Wie schnell doch die Zeit vergeht. Der Januar ist vorbei und es wird Zeit, dass wir einen Blick auf die wichtigsten Ereignisse im Hause Amazon werfen. So bestätigte der Online-Riese unter anderem, dass man tatsächlich einen eigenen Paketlieferdienst auf die Beine stellen wollte. Außerdem: Die Kooperation mit Bastei Lübbe hat scheinbar mehr Schaden als Erfolg gebracht.

Fernglas

(Bildquelle Eye of the Beholder:hjl via Flickr, keine Änderungen, bestimmte Rechte vorbehalten)

E-Books: Illuminati-Streit eskaliert, Probleme mit Buchpreisbindung und Warnhinweise

Dass Amazon ganz am Anfang seiner Geschichte ein Buchhändler war, wissen so manche gar nicht. Doch tatsächlich sind Bücher – und vor allem E-Books mit dem hauseigenen Kindle-Reader – ein wichtiges Standbein für Amazon. Kein Wunder, dass die Verkäufe und die Bekanntheit gepusht werden sollten. In Deutschland hatten Kunden die Möglichkeit, zwischen dem 08. und 14. Januar 2016 die digitale Ausgabe von Dan Browns Bestseller Illuminati kostenlos herunterzuladen und auf der Kindle-App zu lesen. Illuminati erscheint im Bastei Lübbe Verlag, der ohnehin dafür bekannt ist, mit Amazon zusammenzuarbeiten, aber gleichzeitig auch in der Buy Local-Initiative engagiert ist.

Damit ist jetzt aber Schluss, denn die Initiative hat die Kooperation mit dem Verlag beendet. „Grund sind Differenzen aufgrund wiederkehrender Marketingaktivitäten des Verlages mit dem Online-Versender Amazon“, heißt es von Buy Local selbst. Während Bastei Lübbe die Vorwürfe zurückweist und erklärt, dass man auch beispielsweise mit Tolino Werbeaktionen starte, gab es bereits die nächste Meldung: Sowohl Amazon als auch der Bastei Lübbe-Verlag wurden von der Genossenschaft Ebuch abgemahnt. In dem Schreiben an Amazon heißt es unter anderem, dass der kostenfreie Download eines preisgebundenen Buches gegen das Preisbindungsgesetz verstößt. Bastei Lübbe wird in einem anderen Schreiben der Genossenschaft EBuch als „Mittäter“ bezeichnet. Wie es in diesem Streit weitergeht, werden die kommenden Wochen zeigen. Sowohl Amazon als auch Bastei Lübbe hatten bis zum 29. Januar Zeit, eine Unterlassungserklärung abzugeben. Ob dies geschehen ist, ist nicht bekannt.

Tatsächlich ist das aber nicht gerade Amazons einzige Baustelle in puncto Buchpreisbindung. Denn offenbar gibt es bei Amazons Createspace Verstöße gegen die Buchpreisbindung. So verkauft nämlich beispielsweise Thalia die Createspace-Werke billiger als Amazon selbst.

Amazon geht außerdem gegen mangelhafte E-Books vor. So hat das Unternehmen angekündigt, dass ab dem 03. Februar 2016 E-Books mit Warnhinweisen versehen werden, wenn diese gravierende Rechtschreibfehler oder Makel in puncto Formatierung oder Bildqualität vorweisen. In schwerwiegenderen Fällen, bei denen die Fehler so gravierend sind, dass die Lesbarkeit nachhaltig beeinträchtigt ist, können die Titel als „unlesbar“ eingestuft und sogar (vorübergehend) aus dem Sortiment herausgenommen werden.

Logistik: eigener Paketlieferdienst, lange Lieferzeiten und ein eigener Seefrachter

Während Amazon mit seiner E-Book-Sparte einige Probleme hat, erschütterte eine andere Meldung die KEP-Branche. Denn das Unternehmen gab Anfang Januar bekannt, dass man „einen eigenen Zustelldienst für Paketlieferungen aufbauen“ wolle. Um das Ziel zu erreichen, wolle man vorerst neue Verteilzentren einrichten – und zwar in der Nähe von deutschen Metropolen bzw. Metropolregionen. Die Suche nach geeigneten Standorten laufe bereits. Mit dem Aufbau eines eigenen Paketlieferservices würde sich Amazon von Paktdiensten wie DHL oder Hermes emanzipieren. Und vielleicht ist dies gar nicht so schlecht, denn gerade nach Weihnachten hatte Amazon mit extrem langen Lieferzeiten zu kämpfen. Davon waren auch Prime-Mitglieder betroffen.

In puncto Logistik gab es aber noch eine weitere Meldung. Auf dem Pazifischen Ozean soll ein Seefrachter unterwegs gewesen sein, der dem Online-Händler Amazon zugeordnet werden konnte. Wenn Amazon den Transport von Waren über den Ozean selbst übernehmen würde, würden vor allem chinesische Händler davon profitieren. „Amazons Seefracht wird weit attraktiver für chinesische Verkäufer sein, als für amerikanische Kunden. Chinesische Lieferanten würden nur allzu gern den direkten Zugriff auf Amazons riesigen amerikanischen Kundenstamm haben“, erklärte Ryan Peters, CEO des amerikanischen Spediteurs Flexport.

Technik: Kooperation mit Ford, Dash Replenishment Geräte und Echo für unterwegs

Amazon will seinen Kunden möglichst viel Service bieten. Mit dem Dash Button und dem dazugehörigen Amazon Dash Replenishment-Programm will der Online-Riese seinen Kunden mehr Convenienz bieten. So wurde Mitte Januar bekannt, dass demnächst die ersten intelligenten Geräte erhältlich sein werden, die bei Bedarf selbstständig Verbrauchsprodukte nachbestellen. Zu den ersten Dash Replenishment-Geräten gehören unter anderem ausgewählte Drucker der Marke Brother, eine Waschmaschine von GE oder auch ein Blutzuckermessgerät von Gmate. Für Amazon ist Dash Replenishment ein lukratives Programm, da die Nachbestellungen stets bei Amazon aufgegeben werden. Den Plan, zum alleinigen Versorger der Kunden zu werden, dürfte Amazon ebenfalls im Hinterkopf haben.

Aber auch bei Alexa gibt es Neuigkeiten. Bereits am 05. Januar 2016 wurde bekannt, dass es eine Kooperation mit dem Autohersteller Ford geben wird. So will Ford seine Fahrzeuge noch intelligenter machen und sie mit dem Amazon-Lautsprecher Echo bzw. der integrierten Sprachassistentin Alexa ausstatten. Durch die Integration von Alexa in die Autos können Nutzer sowohl von Zuhause aus das Auto beispielsweise entsperren oder aber aus dem Auto heraus Kontakt mit dem eigenen (von Amazon verknüpften) Zuhause aufnehmen. Wer sich jedoch keinen Ford zulegen will, aber auch nicht auf Alexa verzeichneten möchte, wenn er unterwegs ist, hat Grund zur Freude: In den kommenden Wochen soll eine kleinere, tragbare Version des intelligenten Lautsprechers Echo auf dem US-amerikanischen Markt erscheinen.

Amazon-Geschäftszahlen

Zu guter Letzt gibt es noch die wichtigsten Geschäftszahlen von Amazon. Im letzten Quartal von 2015 wurde der Umsatz im Vorjahresvergleich um 22 Prozent auf über 35,7 Milliarden Dollar gepusht. Der Betriebsgewinn wuchs um 88 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar und der Nettogewinn stieg auf insgesamt 482 Millionen US-Dollar, was einem Anstieg von 125 Prozent entspricht. Die Anleger zeigten sich jedoch nicht zufrieden, weswegen die Aktie nachbörslich um 13 Prozent abrutschte.

Für das Gesamtjahr 2015 konnte Amazon mit Blick auf den Umsatz ein Plus von 20 Prozent auf 107 Milliarden US-Dollar vorweisen. Nach einem Verlust von 241 Millionen Dollar im Jahr 2014 konnte 2015 ein Nettogewinn von 596 Millionen US-Dollar erzielt werden.