Jeden Dienstagabend schalten Millionen von Menschen 20:15 Uhr den Fernseher ein und schauen sich auf Vox „Die Höhle der Löwen“ an. Zum Beispiel haben sich laut quotenmeter.de die letzte Folge am 11. Oktober 2,68 Millionen Menschen angesehen. Damit hat „Die Höhle der Löwen“ einen Marktanteil von 8,8 Prozent. Ein super Wert für Vox. 1,73 Millionen davon kamen aus der Zielgruppe der 14- und 49-Jährigen sorgten für hervorragende 15,8 Prozent Marktanteil. Kein Wunder also, dass es auch 2017 wieder heißen wird „Ich bin raus!“

Prinzipiell ist „Die Höhle der Löwen“ ein sehr unterhaltsames Format - so wie „Germany‘s Next Topmodel“ auch. Und wie bei sämtlichen Reality-TV-Formaten zeigt das Fernsehen nur das, was der Zuschauer sehen soll und vor allem auch sehen will.

Das ist doch echt! Oder doch nur Fake?

In mehr als zwei Stunden werden sechs kameraaffine Unternehmen präsentiert. Sie haben irgendwas zwischen zwei und fünf Minuten, um sich selbst, die Idee und/oder das Produkt zu präsentieren. So weit so gut und an sich gar nicht so weit weg von der Realität. Dann wird meist eine haarsträubende Bewertung aufgerufen und zack – da ist doch mindestens schon ein Investor raus. Und dann darf jeder der Löwen mal noch ein paar Fragen stellen, seine Kritik äußern und entweder abspringen oder ein Angebot machen. Nach 15 Minuten ist der Deal in Sack und Tüten. So die Story, die das Fernsehen erzählt. Die Realität ist aber eine ganz andere.

Sicherlich sind die Geschichten der Gründer echt. Warum auch nicht. Schließlich haben sie Schweiß, Geld und sonst was in ihre Idee gesteckt. So weit ist das schon mal was. Aber die Mädels bei GNTM sind auch hübsch. Die Investoren sind auch echt. Sind ja schließlich mehr oder weniger bekannte Menschen mit einem Lebenslauf. Was jedoch absolut unecht ist, ist der Ablauf des Pitches. 15 Minuten und schon regnet es mehrere Hunderttausend Euro? Nette Idee, aber nein. So ein Pitch dauert in der Regel gern mal ein paar Stunden – und das auch bei in der Höhle der Löwen. Nur sind die Gespräche meist weniger spannend und außerdem gibt es auch Szenen, die einfach schief gelaufen sind und nicht gezeigt werden können. Was dann am Ende im Fernsehen präsentiert wird, sind die Highlights. Wenn die Produzenten der Show bestimmen, dass der Protagonist sympathisch rüber kommen soll, dann werden entsprechende Szenen gewählt. Soll er niedergemacht werden, wird entsprechend auch nur das gezeigt. Ein wirkliches Gefühl für die Situation bekommen die Zuschauer dabei nicht. Ihnen wird durch den Schnitt klar gemacht, wen sie mögen sollen und wen nicht.

Aufklärung wäre wünschenswert

Der zweite, wohl wirklich ärgerliche Punkt: Während pro Show das Zustandekommen von extrem vielen – gefühlt mindestens 4 von 6 – Deals gezeigt wird, sieht die Realität ganz anders aus. Denn so viel Geld wechselt am Ende gar nicht die Seiten. Die Gruenderszene hat einmal nachrecherchiert. In der zweiten Staffel von „Die Höhle der Löwen“ wurde suggeriert, dass 35 Deals (!) zustande gekommen sein. Am Ende sind aber ganze 75 Prozent der Investments geplatzt. In absoluten Zahlen heißt das, dass 26 Deals gescheitert sind. Stellt sich doch die Frage: Warum kann Vox das nicht im Nachhinein aufklären? Zuschauer, die nicht in der StartUp-Branche drin stecken und die einzelnen Deals nicht weiter verfolgen, haben so kaum die Möglichkeit überhaupt davon zu erfahren. Aber ja, warum sollte Vox auch die eigene Erfolgsstory sabotieren? Schließlich ist es ja nicht cool, wenn man auch die Misserfolge kommunizieren muss.

Die Frage die sich am Ende stellt: Wissen die Zuschauer, dass es sich um Storys handelt? Dass es sich bei „Die Höhle der Löwen“ auch nur um eine Reality-TV-Show handelt? In der Regel werden nämlich nicht einfach mal mehrere Hunderttausend Euro nach 15 Minuten irgendeinem Jungunternehmen in den Rachen geworfen. Denn selbst wenn die Deals zu Stande kommen, stehen nach dem Dreh der Folge meist noch viele Gespräche an. Aber das erzählt einem niemand und so braucht man sich auch nicht wundern, wenn zukünftig immer mehr Jungunternehmer aus dem Boden sprießen,  von Tuten und Blasen keine Ahnung haben. Aber wie sollen sie auch, wenn ihnen das Fernsehen zeigt, wie schnell man an echt viel Geld kommt.