Die rasant gestiegenen Paketmengen während der Coronapandemie lassen auch die Nachfrage nach elektrischen Lieferwagen in die Höhe schnellen. Autobauer erwarten in den kommenden Jahren eine deutliche Trendwende hin zu günstigeren Preisen.

Nationale und internationale Paketdienste haben zwar schon seit einigen Jahren die Elektromobilität auf dem Zettel, noch immer besteht aber ein Großteil der Lieferflotten aus Diesel- und Benzinfahrzeugen. Das könnte sich in den kommenden Jahren rasant ändern, vor allem die Coronapandemie und die damit im vergangenen Jahr deutlich angestiegenen Paketmengen könnten den Wandel hin zu elektrischen Lieferwagen erheblich beschleunigen, wie einige Experten jetzt voraussagen.

„Die Denkweise hat sich weltweit geändert und die Leute verstehen, dass die Zukunft elektrisch ist“, betont Avinash Rugoobur, Chef des britischen StartUps Arrival bei der Wirtschaftswoche. Der Konzern entwickelt E-Lieferwagen, vom US-amerikanischen Paketdienst UPS liegt ein Auftrag über 10.000 elektrische Transporter vor. Aktuell seien die Anfragen nach Elektrotransportern und -bussen vier- bis fünfmal so hoch wie noch vor einem Jahr.

Günstigere Preise sollen Wandel vorantreiben

Aktuell seien die Preise für E-Lieferwagen noch auf einem verhältnismäßig hohen Niveau. Das könnte sich aber in den kommenden Jahren ändern. Bis 2025 sollen laut Experten die Batteriepreise für die Fahrzeuge so weit sinken, dass sie kaum teurer sind als Autos, die mit Diesel und Benzin laufen. Auf Dauer könnten die E-Autos sogar günstiger sein, da die Elektromotoren weniger anfällig für Reparaturen sind. Dass sich vor allem die Paketdienste intensiv mit dem Thema einer grünen letzten Meile beschäftigen müssen, zeigen auch die geänderten Kundenbedürfnisse. Statt Schnelligkeit steht bei vielen Konsumenten nun vermehrt der Aspekt der Nachhaltigkeit im Fokus, Dienstleister müssen sich dementsprechend anpassen. „Im Mittelpunkt stehen die Logistikkonzerne. Sie bekommen von allen Seiten Druck“, erklärt Rob Fowler, Chef des Anbieters Volta Trucks. Die Schweden arbeiten an einem 16-Tonnen-E-Lkw für den Güterverkehr.

Weltweit soll der Absatz an kommerziellen E-Fahrzeugen bis 2025 auf drei Millionen steigen, so eine Prognose des Energie-Beratungsunternehmens Wood Mackenzie. 2030 soll dann sogar die Neun-Millionen-Grenze erreicht werden.

Wettkampf um den StreetScooter

Anführer in Sachen Elektromobilität hierzulande ist die Deutsche Post DHL Group, die aktuell 14.000 StreetScooter besitzt. Das E-Auto-StartUp soll vom Bonner Logistiker allerdings noch in diesem Jahr eingestampft werden, zu hohe Verluste hat die Herstellung der elektrischen Lieferwagen dem Unternehmen eingefahren. Nachdem die Deutsche Post lange Zeit keinen Käufer oder neuen Investor für StreetScooter gefunden hat, ist nun ein Kampf um den E-Lieferwagenhersteller entbrannt. Erst vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass sich gleich vier potenzielle Käufer für das deutsche Unternehmen interessieren