Eignen sich Straßenbahnen auch für den Paketversand? In Frankfurt am Main wird das jetzt erforscht – und zwar gemeinsam mit Amazon. Die Bestellungen des Online-Konzerns werden im Rahmen des Forschungsprojekts „LastMileTram“ der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) aktuell mit den Straßenbahnen der Verkehrsgesellschaft VGF ausgeliefert.

Gütertram fährt einen Monat lang Pakete aus

Gänzlich neu sind Ansätze für Pakettransporte mit der Tram nicht, gestartet ist das Projekt schon 2018. Dabei hat es 2019 auch schon einen Testlauf mit Hermes gegeben, ebenso machte man in Dresden, Frankreich und der Schweiz Versuchsfahrten. Und auch das Forschungsinstitut Fraunhofer Austria hat vor zwei Jahren Pilotversuche für die Paketbeförderung per Bahn in Wien durchgeführt, bei denen die Fahrgäste auf ihren Pendelstrecken Sendungen von einer Packstation zur nächsten mitnehmen konnten.

Anders als in Österreich sind in Frankfurt aber keine Fahrgäste involviert, sondern es gibt eine eigens dafür abgestellte Gütertram. Diese ist seit dem 6. September zwischen dem Stadtrand und der Frankfurter Innenstadt unterwegs: Sie fährt von Amazon aus die Haltestellen „Stadion“ und „Zoo“ sowie den Betriebshof Gutleut an. Der Test soll jetzt einen Monat lang laufen.

Weniger Verkehr und CO₂-Belastung

Erklärtes Ziel des Versuchs ist die Entlastung des Straßenverkehrs und eine Minderung der damit einhergehenden Lärmbelastung. Ebenso sollen die CO₂-Emissionen im Stadtgebiet reduziert werden. Um dies zu erreichen, gibt es ein dreistufiges Lieferkonzept: Zuerst werden die Sendungen auch am Amazon-Verteilzentrum in Raunheim mit E-Transportern zur Tram-Station befördert und fahren dann weiter mit der Straßenbahn. In der Innenstadt werden die Sendungen anschließend mit elektrisch betriebenen Lastenrädern bis zur Haustür geliefert.

„Unsere bisherigen Simulationsergebnisse zeigten, dass der dreistufige Prozess gegenüber der herkömmlichen einstufigen Belieferung ökonomische wie auch ökologische Vorteile erzielen kann“, erklärt der Projektleiter und Hochschulpräsident Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke von der Frankfurt UAS. „Wir erhoffen uns, das Konzept in Zukunft dauerhaft in Frankfurt etablieren zu können und auch an weiteren Standorten umzusetzen, um so den Straßenverkehr in Großstädten deutlich zu entlasten.“

Und auch Amazon erhofft sich von dem Projekt Vorteile für die eigene Klimabilanz: „Die Dekarbonisierung unseres Logistiknetzwerks spielt eine Schlüsselrolle, um das Ziel unseres Klima-Versprechens Climate Pledge zu erreichen: bis 2040 in allen Geschäftsbereichen CO₂-neutral zu sein. Wir investieren, experimentieren und innovieren weiterhin in diesem Bereich und freuen uns über die Zusammenarbeit mit der VGF und der UAS in der nächsten Phase dieses Projekts“, sagt Martin Andersen, Country Director MEU AMZL bei Amazon.

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