Amazon experimentiert in einigen Versandzentren mit Gamification und will durch den spielerischen Ansatz den Mitarbeitern die Arbeit leichter machen – und mehr Leistung rauskitzeln.

Gamification beschreibt die Anwendung von spielerischen Methoden und Elementen in anderen Bereichen wie etwa der Arbeitswelt. Die Tätigkeit kann parallel als Spiel dargestellt und zum Beispiel Highscores angezeigt oder kleine virtuelle Auszeichnungen vergeben werden, wie man es von klassischen Videospielen kennt. Auch Amazon testet das Prinzip jetzt in fünf Versandzentren, unter anderem in Seattle und Manchester. Das Unternehmen will so die Mitarbeiter zu mehr Leistung motivieren. Das berichtet die Washington Post.

Burgen bauen im Amazon-Versandlager

Ein Beispiel: Wenn der Mitarbeiter aus dem Versandzentrum Artikel in Pakete packt, wird auf einem zusätzlichen Bildschirm gezeigt, wie ein neuer Stein in eine Burg gesetzt wird – bis sie irgendwann fertig ist und der Angestellte vielleicht noch eine virtuelle Auszeichnung erhält. Mitarbeiter, die Artikel aus den Regalen holen, fahren im Spiel als Rennautos um die Wette. Die Mitarbeiter können bei den Games einzeln oder auch in Teams gegeneinander antreten. Die Spiele haben Namen wie „Mission Racer“, „Picks In Space“ oder „Dragon Duel“. 

Gefahren durch Gamification

Von der Washington Post befragte Amazon-Mitarbeiter loben den Gamification-Ansatz, die Arbeit sei so weniger langweilig, heißt es. Allerdings könne es auch zu einem gegenteiligen Effekt kommen, warnt die Spiele-Expertin Jane McGonigal. „Wettbewerb macht nur für kurze Zeit Spaß. Sobald die Arbeiter anfangen, hinter ihren Kollegen zurückzubleiben, macht es weniger Spaß und kann sogar kontraproduktiv sein.“

Immer wieder gibt es Kritik an den Arbeitsbedingungen bei Amazon. Das Unternehmen scheint – nicht nur mit diesem Gamification-Projekt – mehr an seinem Negativ-Image als Arbeitgeber schrauben zu wollen. Zuletzt hatte Jeff Bezos in seinem Brief an die Aktionäre auf das Wohlergehen seiner Mitarbeiter gepocht und auf die Erhöhung des Mindestlohns verwiesen. Ob das Gamification-Prinzip auch in Deutschland getestet werden soll, ist unklar.