Kürzere Frist: Amazon will Lagerhüter schneller entsorgen

Veröffentlicht: 03.09.2024
imgAktualisierung: 03.09.2024
Geschrieben von: Tina Plewinski
Lesezeit: ca. 2 Min.
03.09.2024
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Logo des Online-Riesen Amazon an einem Gebäude
AVFC / Depositphotos.com
Amazon will die Bestände in seinen Lagern optimieren und verschärft in diesem Zuge den Umgang mit nicht verkaufbaren Produkten.


Lagerhüter sind ein Problem für Amazon – sie bringen keinen Umsatz, blockieren wichtigen Platz, der für Verkaufsschlager relevant wäre, und belasten dadurch die Bilanzen. Daher ist es auch wenig verwunderlich, dass Amazon neue Strategien sucht, die Lagerleichen loszuwerden. Gerade auch das anstehende Weihnachtsgeschäft dürfte den Konzern nun getrieben haben, die bisherigen Prozesse anzupassen.

In einer offiziellen Nachricht im SellerCentral teilte Amazon jetzt mit, dass die Richtlinien rund um Remissionen von Lagerbeständen mit Versand durch Amazon geändert werden. 

Händler müssen aktiv werden

Konkret umfasst die Neuerung Folgendes: Nicht verkaufbaren Lagerbestand will Amazon künftig nach einer Frist von bereits 23 Tagen entfernen oder spenden. Bisher galt eine Frist von 30 Tagen. Der neue Prozess greift schon ab dem 16. September 2024 – und zwar in jenen Fällen, in denen Händlerinnen und Händler „die automatischen Einstellungen für nicht verkaufbaren Lagerbestand im Vereinigten Königreich oder in der EU nicht aktiviert haben“.

Die Änderungen sollen mehr Platz für die FBA-Produkte der Marktplatz-Seller schaffen und ihnen darüber hinaus helfen, Lagergebühren zu sparen, kommentiert Amazon weiter. Wenn sie die Entsorgung ihrer Produkte vermeiden wollen, müssen Händlerinnen und Händler also aktiv werden. Ihnen stehen folgende Optionen zur Verfügung:

  • Sie erstellen einen manuellen Remissionsauftrag
  • Sie entscheiden sich in den automatischen Einstellungen für das „Liquidieren“ der Produkte, „um einen Rückgewinnungswert zu erzielen“
  • Sie wählen in den automatischen Einstellungen die „Remission“, wodurch betroffener Lagerbestand an die Seller oder Drittanbieter-Spediteure gesendet wird

Zeitlich gibt es dabei offenbar keinen Spielraum, wie es weiter heißt: „Sobald wir nach Ablauf der Frist von 23 Tagen einen Auftrag zur Entsorgung erstellt haben, kann dieser nicht mehr storniert werden.“

Amazon verweist auf Bedeutung der Kreislaufwirtschaft 

Die Entsorgung von Neuware oder neuwertiger Retouren hatte Amazon in der Vergangenheit immer wieder massive Kritik eingebracht. 2018 hatten Recherchen des investigativen ZDF-Fernsehmagazins Frontal21 ergeben, dass der Konzern tonnenweise Produkte, darunter auch Neuwaren, vernichtete. Jeden Tag seien Waren im Wert von mehreren zehntausend Euro betroffen, hieß es damals. 2022 hätten neue Recherchen von nur unzureichenden Entwicklungen innerhalb der Strukturen gesprochen. Die Entsorgung von Produkten sei weiterhin Teil des Marktplatz-Segments.

Amazon verwies in diesem Rahmen stets darauf, dass Vernichtung lediglich als letzte Option eingesetzt werde. Kritik übte der damalige Deutschland-Chef, Ralf Kleber, auch an hiesigen Gesetzen, durch die eine Vernichtung nicht selten lukrativer sei als das Spenden. Darüber hinaus verfolge der Konzern zahlreiche Projekte, um den Umweltschutz im eigenen Unternehmen voranzutreiben – darunter beispielsweise ein Fokus auf nachhaltigeres Versandmaterial, die Reduzierung von Versand- und Verpackungsmaterialien, der Einsatz von Elektro-Fahrzeugen bei der Auslieferung von Paketen oder die Nutzung von sauberem Strom.

Auch im Zuge der Ankündigung der neuen Richtlinien sagte Amazon, dass man sich „in der EU der Kreislaufwirtschaft verschrieben“ habe. „Wenn ein Entsorgungsauftrag erstellt wird, spenden oder recyceln wir alles, was wir können“, so der Konzern.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 03.09.2024
img Letzte Aktualisierung: 03.09.2024
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Tina Plewinski

Tina Plewinski

Expertin für Amazon

KOMMENTARE
2 Kommentare
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Matthias
10.09.2024

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Ich Frage mich, wie das mit der Aufforderung von Amazon zusammen passt, den gesamten Warenbedarf für das Weihnachtsgeschäft bis spätestens zum 31.10. einzusenden. Bis Weihnachten sind es dann doch ein paar mehr als 23 Tage
Redaktion
10.09.2024
Hallo Matthias, im aktuellen Artikel geht es um Waren, die einer Remission unterliegen, also Retouren und Rücksendungen. Diese werden bei Amazon FBA künftig nur noch 23 Tage eingelagert. Es geht ausdrücklich nicht um Neuware, die noch verkaufsbereit ist und die du frisch ans Lager gesandt hast! Gruß, Die Redaktion