In unserem Monatsrückblick zeigen wir die interessantesten Themen aus dem März – von Notrufen aus Amazon-Lagern bis zu vermuteten Freudenrufen bei Jeff Bezos ob seiner Position als reichster Mensch der Welt.

Amazon versucht viel, um seine Kunden zufrieden zu stellen: Vom neuen Amazon Day bis zur Ausweitung des Sortiments für den Ratenkauf. Doch der E-Commerce-Riese löst auch immer wieder Kritik und Gegenwehr aus – etwa durch seine schwierigen Arbeitsbedingungen und die Abhängigkeit der Händler vom Marktplatz. Hier sind die beliebtesten Themen im März:

Neue Services: Amazon Day startet, Gegenwind für Amazon Go

Der jetzt offiziell gestartete „Amazon Day“ soll der Paketflut in Intervallen ein Ende setzen: Kunden in den USA können nun einen Tag festlegen, an dem sie alle ihre Amazon-Bestellungen entgegennehmen. Das so eingesparte Verpackungsmaterial sowie weniger Ressourcenverbrauch bei den Lieferungen wird nicht nur die Empfänger freuen, sondern auch Amazon und die Umwelt. In Zeiten von „Friday for Future“ dürfte der Dienst mittelfristig wohl auch in Deutschland und anderen Märkten starten. Kein neuer Anfang, sondern eher das Ende droht hingegen Amazons kassenlosem Supermarkt Go in verschiedenen US-Städten. Weil die Kunden für den Einkauf in Amazons HighTech-Filialen ein Bankkonto oder eine Kreditkarte brauchen, werden Bürger ohne solche diskriminiert, heißt es in dem offiziellen Gesetzesentwurf. Philadelphia, New Jersey und San Francisco haben bereits Initiativen gestartet. Bis Jahresende wollte Amazon in den USA eigentlich 50 neue Go-Läden eröffnen.

Entwicklungen: Ende von Dash Button und PopUp-Läden, Probleme mit Prime

Doch es gibt auch Läden, die Amazon selbst schließen will: Nämlich alle 87 PopUp-Stores in den USA. Stattdessen setzt der Konzern auf seine Buch-Filialen Amazon Books und die 4-Sterne-Läden, in denen Produkte mit besonders guten Bewertungen zum stationären Kauf bereit stehen. Auch eine eigene Billig-Supermarktkette könnte bei Amazon in Planung sein, sagt zumindest die Gerüchteküche. Schon Geschichte ist Amazons Dash Button, den das Unternehmen nach einem Gerichtsurteil weltweit vom Markt genommen hat. Unsere Rechtsexpertin Sandra May erläutert in ihrem Kommentar nochmal die juristischen Hintergründe – und warum das Urteil absehbar war. Unklar ist hingegen, wie das Verfahren der deutschen Monopolkommission gegen Amazon ausgeht. Zuletzt störten sich die Marktwächter insbesondere an Amazon Prime, der Dienst soll „entbündelt“ werden, so der Vorsitzende Achim Wambach.

Marktplatz: Fake-Bewertungen, verletzte Anhängpflicht, Ausweitung Ratenkauf

Auch Amazons Marktplatz kämpft immer wieder mit Problemen, wie etwa gefälschten Bewertungen. Nun wurde das US-Unternehmen Cure Encapsulations zu einer Strafe von 12,8 Millionen US-Dollar verdonnert, weil es bei einem Dienstleister Fake-Rezensionen in Auftrag gegeben hatte, um den Absatz einer Diät-Pille zu steigern. Deutlich weniger, aber immerhin noch rund 2.400 Euro, musste ein Online-Händler zahlen, weil er zu einem Produkt auf dem Amazon-Marktplatz eine extra Artikel-Detailseite angelegt hatte. Das widerspricht aber dem Anhänge-Prinzip auf Amazon, nachdem gleiche Produkte nicht mehrfach in der Suche erscheinen sollen. Mehr Produkte – vor allem von anderen Anbietern – können Amazon-Kunden jetzt über monatliche Raten erwerben. Amazon weitet den Kauf per Ratenzahlung somit unter anderem auf Smart Speaker, Digitalkameras oder Plattenspieler aus. 

Kritik: Vendoren als Seller, Cloud für Bundespolizei, Arbeitsbedingungen

Alarm bei den Großhändlern, die als Vendor an Amazon liefern: Das Unternehmen will, dass sie künftig eher im Rahmen des Seller-Status direkt an die Endkunden verkaufen. Das gelte jedoch nur für Händler, die keine eigenen Marken haben, klärt ein deutscher Amazon-Experte auf. Trotzdem ist die neue Strategie, mit der Amazon Kosten sparen will, für einige Händler existenzbedrohend. Und es zeigt erneut: Die Abhängigkeit von Amazon ist gefährlich. Von einer gewissen Abhängigkeit von Amazon kann man auch bei der Bundespolizei sprechen: Diese speichert sensible Videos von Polizisten-Bodycams in Amazons Cloud. Der Grund: Es gebe keinen anderen Anbieter, der das technisch umsetzen kann. Das wurde kritisiert. Es soll nur eine Übergangslösung sein – wann ein eigenes System vom Bund einsatzbereit ist, ist allerdings unklar. Noch mehr Kritik gibt es immer wieder an den Arbeitsbedingungen in den Amazon-Lagern. Ein neuer Bericht verweist auf knapp 200 Notrufe in fünf Jahren – fast aus jedem vierten Lager in den USA stammen demnach Vorfälle wie Selbstmordversuche etc. 

Hinter den Kulissen: Jeff Bezos bleibt steinreich, der Amazon-Kunde loyal

Doch es gab auch gute Nachrichten für Jeff Bezos: Er bleibt nämlich der reichste Mensch der Welt. Mit rund 131 Milliarden US-Dollar lässt er Bill Gates und Warren Buffett hinter sich. Woher der ganze Reichtum kommt? Ein Grund ist sicherlich das boomende Business des Amazon Marketplace. Laut den jüngsten Zahlen legte der Marktplatz 2018 im Vergleich zum Vorjahr nämlich um 34 Prozent zu. Amazons zuständige Gesellschaft für den Marktplatz, Services Europe S.à.r.l, erreichte mit einem Netto-Erlös von rund 10,2 Milliarden Euro einen neuen Rekord. Ein Grund für den Erfolg des Marktplatzes wiederum könnte die Kundentreue sein – so zumindest eine neue Studie, die von einem „Höchststand der Kundenloyalität gegenüber Amazon“ spricht. Die Studie stammt allerdings von Feedvisor, einem Unternehmen, dass Händler und Marken dabei unterstützt, auf Amazon zu verkaufen.