besser aufgestellt werden

Eine weitere Forderung, die dem SPD-Papier zu entnehmen sei, ist die Bereitstellung „massiver“ finanzieller Mittel für den Zoll. „Um das gestiegene Aufkommen von Paketsendungen künftig besser zu bewältigen, muss der Zoll personell und finanziell besser aufgestellt werden“, wird weiter aus dem Dokument zitiert. Die schiere Flut an Sendungen aus China dürfe „kein Hindernis“ für intensive Überprüfungen sein.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 04.09.2024
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Tina Plewinski

Tina Plewinski

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KOMMENTARE
8 Kommentare
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Klaus
09.09.2024

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Wie wäre es mal die eigene Wirtschaft zu fördern, die ja für Qualität stehen soll, aber durch sämtliche Hürden (Verwaltung, Steuern, Vorgaben) nicht nur Qualität verliert, sondern auch die Motivation bzw. die Perspektiven raubt.
Mr. Anonym
06.09.2024

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Tja, hier wurde ein entscheidener Punkt nicht beachtet: Die bekannten "China-Händler", liefern oft gar nicht aus dem Ausland, sondern haben Verteilerzentren/Lager in Deutschland! Beispie aus der Praxis: Ich hatte bei eBay einmal etwas bestellt, im Impressum waren nur chinesische Zeichen zu lesen (also ein Verkäufer/Händler aus China). Bereits nach 2 Tagen war die Ware da. Abgesendet von einem "Depot XY" aus Frankfurt am Main..... Die Realität sieht anders aus als hier dargelegt: Die Chinesiche Billig-Ware wird nicht aus China nach Deutschland zum Kunden(Endverbraucher geschickt, nein. Die "Chinahändler" schicken (vermutlich Containerweise) Ware an ihr "Verteilerzentrum/Lager" in Deutschland. Von dort aus wird dann jede Bestellung zum Kunden geschickt! Neben dem Zollproblem (hier: ob die "Container" verzollt wurden), ist ein viel bedeutenderes Problem für alle inländischen Händler vorhanden, und dies bereits seit Jahren: Die "China-Händler" mit Lager/Verteilerzentrum in Deutschland müssten eigentlich ein Gewerbe in Deutschland anmelden, samt allen Pflichten wie Besteuerung, Gewerbesteuer, Umsatzbesteuerung, Widerrufsbelehrungen etc. ... In der Realität steht bei solchen "Lagerversendern" dennoch ein Chinesiches Impressum, ein Wiederrufsbelehrung etc. findet man selten. Beispiel: Ich hatte nach einer Bestellung mal nachgefragt, wohin ich die Ware zurückschicken soll (da mir der Artikel nicht zusagte). Es wurde sich partout geweigert, eine Rücksendeadresse zu nennen und ich blieb auf der Ware sitzen...! Die hier von EU / dem Politiker geplanten Dinge gehen leider mal wieder an der Realität und dem größeren Problem vorbei! Ich kann hier nur Unwissenheit vermuten.
Konrad Kraus
05.09.2024

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Es wird höchste Zeit das sich jemand um das schon seit 15 Jahren existierende Betrugsmodell aus China kümmert,wir kaufen seit 2009 Maschinen und Zubehör aus China ein und immer wieder versuchen die Händler mit falschen CE Papieren zu betrügen , oder der Chinese setzt den Kaufpreis willkürlich und ohne Zustimmung des Empfängers niedriger an , aber der Zoll hat es jedesmal ( auch mit unserer Hilfe ) entdeckt . Es ist nicht nur lästig wenn der Zoll eine Warensendung festhält, aber die Chinesen versuchen jetzt auch regelmäßig unser Steuersystem zu betrügen, indem sie die Waren mit falschen Kaufpreisen deklarieren. Die Verkaufsplattformen EBay ,Amazon, Otto und CO beteiligen sich hier -unwissentlich- am Verbraucherbetrug , der Verkäufer weiss sehr genau ,das er nur mit einem Firmensitz in China statt in Europa für Sanktionen der Marktaufsicht nicht greifbar ist . hoffen wir das die Wahlschlappe der Ampel endlich dazu führt das demnächst Schluss ist mit CE und Steuerbetrug sonst verlieren wir noch mehr Firmen und Arbeitsplätze in Deutschland und Europa und wenn 500.000 Temu Pakete täglich am Flughafen Lüttich in Belgien ankommen, kann man sich leicht ausrechnen was bald passiert.
DJ
05.09.2024

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Na, das wurde aber auch Zeit. Zusätzlich sollte man €25,00 Bearbeitungsgebühr berechnen...und schon hat man das Problem im Griff.
Michael
05.09.2024

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Dieses ständig mit dem Finger auf andere zeigen, weil man selbst seine Wirtschaftpolitik nicht richtig in die Reihe bekommt, nervt. Es ist immer jemand anderes an alles Schuld. Am liebsten der böse Chinese....
Michael
05.09.2024

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Das problem würde sich von alleine lösen, wenn der Weltpostverein China endlich nicht mehr als Entwicklungsland einstufen würde. Die können Ihren ramsch für nen Appel und ein Ei zu uns schicken. China ist mittlerweise Industrienation Nr. 1. Einfach lachhaft was da abgeht!
JK
05.09.2024

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Es wäre wünschenswert, dass die SPD in dieser Angelegenheit effektiver handelt als in der Vergangenheit auf Landesebene, um mittelfristig positive Entwicklungen zu ermöglichen. Als deutscher Händler frage ich mich, wie es unter den aktuellen Bedingungen mit den zahlreichen Steuern, Abgaben und bürokratischen Anforderungen möglich sein soll, ein wettbewerbsfähiges Geschäft zu betreiben. Zusätzlich erschwert wird dies durch die Tatsache, dass aufgrund internationaler Vereinbarungen Pakete aus China zu deutlich geringeren Kosten nach Deutschland versendet werden können, als es innerhalb Deutschlands möglich ist. In der Vergangenheit waren chinesische Händler zudem bis zu einem Bestellwert von 20 € von der Umsatzsteuer befreit, was ungleiche Wettbewerbsbedingungen schuf. Auch heute gibt es Unterschiede in den Handelsbedingungen: Während ich als deutscher Händler für bestimmte importierte Waren hohe Strafzölle (teilweise über 100 %) entrichten muss, können chinesische Anbieter vergleichbare Waren bis zu einem Wert von 150 € zollfrei nach Deutschland einführen. Diese Situation führt zu Wettbewerbsverzerrungen, die es erschweren, als lokaler Händler im Markt zu bestehen.
R.H
05.09.2024

Antworten

Einfach mal die Konditionen im Weltpostvertrag ändern. Damit dürfte das Problem doch eigentlich schon gelöst sein!