Amazons Paketfahrer sollen fest bei dem Unternehmen angestellt sein, fordert die Gewerkschaft Verdi bei ihren Aktionstagen.

Verdis Wortwahl zeigt, wie es die derzeitigen Arbeitsbedingungen der Amazon-Lieferanten einschätzt: „Sklavenarbeit“ heißt es auf der Seite der Gewerkschaft, „ausgeliefert“ ist das Hashtag der derzeit laufenden Aktionstage. Vom 1. bis zum 4. September prangert Verdi an rund 30 Amazon-Standorten in Deutschland die Situation der Fahrer an, will sie beraten und fordert von Amazon, dass es diese fest anstellt. Derzeit gibt es verschiedene Modelle, ein Großteil der Lieferanten arbeitet selbständig oder für Sub-Unternehmen.

Amazon-Lieferfahrer: „Prekären Bedingungen und enormen Zeitdruck“

„Sie arbeiten unter prekären Bedingungen und unter enormen Zeitdruck. Das ist ein unhaltbarer Zustand“, kritisiert Andrea Kocsis, Vize-Vorsitzende von Verdi auf der Webseite. DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel bemängelt vor allem die Situation der Fahrer, die für Sub-Unternehmer in Osteuropa arbeiten. „Fahrer berichten, dass Sub-Unternehmer sie zu einem Großteil in Spesen bezahlen und sie somit um den Mindestlohn und den Sozialversicherungsschutz bringen, der ihnen aber nach deutschem Recht zusteht.“ Immer wieder fallen Verstöße bei Amazons Sub-Unternehmen auf, zuletzt etwa bei Kontrollen rund um Köln oder in Österreich, wo allein bei einer Razzia rund 1.000 Verstöße aufgedeckt wurden.

Verdi will mehr Kontrollen und Ausweitung der Nachunternehmerhaftung

Neben der Festanstellung plädiert Verdi außerdem für mehr Kontrollen in der Branche – und konnte diese Forderung womöglich direkt an Verantwortliche durchgeben, denn SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz war zum Start der Aktion in Berlin-Mariendorf vor Ort. „Wir erwarten, dass die Bundesregierung diesen unhaltbaren Zuständen und ausbeuterischen Bedingungen ein Ende macht“, erklärt Anja Piel. Außerdem soll das seit 2018 für die Paketbranche geltende Gesetz zur Nachunternehmerhaftung auf die gesamte Speditions- und Logistikbranche ausgeweitet werden, so die Forderung an die Politik.

Das sagt Amazon zu der Verdi-Kritik

Amazon verweist darauf, dass die Lieferpartner entsprechend vergütet werden, damit sie ihre Mitarbeiter:innen gut bezahlen können. „Wir verlangen von unseren Lieferpartnern, dass sie ihren Fahrer:innen eine erstklassige Arbeitserfahrung bieten. Wir führen regelmäßig Audits und Untersuchungen durch und ergreifen Maßnahmen, wenn wir feststellen, dass dies nicht der Fall ist“, erklärte ein Amazon-Sprecher. Jüngst hatte Amazon einen deutschen Sub-Unternehmer wegen eines Vertragsbruchs verklagt. Alle Lieferpartner seien vertraglich verpflichtet, alle geltenden Gesetze einzuhalten. Amazon hat außerdem in Deutschland eine Fahrer-Hotline eingerichtet, die für alle Fahrer:innen in verschiedenen Sprachen verfügbar ist.