In und um Karlsruhe werden derzeit mehrheitlich neue Ansätze zum Warenladungs- und Lieferverkehr getestet – dazu zählt auch die Lieferung per Tram.

In einem gemeinsamen Projekt erarbeiten zahlreiche Institutionen und Unternehmen – darunter das Karlsruher Institut für Technologie, die Hochschule Offenburg, DB Engineering & Consulting sowie die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft – derzeit ein fahrzeugtechnisches und logistisches Konzept für eine „Gütertram“ auf der Basis einer Karlsruher Zweisystem-Stadtbahn. Karlsruhe und Umland fungieren hierbei als Modellregion, da hier sowohl Straßenbahnstrecken in der Stadt als auch Eisenbahnstrecken im Umland bereits seit fast 30 Jahren kombiniert sind. 

Das Verbundprojekt läuft unter dem Namen LogIKTram, ist im März gestartet und soll insgesamt drei Jahre laufen. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit insgesamt rund 2,75 Millionen Euro, meldet das am Projekt beteiligte Unternehmen SimPlan. 

Schienenverkehr verstärkt im urbanen Raum nutzen

Untersucht wird, wie sich der Einsatz einer Straßenbahn für Lieferungen auf den Straßen- und Schienenverkehr auswirkt. Zudem werden ein Logistikkonzept sowie eine Informations- und Kommunikationstechnik-Plattform, mit der die Logistik sowie der Betrieb der Bahn geplant und gesteuert werden kann, entwickelt. Ziel sei, die bestehende Straßenbahn- und Eisenbahninfrastruktur für den Warentransport zu verwenden. Auch mehrere Logistikdienstleister, die die Tram künftig nutzen könnten, würden dazu ihre Anforderungen einbringen, heißt es. 

Die Grundidee sei, mehr Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern – auch für die letzte Meile –, um sowohl die Verkehrsklimabilanz zu verbessern als auch urbane Räume zu entlasten. Gerade in Städten wird diese Transportmöglichkeit jedoch bislang kaum genutzt. Einige Zusteller haben die logistischen Möglichkeiten von Straßenbahnen bereits erprobt, etwa Hermes im April vergangen Jahres: Mit dem Zustellverfahren könnten 57 Prozent an CO2-Emissionen gespart werden, hieß es zum Pilottest. In Dresden wiederum wurde die CarGo-Tram zum Jahresende 2020 eingestellt. Diese wurde von den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB) betrieben und hatte Güter an das VW-Werk geliefert, die jedoch aufgrund konzerninterner Umstrukturierungen nicht länger Bedarf an dieser Transportmethode hatten. 

Gütertram soll Waren und Personen befördern

Für den Modellversuch stellt die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) ein älteres Fahrzeug zur Verfügung. Dieses soll für die Anforderungen des Transports von Gütern angepasst werden und als erstes Demonstrationsobjekt bzw. für Tests dienen. „Ein weiteres Teilprojekt namens regioKArgoTramTrain soll es darauf aufbauend ermöglichen, die neue Bahn nicht nur testweise auf dem Betriebshof, sondern im Realbetrieb auch in der Region einzusetzen“, so Ascan Egerer, technischer AVG-Geschäftsführer.

Der Fachbereich für Fahrzeugsystemtechnik (FAST) des Karlsruher Instituts für Technologie entwickelt zudem Lösungen, um durch variable Gestaltung des Innenraums Platz für die Güter zu schaffen, die zusätzlich zu Personen befördert werden sollen. Transportbehälter sollen automatisiert ein- und entladen sowie über Vorrichtungen wie Haken und Riegel gesichert werden – dafür müssten die Bahnen an den Stationen möglichst präzise stehen und Behälter sich zentimetergenau bewegen lassen. Bestehende Fahrpläne und damit Fahrgastwechselzeiten sollen dabei aber beibehalten werden, schildert der Bericht die Herausforderungen des Vorhabens. Sowohl die Testumgebung als auch logistische Abläufe sollen zunächst in Simulationen untersucht werden. 

Darüber hinaus wolle man umfassend informieren sowie Dialoge mit Stakeholdern und Öffentlichkeit führen, um den notwendigen Technologie- und Wissenstransfer vor Ort und auch für andere Regionen zu ermöglichen.