Lassen sich Straßenbahnen für die Paketzustellung auf der letzten Meile einsetzen? Ein Forscherteam der Frankfurt University of Applied Sciences hält dies für durchaus möglich.

Straßenbahnen sind in fast jeder großen Stadt Deutschlands zu finden und bringen Tag für Tag Menschen von A nach B. Warum diese also nicht auch in die Paketzustellung integrieren? Das hat die Frankfurt University of Applied Sciences gemeinsam mit der Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main sowie Hermes in einem Pilotprojekt getestet.

Nun wurde die Studie ausgewertet mit dem zentralen Ergebnis, dass eine Paketzustellung mit der Straßenbahn grundsätzlich möglich wäre und sich lohnen würde.

Begrenztes Transportvolumen in der „Logistiktram“

Beim Pilotversuch in der Frankfurter Innenstadt wurden die Pakete von einem Hermes-Depot mithilfe eines Elektro-Transporters zu einem Straßenbahndepot gefahren und dort in die Straßenbahn verladen. Diese fuhr an eine bestimmte Station im Stadtkern, von dort aus übernahmen Zusteller mit Elektro-Lastenrädern die letzten Meter zu den Empfängern. Während des Testbetriebs wurde der normale Fahrgastbetrieb nicht gestört, die Fahrten fanden nur außerhalb der Stoßzeiten statt und in der jeweiligen Tram befanden sich auch keine Fahrgäste, wie das Nachrichtenportal Informationsdienst Wissenschaft (idw) zum Ablauf schreibt.

Technisch gesehen konnten die Forscher das Projekt als Erfolg verbuchen, eigens gebaute Rampen sorgten für ein einwandfreies Be- und Entladen. Außerdem wurde eine geeignete Transportbox entwickelt und getestet. Allerdings wurde auch ersichtlich, dass das Transportvolumen aufgrund der Mehrzweckabteile in den Straßenbahnen begrenzt ist. „Wir sind trotzdem überzeugt, dass sich auch im Praxisbetrieb der Pakettransport mit der Tram bewähren würde“, betont Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke vom Research Lab for Urban Transport (ReLUT) an der Frankfurt University of Applied Sciences.

Wirtschaftlich im grünen Bereich

Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus betrachtet wäre eine Zustellung per Straßenbahn durchaus sinnvoll. Mit dieser Variante kostet die Lieferung im Schnitt 1,93 Euro pro Paket, mithilfe eines herkömmlichen Transporters vom Depot bis zur Haustür 1,65 Euro. Hier wurden externe Kosten wie beispielsweise durch Umweltverschmutzung und Staus allerdings noch nicht mit eingerechnet. Als umweltfreundlich erweist sich die Logistiktram allemal, mit dem Zustellverfahren lassen sich 57 Prozent an CO2-Emissionen einsparen. „Wenn 89 Fahrten pro Tag auf die Schiene verlagert würden, könnte man 199,76 Tonnen CO2 im Jahr einsparen – das entspricht dem Ausstoß von 77 Autos mit einer Jahreslaufleistung von 13.500 Kilometern“, so der Wissenschaftler.

Ein Folgeprojekt, um die Anforderungen an die Tram, Stationen, Container sowie Nutzer und Transportboxen genauer zu analysieren, wurde bereits beantragt.