Die Gewerkschaft Verdi stellt sich gegen die Sonntagszustellung. Es geht vor allem um den Schutz der Angestellten. Update: Nun hat auch das Bundesarbeitsministerium klar Stellung bezogen.

Die aktuellen Paketmengen stellen die Paketdienste hierzulande vor große Herausforderungen. In Berlin wurden deswegen bereits kurz vor Ostern Eilanträge für die Zustellung an Sonn- und Feiertagen gestellt, welche von einem Berliner Gericht allerdings abgelehnt wurden. In Bayern hatte die DHL jetzt mehr Glück. In München könnte der Logistiker zum ersten Mal die Paketzustellung an einem Sonntag durchführen. Auch in Zukunft will der Bonner Konzern an Sonntagen liefern, um einen Kollaps zu vermeiden.

Deutliche Kritik dafür gibt es jetzt allerdings von Verdi. Die Gewerkschaft sieht eine Ausnahmeregelung für die bundesweite Sonntagszustellung für unnötig an. „Aufgrund der bestehenden Kontaktbeschränkungen in der Corona-Pandemie ist in der Zustellung die Erreichbarkeit der Kundinnen und Kunden an den Werktagen sehr hoch“, wird ein Sprecher des Bundesvorstands beim Spiegel zitiert.

Schutz der Mitarbeiter sollte Priorität haben

Wie der Sprecher außerdem betont, könne die Sonntagszustellung kein Ersatz für benötigtes Personal sein. Außerdem stünden die Mitarbeiter zurzeit ohnehin schon unter großem Druck. „Der Schutz der Beschäftigten muss jetzt an erster Stelle stehen, denn die Belastung der Beschäftigten ist bereits jetzt extrem hoch“, so die Argumentation von Verdi. Wäre es notwendig, „aus Gründen des Gesundheitsschutzes regional die Zustellung am Sonntag zu organisieren, so muss dies vorher mit den örtlichen Betriebsräten abgestimmt werden.“

Aufgrund des gestiegenen Paketvolumnes und der Tatsache, dass sich die Paketdienste, anders als in der Vorweihnachtszeit, darauf nicht vorbereiten konnten, versucht die Deutsche Post DHL Group auch weiterhin, Sonderregelungen für eine Sontagszustellung in der nächsten Zeit zu erreichen.

Update: Bundesarbeitsministerium positioniert sich

Nun hat sich auch das Bundesarbeitsministerium zu Wort gemeldet und lehnt die Zustellung an Sonntagen ebenfalls entschieden ab. „Wie bereits das Verwaltungsgericht Berlin in mehreren Eilverfahren entschieden hat, liegt keine Versorgungskrise vor, die die Versorgung der Bevölkerung durch eine Sonntagszustellung von Paketen dringend nötig machen würde“, wird ein Sprecher von Arbeitsminister Hubertus Heil bei RP Online zitiert. Das aktuell erhöhte Paketaufkommen sei kein Grund, „um in das verfassungsrechtlich garantierte Recht auf Sonntagsruhe einzugreifen“, so die Meinung des Ministeriums. „Es ist auch politisch nicht nachvollziehbar, warum die in der Krise erheblich zusätzlich belasteten Paketzustellfahrer noch weiteren Zumutungen ausgesetzt werden sollen.“