Anstatt in die Nähe der großen Konzern-Hubs umzuziehen, wie es Amazon von einigen Mitarbeiter:innen fordert, wollen diese lieber kündigen.

Mit der sogenannten Return-to-Office-Richtlinie hatte Amazon die Mitarbeiter:innen im Februar dazu verpflichtet, nach dem Dauer-Homeoffice im Zuge der Corona-Pandemie wieder für mindestens drei Tage ins Büro zurückzukehren. Das sorgte für teils heftige Proteste unter der Belegschaft. Nun ist der Konzern sogar noch einen Schritt weiter gegangen und hat die Mitarbeiter aufgefordert, in Amazon Hubs umzuziehen (wir berichteten). Das hat aber offenbar nicht den vom Konzern gewünschten Effekt.

CNBC hat mit mehreren Angestellten (bzw. mittlerweile Ex-Angestellten) des Konzerns gesprochen, die aufgefordert worden seien, an einen zentralen Standort von Amazon umzuziehen, um die Bürozeiten wahrzunehmen. Konkret habe das Nachrichtenportal mit drei Angestellten gesprochen, die nach Seattle (New York), Austin (Texas) oder Arlington (Virginia) umzuziehen sollten. Alternativ könnten sie sich in anderen Abteilungen innerhalb des Konzerns nach Arbeitsmöglichkeiten umschauen – oder kündigen.

Bei Einstellung anders versprochen

Die entsprechenden Mitarbeitenden wollen anonym bleiben. Bei den meisten stehen die Zeichen nach der Anordnung auf Abschied, weil sie die Kosten nicht tragen können oder wollen, ihre Heimat nicht verlassen wollen oder Kinder haben, die sie nicht aus ihrer Umgebung reißen wollen. Betroffene Angestellte wurden offenbar individuell über die Forderung von Amazon informiert, eine offizielle Konzernmitteilung gibt es nicht. Die Forderung betrifft offenbar nur Mitarbeiter. Die Betroffenen glauben, dass gerade solche ausgewählt worden sind oder werden, die bislang vornehmlich im Homeoffice arbeiten.

Was diesen besonders sauer aufstößt: Im Zuge der Pandemie hatte Amazon seine Einstellungsbemühungen vor allem außerhalb der zentralen Konzern-Hubs hochgefahren und die potenziellen Mitarbeiter:innen mit Remote-Arbeit gelockt. Die Return-to-Office-Aufforderung Anfang des Jahres sei noch halbwegs unproblematisch gewesen, denn in der Nähe gibt es jeweils kleinere Amazon-Büro-Standorte. Die Forderung, umzuziehen, ist nun etwas komplett anderes.

Amazon bestätigt den Vorgang

Die Konzernspitze selbst dementiert die Forderung, zu zentralen Amazon-Hubs umzuziehen, nicht. Amazon-Sprecher Rob Munoz hat den Vorgang gegenüber CNBC bestätigt, spricht aber von einem kleinen Anteil der Belegschaft, der davon betroffen ist, und erklärt, warum Mitarbeiter:innen individuell angesprochen werden: „Da es keine Einheitslösung gibt, haben wir beschlossen, dass es am besten ist, direkt mit den betroffenen Teams und Einzelpersonen zu kommunizieren, um sicherzustellen, dass sie genaue und für sie relevante Informationen erhalten.“

Wer sich ungerecht behandelt fühle, solle sich an die jeweilige HR-Stelle wenden. Einfach zu kündigen, ist aber nicht für alle Betroffenen eine gangbare Lösung. Gerade die großen Konzerne in der Tech-Branche sind in den letzten Monaten mit massiven Stellenkürzungen aufzufallen. Der Bedarf nach neuen Mitarbeiter:innen ist in den Tech-Unternehmen in den USA derzeit schlicht nicht sehr hoch. Für viele Angestellte könnte ein Umzug unumgänglich sein. Ein Amazon-Mitarbeiter, mit dem CNBC gesprochen hat, sagt, man könne das Gefühl bekommen, dass die Konzernführung versuche, „die Arbeit weniger angenehm zu gestalten“.