Die Arbeitsbedingungen von Paketboten, die Amazon-Pakete liefern, finden nicht nur in Deutschland und den USA Kritiker.

Enge Zeitpläne, massive Überwachung und hoher Druck – das sind Kritikpunkte, die im Laufe der Jahre immer wieder von Lieferanten zu hören waren, die für den Online-Riesen Amazon Pakete ausliefern. Häufig kamen die Proteste aus den USA, aber auch von hiesigen Lieferanten. Doch auch auf dem asiatischen Markt scheinen die Arbeitsbedingungen an einigen Stellen nicht optimal, wie nun neue Proteste zeigen.

Unmögliche Fristen in der Kritik

In Japan, der zweitgrößten Volkswirtschaft Asiens, hat sich nun eine Gruppe von insgesamt 15 Subunternehmern in Nagasaki zusammengetan, die für Amazon im Einsatz sind. Sie üben Kritik an den langen Arbeitszeiten, aber auch an einer vermeintlich zu großen Zahl an Lieferungen, für die nach Angaben von Bloomberg auch keine Überstundenvergütung gezahlt werde.

In ihren Augen sei die künstliche Intelligenz von Amazon dafür verantwortlich, dass ihnen unmögliche Fristen und Routen auferlegt werden, sodass sich auf diesem Weg ihre Notlage noch verschlimmere. „Die KI berücksichtigt oft nicht die realen Bedingungen wie Flüsse, Bahngleise oder Straßen, die für Fahrzeuge zu schmal sind. Das Ergebnis sind unangemessene Forderungen und lange Arbeitszeiten“, wird der Gewerkschaftler Tatsuya Sekiguchi zitiert.

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Nach derzeitigem Stand erhielten die japanischen Fahrer weder eine Vergütung für Überstunden noch eine Unfallversicherung, „während sie 11 Stunden am Tag oder mehr arbeiten und die vollen Kosten für die Lastwagen, einschließlich Benzin, Fahrzeugversicherung und Wartungskosten tragen“, berichtet Bloomberg weiter. 

Gewerkschaftlicher Druck auf Amazon wächst

Um sich zu helfen, habe die Gruppe der Lieferboten jüngst eine Gewerkschaft gegründet und sich in diesem Rahmen auch mit Fahrern aus der Region Yokosuka nahe Tokio zusammengetan. Auch andere Gruppen von Lieferanten seien gerade dabei, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Sie seien zwar nicht direkt bei Amazon angestellt, sondern fahren für Drittunternehmen, erhielten ihre Aufträge allerdings via App, und zwar direkt von Amazon Japan, heißt es weiter.

Amazon verweist auf hohe Maßstäbe für Subfirmen

Amazon verwies hingegen in der Vergangenheit immer wieder darauf, dass auch von Vertragspartnern realistische Erwartungen gesetzt und angemessene Arbeitsbedingungen geschaffen werden. 

„Wir verlangen von unseren Lieferpartnern, dass sie ihren Fahrer:innen eine erstklassige Arbeitserfahrung bieten. Wir führen regelmäßig Audits und Untersuchungen durch und ergreifen Maßnahmen, wenn wir feststellen, dass dies nicht der Fall ist“, sagte ein Amazon-Sprecher beispielsweise im vergangenen Herbst, als die Gewerkschaft Verdi hierzulande deutliche Kritik an den Arbeitsbedingungen selbstständiger Lieferanten und Paketboten von Sub-Unternehmen an den Pranger stellte.

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