Nach dem kurzfristig angesetzten Streik der Lokführergewerkschaft GDL hat die Deutsche Bahn die Tarifrunde für diese Woche abgesagt.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) befindet sich im Streik. Seit Mittwochabend 22 Uhr und noch bis Donnerstagabend 18 Uhr sind Reisende angehalten, die Bahn zu meiden, denn diese operiert nur im Rahmen eines Notfallfahrplans, die meisten Züge fallen aus. Mit dem sehr kurzfristig angekündigten Streik kurz vor den geplanten Tarifgesprächen mit der Deutschen Bahn hat die Gewerkschaft für Unmut bei dem Konzern gesorgt. Dieser ist so groß, dass die Bahn die angesetzte zweite Tarifverhandlungsrunde für diese Woche komplett abgesagt hat.

„Entweder man streikt, oder man verhandelt. Beides gleichzeitig geht nicht“, erklärte Martin Seiler, Personalvorstand der Deutschen Bahn, laut Spiegel. In der ersten Verhandlungsrunde hatten sich beide Seiten auf einen Fahrplan für die Tarifrunde geeinigt, nach dem wöchentlich weiter verhandelt werden sollte. „Wer diese Verabredungen in dieser Gestalt bricht und kurzfristig zu Streiks aufruft und die Reisenden damit in Haftung nimmt, der kann nicht erwarten, dass wir weiter am Verhandlungstisch sitzen“, so Seiler weiter.

Teilweise fahren gar keine Züge

Im Zuge des Streiks fallen mehr als 80 Prozent der Züge aus. Wie viele Bahnangestellte streiken, ist noch nicht bekannt, die Auswirkungen sind aber massiv. Fahrgästen wird geraten, Reisen zu verschieben. Dies gilt auch im Regionalverkehr, wo teilweise gar nichts fährt. Die ersten Züge fuhren schon vor Streikbeginn um 22 Uhr am Mittwoch nicht mehr, um zu gewährleisten, dass sie nicht auf freier Strecke stehen bleiben und nach dem Streik zügig wieder in den Normalbetrieb gewechselt werden kann.

Knackpunkt verkürzte Arbeitszeit

Die Fronten zwischen der Deutschen Bahn und der GDL scheinen verhärtet, eine schnelle Einigung ist aktuell nicht in Sicht. Beim Thema Gehalt gibt es zwar Kompromissspielräume: Die GDL fordert pauschal 555 Euro mehr Gehalt im Monat, die Bahn bietet elf Prozent. Bei der geforderten Inflationsausgleichsprämie von 3.000 ist das Bahn-Angebot (2.850 Euro) sogar fast an der Forderung. Schwierig wird es aber schon bei der Laufzeit: Die GDL will die Entgelterhöhung in zwölf Monaten, die Bahn sieht 32 Monate vor. Aber auch an diesem Punkt scheint es grundsätzliche Gesprächsbereitschaft zu geben.

Der Knackpunkt, der nun auch zum überraschenden Streik geführt hat, ist die Forderung nach einer Absenkung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich. Der Punkt ist für die GDL zentral, die Deutsche Bahn lehnt diesen aber kategorisch ab und signalisiert auch keine Gesprächsbereitschaft. „Ganz eindeutig ist es der Bahnvorstand, welcher kein Interesse an einer Lösung am Verhandlungstisch hat“, kritisiert der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky. Er nennt den zeitlichen Zusammenhang zwischen Warnstreik und Verhandlungen „übliche und gängige Praxis“. „Wer glaubt, zulasten der Mitarbeiter zynisch auf Zeit spielen zu können, befindet sich im Irrtum.“

Die nächsten Gesprächstermine sind für den 23. und 24. November angesetzt. Ob diese Gesprächsrunde stattfinden wird, ist offen. Beide Seiten äußern sich dazu bislang nicht. Klar ist: Ein Spaziergang wird dieser Tarifstreit für die Deutsche Bahn nicht.

Sie wollen immer über die neuesten Entwicklungen in der Logistik informiert sein? Mit unseren Newslettern erhalten Sie die wichtigsten Top-News und spannende Hintergründe direkt in Ihr E-Mail-Postfach – Jetzt abonnieren!