Das Paketaufkommen zum Black Friday war etwa gute 40 Prozent höher als im vergangenen Jahr – was Logistiker durchaus an die eigenen Kapazitätsgrenzen bringt. 

Die potenzielle Überlastung der Paketdienstleistungsunternehmen zählt zu einer der größten Ängste von Online-Händlern im diesjährigen Weihnachtsgeschäft, wie jüngst eine aktuelle Befragung des Händlerbunds ergab. Nicht ohne Grund, wie sich kürzlich zeigte: So gerieten einige DHL-Logistikzentren in den vergangenen Tagen ins Straucheln und meldeten Verzögerungen bei der Paket-Bearbeitung sowie bei der Versorgung mit Wechselbrücken, Rollbehältern und weiterem Leergut. Auf den entsprechenden Beitrag meldeten zudem weitere Leserinnen und Leser des Logistik Watchblog an ihren DHL-Standorten Einschränkungen, unter anderem auch bei der Paketabholung.

Infolgedessen haben wir bei einigen Logistikern nachgehakt, um herauszufinden, wie der Saisonstart verlief und ob zusätzliche Maßnahmen greifen, wie etwa die Schaffung von mehr Kapazitäten und Personal, um das aktuelle Weihnachtsgeschäft gut zu bewerkstelligen.

DHL informiert Geschäftskundschaft zeitnah durch Vertrieb über Probleme

DHL hatte die Geschäftskunden über Probleme am Standort in Kenntnis gesetzt, wie die Berichte verschiedener Händler belegten. 

Die aktuellen Herausforderungen bestünden einerseits darin, dass das Unternehmen aktuell sehr hohe Paketmengen im Netz habe. Andererseits führen neue Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie  – dazu dürfte die bundesweite Einführung von 2G im Einzelhandel zählen –, dass noch mehr im Internet bestellt werde. „Deshalb kann es zu starken Schwankungen bei den täglichen Bestellungen und daraus resultierenden Paketmengen kommen. Hinzu kommt ein angespannter Transportmarkt, der es noch herausfordernder macht, Spitzen an einzelnen Wochentagen abzumildern“, erklärt ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage. 

Wie auch in den Vorjahren hat DHL jedoch frühzeitig Vorkehrungen zur Bewältigung der hohen Paketmengen in der Vorweihnachtszeit getroffen. So werden insgesamt rund 10.000 Aushilfskräfte in allen Bereichen der Produktion eingesetzt und rund 13.000 zusätzliche Fahrzeuge und 600 zusätzliche E-Trikes sind für den Logistiker unterwegs. „Sollte es in bestimmten Regionen zu Engpässen kommen, informieren wir unsere Kunden über die jeweiligen Vertriebsmitarbeiter der Deutschen Post DHL zeitnah“, so DHL. Diese seien auch der richtige Ansprechpartner, wenn es einmal zu Versäumnissen komme. Bei den bereits kommunizierten Abgabefristen für Weihnachtspakete gibt es ansonsten keine Änderungen. 

GLS: „2021 hatten wir mehr Vorbereitung und wussten, was auf uns zukommt“

GLS räumt ein, dass  Sondersituationen wie die Cyber-Week den Logistiker vor große Herausforderungen stellen. „Alle Mitarbeitenden müssen große Anstrengungen leisten, um die steigenden Paketmengen händeln zu können – in einem gemeinsamen Kraftakt gelingt uns dies jedoch“, so ein Sprecher. 

Grundsätzlich plane man das Herbst- und Weihnachtsgeschäft akribisch und habe Routinen entwickelt, um den steigenden Paketmengen gerecht zu werden.

„Die in diesem Jahr erneut hohe Paketzahl haben wir so erwartet und können entsprechend vorhersagen, ab welchen Mengen bestimmte Zusatzmaßnahmen in unseren Standorten zum Tragen kommen (müssen). Dort, wo wir 2020 teilweise von den immensen Paketmengen überrascht worden sind, hatten wir 2021 mehr Vorbereitung und wussten, was auf uns zukommt“. Dabei komme GLS die eigene  dezentrale Struktur zugute, durch die sich einzelne Standorte niedrigschwellig unterstützen könnten. Darüber hinaus habe der KEP-Dienst in diesem Jahr „so viele Infrastrukturprojekte wie noch nie angestoßen bzw. umgesetzt“ – dazu zählen der Ausbau von Depots und operative Instrumente, etwa eine zweite Welle bei der Zustellung von Sendungen. Verzögerungen und Änderungen der Abgabefristen zum Weihnachtsgeschäft würden sich derzeit nicht abzeichnen, heißt es. 

Hermes: Netzwerk läuft stabil

Gute Nachrichten gibt es aktuell auch von Hermes. Das Netzwerk laufe auch nach der Black Week wie schon während des gesamten Weihnachtsgeschäfts stabil. „Die Vorbereitungen der letzten Monate haben sich also gelohnt“, meldet uns der Logistiker. Es bleibe aber  abzuwarten, welche Auswirkungen die derzeit dynamische Entwicklung äußerer Rahmenbedingungen letztlich auf die Sendungsmengen haben werde. So sei es aktuell schwer abzuschätzen, wie sich die pandemische Lage weiter auf das Konsumklima wie auch auf die Abläufe in den Logistikketten auswirken wird. Dabei weist Hermes etwa auf die Einführung der 3G-Regel am Arbeitsplatz hin – infolge dieser hatte etwa auch das Deutsche Verkehrsforum vor Lieferproblemen gewarnt.  

Hermes beobachtet bereits im gesamten bisherigen Verlauf der Corona-Pandemie eine sehr heterogene Entwicklung bei den Paketmengen, „was auf eine hohe Volatilität im Bestellverhalten der Konsument*innen zurückzuführen ist“, begründet der Logistiker. 

Man sei für die restlichen Wochen der Peak-Saison weiterhin gut aufgestellt, bundesweit verzeichne man auch keine nennenswerten Verzögerungen. „Grundsätzlich sind wir stets in engem Austausch mit unseren Auftraggebern, sodass wir im Falle des Falles gemeinsam schnell auf veränderte Bedingungen reagieren können“, so die Botschaft an Geschäftskunden. Auch bei Hermes haben die bereits genannten Abgabefristen zum Weihnachtsversand weiterhin Bestand.

DPD: Gemeinsame Mengen- und Abholplanung vor Weihnachten ist besonders wichtig

Sowohl die Black Week als auch Cyber Week zeichnen sich bei DPD durch ein hohes Paketaufkommen aus. Daher habe DPD sich bereits im Vorfeld eng mit den eigenen E-Commerce-Kunden abgestimmt, um das Vorgehen innerhalb dieser besonderen E-Commerce-Rabattwochen zu besprechen. „Entsprechend verteilen sich die Mengen zunehmend stärker auf mehrere Versandtage, sodass die Zustellung am Ende – auch im Interesse der Versender und Empfänger – effizienter verläuft, statt zu ein oder zwei Tagen mit Extremmengen zu führen“, führt das Unternehmen aus. So habe das Unternehmen am Ende Paketmengen verzeichnet, wie sie bereits im Vorfeld zu erwarten waren. „Die Erwartungen wurden positiv erfüllt“. 

Auch DPD hat vorab Arbeitskräfte und Fahrzeuge aufgestockt: In den Wochen vor Weihnachten sind rund 2.000 zusätzliche Fahrzeuge sowie rund 4.000 zusätzliche Arbeitskräfte in Zustellung und Paketumschlag im Einsatz, zudem wurden neue Standorte in Mannheim oder das Satellitendepot in Neuseddin eröffnet. „Daher verlief der Paketversand auch im Zuge von Black Friday und Cyber Week insgesamt störungsfrei – trotz Tagesmengen von mitunter weit über 2 Millionen Paketen“, heißt es weiter. Nennenswerte Laufzeitverzögerungen wurden nicht registriert und auch die Abgabefristen für Weihnachtspakete werden beibehalten.

DPD weist außerdem darauf hin, dass man ganzjährig mit den Geschäftskunden „in einem guten, produktiven Austausch“ stehe. Allerdings: Gerade in den Wochen vor Weihnachten sei die gemeinsame Mengen- und Abholplanung besonders wichtig und die Grundlage einer optimalen Paketverarbeitung. „Je früher bekannt wird, dass es Abweichungen von den bisher bei uns eingebrieften Mengen gibt, desto einfacher können wir darauf reagieren“, erklärt der Logistiker.

UPS: Laufzeiten und Fristen bleiben bestehen

Auch UPS teilte mit, dass geplante Laufzeiten, wie sie das Unternehmen an dieser Stelle angibt hat, bestehen blieben. Das gilt auch für die aktuellen Abgabefristen. 

UPS startet stets zu Jahresbeginn, nach dem letzten Weihnachtsgeschäft, mit der Planung der kommenden Peak-Saison. Der Logistiker setzt u. a. auf eine Doppelbesetzung seiner Zustellfahrzeuge, sodass parallel zugestellt werden kann: Für die Weihnachtszeit erhalten etwa Teilzeit-Mitarbeiter die Möglichkeit, mehr Stunden zu arbeiten und in der Sortierung und als Helfer bei der Zustellung von Paketen zu unterstützen. Außerdem unterstützen bei UPS auch Angestellte aus nicht operativen Bereichen (etwa Marketing, Personalabteilung) u. a. in der Sortierung, bei der Be- und Entladung der Zustellfahrzeuge oder ebenfalls als Helfer auf einer Tour. Beschäftigte mit Firmenwagen nutzen diese für die Paketzustellung und entlasten dadurch die regulären Zustelltouren. Es komme auch vor, dass Zusteller regelmäßig aus ihrem eigenen Umfeld Unterstützung erhalten, so ist beispielsweise der Lebenspartner als Zustellhelfer mit auf der Tour. Weltweit stelle UPS etwa 100.000 Saisonkräfte ein, schwerpunktmäßig in den USA. Hierzulande werden etwa 1.200 Aushilfen eingestellt. Grundsätzlich stelle UPS schwerpunktmäßig gegen Ende des Jahres ein. „Diese Einstellungen erfolgen mit der Perspektive einer längerfristigen Beschäftigung“, heißt es von UPS. „Wir gehen zurzeit davon aus, dass wir ca. 50 Prozent davon dauerhaft beschäftigen werden“.

 

Einen Überblick über die Versandfristen der Paketdienste haben wir bereits zusammengestellt. Marktplätze wie Ebay weisen zudem auf die Fristen für DHL-Geschäftskunden hin. 

Hinweis: Dieser Beitrag wurde am 13.12. um Informationen zu UPS aktualisiert.