Natürlich beruht die Leistung von Logistikunternehmen auf der Effizienz ihrer Mitarbeiter. Doch gerade in der heutigen Zeit müssen diese mehr denn je leisten und gleichzeitig mit weniger Raum als früher auskommen. Logistikunternehmen sollten deshalb die Arbeitsplätze besonders ergonomisch gestalten. Wir haben SSI Schäfer besucht und zeigen, wie sich der Arbeitsplatz ergonomisch gestalten lassen kann.

Ergonomie am Arbeitsplatz

(Bildquelle Arbeitslplatz: © Kadmy via fotolia.com)

Am 23.März 2015 veranstaltete der Händlerbund gemeinsam mit der eCONment GmbH einen Workshop in Frankfurt, der sich mit den erhöhten Krankenständen in der Logistik befasst hat. Wir berichteten von der Veranstaltung hier im Logistik-Watchblog in Form einer Themenreihe, die Gründe, die Einflussfaktoren und mögliche Verbesserungsansätze aus den Vorträgen und Expertendiskussionen für Sie darlegten. Gleichzeitig verfolgen wir mit dem Logistik-Watchblog das Ziel, Sie bestmöglich zu informieren. 

Während des Workshops haben wir erneut festgestellt, dass die Ergonomie an den modernen logistischen Arbeitsplätzen einen hohen Stellenwert bei den Herstellern von intralogistischen Systemen darstellt, sodass wir uns während der Veranstaltung schon entschieden haben, einen vertiefenden Bericht zu verfassen und diesen nachzureichen.

Zu diesem Zweck haben wir uns im Nachgang mit Vertretern von SSI Schäfer ausgetauscht, und möchten Ihnen hiermit einen erweiterten Überblick über moderne Arbeitsplätze in der Logistik geben. Denn wie die Praxis zeigt, tragen diese zu einem wesentlichen Teil zu einem verbesserten Gesundheitszustand der Mitarbeiter und somit zu reduzierten Krankenständen bei gleichzeitiger Unterstützung in der Produktivität und Motivation bei.

Logistische Arbeitsplätze als Schlüssel für hohe Leistung, Qualität und effiziente Prozesse

Ergonomische Arbeitsplätze sind für SSI Schäfer der Schlüssel für hohe Leistung und Qualität sowie effiziente, kostengünstige Prozesse. Denn auch in Zeiten hochmoderner Lagerautomation hat die menschliche Leistung nach wie vor einen hohen Einfluss auf Faktoren wie Durchsatz, Qualität und Lieferzeit. Eine besondere Anforderung an Kommissionierarbeitsplätze stellt die demographische Entwicklung der Bevölkerung und das Altern der Gesellschaft dar. 

Anwender fordern flexible, körperlich entlastende Arbeitsplatzlösungen, die ergonomisch optimiert, gesundheitserhaltend und individualisierbar sind. SSI Schäfer bietet maßgeschneiderte Arbeitsplätze, die nach dem ergonomics@work!®-Konzept gestaltet sind und beispielsweise auch Mitarbeitern mit Handicap Höchstleistungen ermöglichen.

In der heutigen Logistikwelt wird es immer wichtiger, die zur Verfügung stehende Lagerfläche optimal zu nutzen, die Waren noch schneller zu bewegen und die Effizienz-Kosten-Relation in der Kommissionierung zu verbessern. 

„Hier bietet SSI Schäfer Anwendern ein breites Portfolio vollautomatisierter Logistiklösungen, das von der Planung einer idealen Raumnutzung, Materialflüssen und Kommissionierstrategien bis hin zum automatisierten Case Picking und der roboterbasierten Zusammenstellung filialgerecht gepackter Mischpaletten reicht“, so Andreas Oy, Global Sales Director bei SSI Schäfer in Giebelstadt. „Für einige Unternehmen ist es aufgrund spezifischer Geschäftsprozesse jedoch unumgänglich, sich einen hohen Grad an Flexibilität zu erhalten und beispielsweise auch Randprozesse zu integrieren.“ 

Viel Flexibilität trotz hohem Automatisierungsgrad

Eine Vollautomatisierung ist nicht für jeden Anwender die optimale Lösung, weshalb SSI Schäfer auch Lösungen für eine mitwachsende Automatisierung und somit eine stufenweise Technisierung anbietet. Da besonders Technologie und Automation „mit Maß“ eingesetzt werden sollten, stellt SSI Schäfer den Anwendern auch auf diesem Gebiet ein umfassendes Angebot an hochflexiblen, ergonomischen und innovativen Teilautomatisierungslösungen zur Verfügung. 

In Bereichen, in denen Artikelspektren oder Prozesse nicht ohne Mitarbeitereinsatz auskommen, erfordert die Optimierung der Mensch-Maschine-Schnittstelle eine fachkundige Analyse aller Abläufe und Rahmenbedingungen. Arbeitsprozesse und Arbeitsumfeld müssen an die jeweiligen Mitarbeiter flexibel angepasst werden können und darüber hinaus zur körperlichen Entlastung beitragen. Eine Tätigkeit wird erst dann besonders effizient, wenn sie leicht von der Hand geht, mit hoher Qualität ausgeführt werden kann und klaren Abläufen folgt. Manuelle Tätigkeiten mit hoher Gesamtbelastung für den Mitarbeiter führen zu abnehmender Leistung und verstärkter Fehleranfälligkeit bis hin zu hohen Krankenständen.

 

Ergonomie am Arbeitsplatz.

Unergonomischer Arbeitsplatz: Schwer belastende Körperhaltungen führen zu abnehmender Leistung, erhöhter Fehleranfälligkeit und hohen Krankenständen (Quelle: © SSI Schäfer)

Die Anforderungen an moderne Arbeitsplätze

Eine besondere Anforderung an Arbeitsplätze stellt zudem die demografische Entwicklung der Bevölkerung und das Altern der Gesellschaft dar. „Der zunehmende Arbeitskräftemangel und die Folgen des demografischen Wandels fordern flexible, körperlich entlastende Arbeitsplatzlösungen, die ergonomisch optimiert, gesundheitserhaltend und individualisierbar sind“, sagt Oy. 

„Um diesen Forderungen Rechnung zu tragen, wurden im Rahmen des ergonomics@work!® -Programms von SSI Schäfer spezielle Kommissionier-Stationen und Arbeitsplätze entwickelt, deren Umfeld dem Mitarbeiter Höchstleistungen ermöglicht und die Ergonomie am Arbeitsplatz signifikant verbessert.“ Die multifunktionalen, manuellen Depalettier- und Palettierarbeitsplätze sind nach dem Ware-zur-Person-Prinzip konzipiert und erfüllen höchste Anforderungen an Ergonomie, Sicherheit, Leistung und Gesunderhaltung der Mitarbeiter. 

 

Ergonomie am Arbeitsplatz.

Ergonomischer Arbeitsplatz: Die manuellen Depalettier- und Palettierarbeitsplätze erfüllen höchste Anforderungen an Ergonomie, Sicherheit und Gesunderhaltung der Mitarbeiter (Quelle: © SSI Schäfer)

Die größten ergonomischen Risiken entlang der Wertschöpfungskette in den Warenverteilzentren liegen besonders in den Bereichen Transportieren, Bereitstellen/Auflösen/Depalettieren/Rüsten, Bewegen und Kommissionieren. Die neuen Arbeitsplätze reduzieren die Belastung der Mitarbeiter insbesondere beim Heben, Bewegen und Tragen deutlich. 

Daher werden nun alle Bewegungsabläufe, vor allem beim Heben und Tragen, gänzlich durch ergonomisches Ziehen und Schieben ersetzt und der Bediener wird mittels intelligenter Kommunikations- und Anzeigesysteme intuitiv geführt. Die individuelle Anpassungsfähigkeit bietet zudem ein hohes Maß an Sicherheit.

Besonderheit: Die Arbeitsplätze bieten neue und richtungweisende ergonomische Eigenschaften, die durch offizielle arbeitsmedizinische Gutachten bestätigt und empfohlen wurden. So bestätigt der Berufsgenossenschaftliche Arbeitsmedizinische und Sicherheitstechnische Dienst (BAD), vertreten durch Dr. Sven Stabenow: „Wir halten die von der Firma SSI Schäfer entwickelten Arbeitsplätze für einen hervorragenden Beitrag zur Ergonomie im Bereich der Hochregallager bzw. Großlager. 

Sie fördern nicht nur auf geschickte Weise die Gesundheit der Mitarbeiter, sondern leisten ebenso einen wegweisenden Beitrag zur Beantwortung der Frage, wie wir Arbeitsplätze für immer älter werdende (und damit physiologisch leistungsgeminderte) Mitarbeiter gestalten können. Es bleibt zu wünschen, dass sich ähnliche Initiativen auch in anderen Feldern unserer Arbeitswelt durchsetzen werden.“

Um die Praxistauglichkeit der Arbeitsplätze zu analysieren, wurde gemeinsam mit der Berufsgenossenschaft  Handel und Warendistribution (BGHW) eine Untersuchung an den ergonomisch optimierten Arbeitsplätzen vorgenommen. 

Messung der Praxistauglichkeit durch CUELA

Ziel der Analyse war es, einen realistischen Vergleich der Belastungen des Muskel-Skelett-Systems der Kommissionierer zwischen der heute üblichen Kollikommissionierung in einem Warenverteilzentrum nach dem Person-zur-Ware-Prinzip und den neu entwickelten Arbeitsplätzen von SSI Schäfer nach dem Ware-zur-Person-Konzept zu erhalten. Für diese Ermittlung wurde die vom Institut für Arbeitsschutz (IFA) entwickelte „Computerunterstützte Erfassung und Langzeitanalyse von Belastungen des Muskelskelettsystems“, kurz CUELA, als Verfahren angewendet und die Dauerbelastung am Arbeitsplatz ermittelt und zertifiziert. Für die Ermittlung der Daten trug der Test-Mitarbeiter einen speziellen sensorischen Anzug, der sämtliche Bewegungen und somit einwirkende Belastungen messen konnte.

Durch diesen praxisnahen Vergleichstest und die anschließenden wissenschaftlichen Untersuchungen konnte belegt werden, dass die Arbeitsplätze von SSI Schäfer sogar die Anforderungen berufsgenossenschaftlicher Verbände übertreffen. So heißt es im offiziellen Gutachten des BGHW: „Bei der manuellen Kommissionierung am Palettierarbeitsplatz nach dem OWAS-Verfahren sind 98 % der eingenommenen Körperhaltungen der Maßnahmeklasse 1 zuzuordnen. 

Damit ist dieser Anteil als „nicht belastend“ einzustufen. Vor allem durch die deutliche Reduzierung der Oberkörpervorneigungen wird bei der manuellen Kommissionierung am Palettierarbeitsplatz eine Verbesserung der Körperhaltung gegenüber der üblichen Kommissionierung erreicht.“ Ralf Schick, Leiter des Sachgebietes Physische Belastungen im Fachbereich Handel und Warenlogistik der BGHW in Mannheim, ergänzt: „Deutlich belastende sowie deutlich schwer belastende Körperhaltungen kommen bei der manuellen Kommissionierung von SSI Schäfer am Palettierarbeitsplatz nicht mehr vor“. 

Bereits die intelligente Kombination von Automation und manueller Flexibilität erzielt bei den Kommissionierstrategien somit eine erhebliche Optimierung. Generell muss darauf geachtet werden, eine rationale sowie kunden- und prozessindividuelle Lösung zu erreichen. „Die Zielsetzung sollte dabei sein, den Automatisierungsgrad kundenspezifisch zu individualisieren und den sich verändernden Auftrags- und Artikelspektren und deren physikalische Eigenschaften in diesem Segment gerecht zu werden“, so Oy. 

SSI Schäfer realisiert mit dieser innovativen Arbeitsplatzlösung eine deutliche Steigerung hinsichtlich der Aspekte Humanität, Gesunderhaltung, Mitarbeiterzufriedenheit, Wirtschaftlichkeit und Arbeitssicherheit. Das Konzept ermöglicht darüber hinaus die aktuell im Handelssegment stark nachgefragte Kommissionierung filialgerechter Mischpaletten (store friendly). Der Kommissionierer erzielt mit diesem Konzept eine konstante Leistung am Arbeitsplatz, Fehlerraten nahe Null, eine erhöhte Produktivität, Lieferqualität und Packdichte. Darüber hinaus profitieren  Kommissionierer von einer sehr kurzen Einarbeitungszeit.

 

Ergonomie am Arbeitsplatz.

Der Pick-to-Tote-Arbeitsplatz ermöglicht eine effiziente, ergonomische und fehlerfreie Kommissionierung (Quelle: © SSI Schäfer)

Der ergonomisch optimierte Pick-to-Tote-Arbeitsplatz von SSI Schäfer gestaltet die Ware-zur-Person-Kommissionierung ebenfalls höchst effizient. Durch eine klare Bedienerführung und Lichtgitterüberwachung der Zielstellen wird höchste Kommissionierqualität gewährleistet. Optionale Funktionen beinhalten Anwendungen für eine effiziente Lagerverdichtung und Inventur, Fehlerquoten werden gegen 0 minimiert. Der Arbeitsplatz ermöglicht Mitarbeitern eine Leistung von bis zu 1.000 Picks pro Stunde. Dass mit diesen Arbeitsplatzsystemen sogar eine erfolgreiche Integration behinderter Menschen in die Arbeitswelt möglich wird, zeigt das Anwenderbeispiel der führenden US-amerikanischen Drogeriekette Walgreens. 

Denn trotz unserer fortschrittlichen und aufgeklärten Gesellschaft haben es behinderte Menschen noch immer schwer, ihren Platz darin einzunehmen und einen Job zu finden. 

Walgreens, ein Projekt mit Vorbildcharakter: Ein Drittel der Belegschaft in zwei Distributionszentren besteht aus Arbeitnehmern mit Handicap.

Neben Drogerieartikeln gehören Medikamente, Fotoservice sowie Food- und Non-Food-Produkte zum Sortiment des Marktführers Walgreens. Das Unternehmen unterhält in den Vereinigten Staaten ca. 7.500 Filialen und beschäftigt insgesamt rund 240.000 Mitarbeiter, von denen etwa 10.000 in zwanzig Distributionszentren arbeiten. 

Ergonomie am Arbeitsplatz

Mit den letzten beiden von dem Intralogistikspezialisten SSI Schäfer realisierten Projekten in Anderson (South Carolina) und Windsor (Connecticut)  hat Walgreens ein Experiment gewagt und eine neue Generation von Distributionszentren entstehen lassen. Ausgestattet mit flexibel einstellbaren, benutzerfreundlichen Arbeitsplätzen, können hier behinderte wie nichtbehinderte Menschen in der Kommissionierung zusammen arbeiten. Damit hat Walgreens seine Position als Marktführer genutzt, um die Arbeitswelt ein Stück weit zu verändern. 

Trotz der sozialen Leistung, Jobs für Menschen mit Handicap bereitzustellen, unterliegt Walgreens selbstverständlich auch ökonomischen Anforderungen. Als börsennotiertes Unternehmen muss es sich und seine Maßnahmen den Anteilseignern gegenüber verantworten.

Zum Start der Distributionszentren wurde festgelegt, jeden dritten Arbeitsplatz durch Menschen mit Behinderung zu besetzen. Diese revolutionäre Idee, die innerhalb des Unternehmens Walgreens besser als „die Initiative” bekannt ist, stammt von Randy Lewis, Senior Vice President Supply Chain & Logistics. 

So arbeiten hier seit 2007 beispielsweise Menschen mit geistiger Behinderung, Taubstumme, Menschen mit Down-Syndrom, Autisten, etc. Wer bei Walgreens anfängt, muss zunächst an einer Schulung teilnehmen, um den Umgang mit Menschen zu lernen, die anders sind als man selbst. 

Gleichheit gehört zum Kern der Einstellungspolitik von Walgreens

Viele der behinderten Mitarbeiter arbeiten Vollzeit, erledigen die gleichen Aufgaben wie Nichtbehinderte und erhalten somit auch gleiches Gehalt. „Als wir mit dem Zentrum starteten, war alles neu. Das Gebäude, die Automation, die Software, die Mitarbeiter selbst. Jeder musste lernen, da gab es keinen Unterschied“, erklärt Lewis. Erstaunlich: Mittlerweile hat sich der Standort Anderson zum produktivsten Distributionszentrum innerhalb der Walgreens-Kette entwickelt.

Bei Walgreens bleiben Menschen mit Handicap nicht länger unsichtbar. Sie werden akzeptiert, sie freuen sich über den Job und arbeiten sehr engagiert. „Am meisten überraschte uns jedoch die starke Wirkung auf die nichtbehinderten Mitarbeiter“, resümiert Lewis. 

„Wenn man das Gebäude betritt, spürt man sofort einen Zweck, eine Bedeutung und eine Aufgabe“, beschreibt er die besondere Atmosphäre in Anderson. Jeder ist hilfsbereit und macht sich nützlich, wo es nur geht. Zur besseren Orientierung der Mitarbeiter sind die Arbeitsplätze nicht bloß nummeriert, sondern zusätzlich auch mit speziellen Grafiken (z.B. Erdbeeren) beschildert. Solche Maßnahmen kosten weniger als 25 US-Dollar pro Mitarbeiter. 

Das Ergebnis der Initiative: „Menschen mit Behinderung verursachen weniger Arbeitsunfälle, weniger Abwesenheiten und weniger Personalwechsel als nichtbehinderte Mitarbeiter“, so Lewis. Auch in den restlichen Distributionszentren von Walgreens wurde die Behindertenquote deutlich erhöht. Andere Unternehmen folgen dieser Vision bereits oder setzen ähnliche Konzepte mit sozialem Charakter um.