Neue Ideen und Trends wie ein Gefühls-Armband oder Influencer sollen Amazon noch mehr Kunden und Umsatz bringen. Allerdings stößt der Online-Riese auch immer wieder auf Probleme wie Datenschutz, diebische Mitarbeiter und Hacker. 

Neue Projekte und Kennzahlen im E-Commerce

Der Online-Handel mit Mode kann einerseits lukrativ, aber auch nervig sein: Hohen Umsätzen stehen ebenfalls hohe Kosten für Retouren gegenüber. Amazon geht das Thema auf mehreren Ebenen an: Die trendbewusste Instagram-Generation soll durch Influencer-Kollektionen zum Impulskauf verleitet werden – die Angebote bei „The Drop“ sind jeweils nur 30 Stunden verfügbar. Zurückschicken bei Nichtgefallen geht vermutlich schneller. Damit es aber gar nicht erst zur kostenintensiven Rücksendung kommt, will Amazon die Vielfalt der menschlichen Anatomie genauestens erkunden und vermisst Testpersonen in 3D-Körperscannern. Um das richtige Maß geht es auch bei der neuen Kennzahl, die Amazon in Deutschland einführen wird: den Lagerbestandsindex. Wenn Händler, die Fulfillment by Amazon nutzen, ihre Ladenhüter nicht verkaufen können und in ihrem Lager einen gewissen Wert unterschreiten, wird der Platz im nächsten Quartal verkleinert. 

Logistik: Widerstand und Spiele

Bei allen News über neue Technologien fragt man sich unweigerlich: Läuft nicht bald alles automatisch im Online-Handel? Nein – zumindest nicht im Amazon-Lager, erklären verantwortliche Manager des Online-Riesen. Denn noch seien die Lager-Roboter kaum in der Lage, einzelne Sachen richtig zu greifen. Der Mensch bleibt also noch einige Zeit unverzichtbar – muss aber auch bei monotonen Arbeiten im Lager bei der Stange gehalten werden. Das versucht Amazon mit Hilfe von spielerischen Elementen aus dem sogenannten Gamification-Ansatz: Die Arbeiter sehen an einem Bildschirm wie ihre Tätigkeit quasi als Videospiel dargestellt wird – aus einem einfachen Picker wird so ein Burgbauer. Auch wenn Amazon-Lager Arbeitsplätze schaffen, gibt es teils Widerstand, wenn neue gebaut werden. Dieser kommt zumeist von den Anwohnern, die den rasant wachsenden Verkehr fürchten, wie in Schönefeld bei Berlin. Den Verkehr auf der Letzten Meile will Amazon mit einem neuen Projekt entlasten: In Italien und Großbritannien testet das Unternehmen, wie die Kunden ihre Pakete selbst im Einzelhandel abholen. 

Kritik: Mitarbeiter stehlen Technik, Hackerangriffe und Tadel für Alexa

Wo viel Geld fließt, wird auch die Gier mancher Menschen geweckt – inner- und außerhalb Amazons. Hacker konnten im vergangenen Herbst Accounts von Amazon-Händlern knacken und Geld auf eigene Konten umleiten, der genaue Schaden ist noch unklar. Rund 100.000 US-Dollar betrug der Wert von Waren, die sich Amazon-Mitarbeiter in den USA unter den Nagel rissen. Sie ließen in einem Fulfillment-Center Smart Watches von Apple mitgehen. Dabei werden die Lager-Mitarbeiter von Amazon schon umfassend überwacht, was Probleme mit dem Datenschutz bringt. Verstöße gegen den Datenschutz kritisiert die deutsche Justizministerin Katarina Barley auch bei Amazons Alexa: Amazon müsse höchstmögliche Datenschutz- und Sicherheitsstandards garantieren und Kunden einfach, klar und verständlich informieren. 

Technik: Licht und Schatten von Alexa

Dabei arbeitet Amazon an Möglichkeiten, den Alexa-Nutzern wieder etwas mehr Kontrolle über ihre Daten zu geben. Nach einem neuen Patent könnten Nutzer Alexa erst am Ende ihres Befehlssatzes aktivieren, ob das System allerdings überhaupt auf den Markt kommt, ist unklar. Dabei kann die digitale Assistentin ja durchaus hilfreich sein und das eigene Gut schützen – zum Beispiel als eine Art Alarmanlage wie bei Alexa Guard. Erfasst das System verdächtige Geräusche wie klirrendes Glas im Haus, schickt es einen Alarm an den Besitzer, der sich dann live dazu schalten kann, um zu erkennen, ob es ein Einbrecher oder doch nur das Haustier war. Um Erkennen geht es bei einem weiteren smarten Patent von Amazon: Ein Armband kombiniert mit einer App soll via Stimmerkennung dem Nutzer helfen, die Gefühle von Menschen zu deuten. 

Hinter den Kulissen: Großzügige MacKenzie, visionärer Jeff Bezos

Wo viel Geld fließt, wird manchmal auch die Großzügigkeit des Menschen geweckt – etwa bei Jeff Bezos Ex-Frau MacKenzie, die sich nach der Scheidung über rund 37 Milliarden US-Dollar freuen darf. Jetzt gab sie bekannt, dass sie die Hälfte an die Organisation Giving Pledge spenden wird, die damit wohltätige Zwecke finanziert. Ex-Mann Jeff hingegen schießt das Geld in den Himmel: Seine Raumfahrtfirma Blue Origin hat jetzt eine Mondlandefähre vorgestellt, die bis 2024 dort landen soll. Langfristiges Ziel: Die Besiedelung des Weltraums.