Betrugsmasche: Augen auf beim Angebot günstiger Konkursware!

Veröffentlicht: 27.09.2024
imgAktualisierung: 27.09.2024
Geschrieben von: Ricarda Eichler
Lesezeit: ca. 3 Min.
27.09.2024
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Visualisierung eines Cyberkriminellen beim Identitätsdiebstahl
Erstellt von Dall-E
Im Namen echter Anwälte versenden Kriminelle derzeit günstige Kaufangebote aus Insolvenzen. Das Bundeskriminalamt und die Polizei ermitteln.


Des einen Leid kann manchmal auch des anderen Freud’ sein. Geht ein Unternehmen in die Insolvenz, kommt es vor, dass bestehende Lagerbestände und Güter zu besonders günstigen Konditionen weiterverkauft werden. Bei derartiger Konkursware, oder auch Insolvenzware, lassen sich durchaus Schnäppchen erzielen.

Das Interesse an solchen Schnäppchen nutzen aktuell Kriminelle aus. Hierfür adaptieren sie die Identität realer Anwält:innen und Kanzleien. Die Auftritte kommen dabei auf den ersten Blick glaubhaft daher. So gibt es beispielsweise die Firma Merkel & Schmidt GmbH tatsächlich und man findet zu dieser Einträge im Handelsregister sowie im Register der schleswig-holsteinischen Rechtsanwaltskammer. Mit den in ihrem Namen angebotenen Konkurswaren hat die Kanzlei jedoch nichts zu tun.

Aufgepasst bei spontanen Angeboten per E-Mail!

Die Betrugsmasche wurde uns von einem Händlerbund-Mitglied zugetragen, welcher ihr selbst zum Opfer fiel und bereits eine Strafanzeige bei der Polizei gestellt hat. Aus dem Schriftverkehr, der Onlinehändler News vorliegt, geht hervor, dass der Händler über seine im Impressum angegebene Info-Adresse kontaktiert wurde.

Ein Herr Stefan Petersen stellt sich als Mitarbeiter der auf Insolvenzrecht spezialisierten Rechtsanwaltskanzlei Merkel & Schmidt GmbH vor und bietet ein umfassendes Portfolio an Neu- und Gebrauchtwaren. Für diese hängt der E-Mail auch direkt ein PDF-Katalog an.

In diesem finden sich vor allem Versandmaterialien wie Kartonagen, Füllmaterial und Stretchfolien. Aber auch größere Gerätschaften wie Hubwägen werden angeboten. Fragt man bestimmte Waren an, folgt eine ebenfalls vertraulich aussehende Rechnung mit Bitte um Überweisung auf ein deutsches Bankkonto. 

Der Kanzlei ist der Identitätsdiebstahl bekannt

Beim Unternehmen Merkel & Schmidt GmbH handelt es sich um eine Dachgesellschaft, unter welcher verschiedene Unternehmen stehen. Eines davon ist die EVU-Assist GmbH, bei welcher die Herren RA Niklas Merkel sowie Julian Schmidt auch tatsächlich tätig sind. Auf Nachfrage bei EVU-Assist bestätigte eine Sprecherin, dass der Identitätsdiebstahl bekannt und auch bereits zur Anzeige gebracht sei. 

Da Merkel & Schmidt als reine Dachgesellschaft zwar im Handelsregister eingetragen ist, aber keine eigenständigen Außenauftritte pflegt, passte das Unternehmen vermutlich perfekt ins Raster der Kriminellen. Mit der Website ms-rechtsberatung.de schuf man sich einfach einen eigenen Auftritt. Im Impressum werden die echten Daten der Merkel & Schmidt GmbH angegeben. Die Fotos auf der Teamseite sind jedoch nicht echt und wurden vermutlich durch eine künstliche Intelligenz erstellt. 

Hereingefallen oder unsicher? Das gilt es jetzt zu beachten

Wer E-Mails unbekannter Kanzleien mit Angeboten von Konkursware erhält, sollte im Zweifelsfall den Absender bei Google suchen und telefonisch die Richtigkeit des Angebots prüfen. Auf der gefälschten Internetseite der M&S Kanzlei fehlt die Telefonnummer im Impressum. Die in den E-Mail-Signaturen angegebene Telefonnummer leitet auf eine fingierte Bandansage, die sich selbst auflegt. Hier sollte man stutzig werden, der Sache weiter nachgehen oder das Angebot ausschlagen, sofern man keine gesicherte Information ausfindig machen kann.

Wie uns zudem weiterhin zugetragen wurde, sollen auch bereits im Namen anderer echter Anwaltskanzleien ähnliche Schreiben im Umlauf sein. Daher ist auch bei Angeboten, welche nicht von Merkel & Schmidt kommen, zumindest Vorsicht geboten.

Ist es bereits zu spät und man merkt erst, wenn das Geld weg ist, dass man einem Betrug aufgesessen ist, so sollte man die Sache umgehend zur Anzeige bringen. Wie die Sprecherin der EVU-Assist GmbH kommentiert, sind die Betrugsfälle rund um die ms-rechtsberatung dort bereits zentral hinterlegt. Der Fall wird neben der Polizei auch durch die Staatsanwaltschaft Lübeck sowie das Bundeskriminalamt verfolgt. Bislang konnten keine Verdächtigen identifiziert werden, da sich die Betreiber hinter Briefkastenfirmen und Servern im Ausland verstecken.

Veröffentlicht: 27.09.2024
img Letzte Aktualisierung: 27.09.2024
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Ricarda Eichler

Ricarda Eichler

Expertin für Nachhaltigkeit

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