Um den United States Postal Service (USPS) steht es aktuell schlecht. Jetzt setzen sich große E-Commerce-Firmen für eine Rettung des US-Postdienstes ein. 

Im zweiten Quartal 2020 verlor die US-Post 2,2 Milliarden Dollar, im gesamten letzten Geschäftsjahr schrieb der Dienst 3,4 Milliarden Dollar Verluste bzw. fast neun Milliarden Dollar, werden Zusagen für Pensionen und Gesundheitsversorgung hineingerechnet, wie die WirtschaftsWoche (WiWo) schreibt. Die Auswirkungen der finanziellen Probleme sind vielfältig.

Kritische Sparmaßnahmen bei der US-Post

Zuletzt erzeugten die Finanzprobleme vor allem politische Debatten: Seit Juni ist der Logistiker Louis DeJoy Chef der US-Post und fährt eine Sparpolitik im Konzern, die eine Debatte zur Manipulation der Briefwahl im Rahmen der US-Präsidentschaftswahl auslöste. Der Unterstützer von US-Präsident Donald Trump – den Trump auch nach Ansicht der Demokraten selbst als neuen Post-CEO „installiert“ habe –  baute nämlich die Infrastruktur der Post kurzerhand um: Briefkästen reduziert, Sortiermaschinen abmontiert und erfahrene Beamte an andere Standorte versetzt. Bundesstaaten sollten einen Zuschlag für die Beförderung von Briefwahlunterlagen zahlen, wie etwa die Süddeutsche Zeitung schreibt. Dafür musste sich der Post-Chef vor dem Bundesgericht Manhattan verantworten, denn aufgrund des Coronavirus könnten viele US-Amerikaner auf diese Art der Abstimmung zurückgreifen. 

Jetzt nahm DeJoy die Sparreformen zurück, damit nicht der Anschein eines Problems bei der Briefwahl erweckt werde und sicherte eine pünktliche Zustellung der Unterlagen zu, meldet Deutschlandfunk

Zustellprobleme bei der US-Post 

Zu den finanziellen Problemen der Post gesellen sich aktuelle, durch die Corona-Pandemie bedingte Lieferverzögerungen. Zwar wurden im Juni 93,7 Prozent der erstklassigen Postpakete pünktlich zugestellt, ähnlich liegt die Pünktlichkeitsrate bei Diensten wie FedEx und UPS. Aber: „Selbst bei 93,7 Prozent können diese anderen 6,3 Prozent Hunderttausende von Paketen sein“, zitiert ein CNBC-Bericht zur Lage der US-Post Satish Jindel, Gründer des Versanddaten-Analysten ShipMatrix. Denn die Post bewege Zehnmillionen von Paketen am Tag. 

US-Post ist wichtiger Partner für Online-Händler 

All das bringt Schwierigkeiten für Händler und E-Commerce-Unternehmen mit sich. Sowohl für kleine als auch große Unternehmen ist der USPS ein wichtiger Partner für das eigene Geschäft: Amazon wickelt, trotz eigenem Fulfillment- und Lieferservice, einen nicht unwesentlichen Teil seiner Paketzustellungen über den Postdienst ab. Analysten zufolge seien dies zwischen 30 und 40 Prozent. Daneben profitieren auch UPS, DHL und FedEx von der Post, etwa, wenn die Zustellung für sie nicht rentabel wäre – das gilt vor allem für die Auslieferung auf der letzten Meile in ländliche Gebiete, für die sich die Infrastruktur des US-Postdienstleisters nutzen lässt. Für Inhaber kleinerer Online-Unternehmen sei der USPS sogar oft die kostengünstigste und zuverlässigste Versandoption, die es gibt, schreibt CNBC weiter.

Gerade diese kleinen Firmen fürchten sich jetzt allerdings vor Preiserhöhungen. Laut Trump seien höhere Preise eine Möglichkeit für die Post, aus ihren finanziellen Schwierigkeiten herauszukommen, da sie die Lieferdienste für Amazon, Walmart & Co. viel Geld kosten würden. Eigenen Poststudien nach soll das nicht stimmen, heißt es in der WiWo. Dennoch kündigte die US-Post jetzt zumindest Peak-Zuschläge für das Weihnachtsgeschäft an. Dauerhaft könnten höhere Preise bei der US-Post zu stärkerem Wettbewerbsdruck mit den anderen Logistikern führen. Für Weihnachten ist das noch nicht zu befürchten, UPS und FedEx zogen für diesen Zeitraum mit Versandzuschlägen nach.

Etsy & Ebay fordern finanzielle Hilfe für die Post

Aufgrund der angespannten Lage forderten E-Commerce-Marktplätze konkrete Unterstützung für die Post: „Die überwiegende Mehrheit der Etsy-Verkäufer in den USA – 91 Prozent – verlassen sich bei der Zustellung ihrer Pakete an die Verbraucher auf USPS“, erklärte kürzlich Etsy CEO Josh Silverman in einem Schreiben an den US-Kongress und forderte die Gesetzgeber deshalb auf, eine Notfallfinanzierung für die Post bereitzustellen. Auch die sogenannte Package Coalition, eine Lobbygruppe, die unter anderem von Amazon und Ebay unterstützt wird, habe den Gesetzgeber dazu angehalten, den Service „erschwinglich und zuverlässig“ zu halten. Ähnlich äußerte sich das Public-Policy Team von Ebay selbst: Der Kongress solle einen „starken und lebensfähigen“ Postdienst unterstützen. 

Ein Ebay-Botschafter für Kleinunternehmen habe laut CNBC außerdem in einer Sitzung mit den Verantwortlichen darüber gesprochen, sicherzustellen, dass USPS ein öffentlicher Dienst bleibe. Konservative Vordenker glauben hingegen, dass eine – zumindest teilweise – Privatisierung nach dem Vorbild der Deutschen Post den Service retten könnte, wie die WiWo schreibt. Vor allem wegen des gesunkenen Briefvolumens, dem Kerngeschäft des USPS, könnte die Zustellung an nur fünf statt sechs Tagen erfolgen und so die Kassen entlasten. Das erinnert zumindest an Vorschläge, die es auch hierzulande schon für eine wirtschaftliche Optimierung der Post gab.

Trump hatte sich zuletzt dann doch wieder gegen die Vorwürfe ausgesprochen, dass er den Betrieb der Post vor der Wahl stören wolle und schrieb stattdessen „Rettet die Post!“,  wie dpa/Süddeutsche Zeitung berichten. Nun sei eine zusätzliche Finanzierung von 25 Milliarden Dollar im Gespräch.