Amazon soll Druck auf den Smart-Home-Anbieter Ecobee gemacht und die Weitergabe dessen Nutzerdaten gefordert haben. Was steckt hinter den Vorwürfen?

Daten sind das Gold des digitalen Zeitalters – je mehr und präziser, desto besser. Auch Amazon sammelt Unmengen von Daten auf verschiedenen Wegen – und manchmal wohl auch mit etwas härteren Bandagen. Der Vorwurf: Der Online-Riese soll ein kleines Unternehmen zur Preisgabe von Nutzerdaten gezwungen haben, wie der Standard mit Verweis auf das Wall Street Journal berichtet.

Das kanadische Unternehmen Ecobee bietet unter anderem intelligente Thermostate an, die mittels Alexa in einem Smart Home genutzt werden können. Ecobee wirft Amazon vor, dass es dem Branchenriesen umfangreiche Nutzerdaten seiner Geräte zur Auswertung zur Verfügung stellen sollte. Amazon hätte so Zugriff auf Aktualisierungen zum Status der Geräte erhalten, und Daten, etwa wie warm es in der Wohnung des Nutzers ist oder ob die Türen verschlossen sind.

Ecobee hat Angst vor Amazon-Konkurrenzprodukten

Außerdem fürchtet der Smart-Home-Anbieter, dass Amazon die Daten nutze, um daraus Konkurrenzprodukte herzustellen oder zu promoten – ein Vorwurf, der immer wieder auch bei Amazons Umgang mit Marktplatz-Händlern aufkommt und derzeit auch von verschiedenen Kartellbehörden untersucht wird. 

Da diese Herausgabe die Privatsphäre der Kunden verletzt hätte, weigerte sich das Unternehmen. Die mutmaßliche Folge: Amazon hätte daraufhin unter anderem angedeutet, Ecobee von umsatzstarken Mega-Events wie dem Prime Day auszuschließen oder zukünftigen Ecobee-Geräten die Alexa-Zertifizierung zu verweigern. Pikant dabei: Amazon hatte über seinen Investitionsfond Alexa Fund gezielt in Ecobee investiert.

Das sagt Amazon zu den Vorwürfen

Amazon-Sprecher Jack Evans sagte zu den Vorwürfen, dass Amazon proaktive Zustandsdaten verwende, um Kunden bessere Empfehlungen geben zu können. Die Kunden würden dem Teilen der Daten zustimmen, wenn sie ihre jeweiligen Konten verknüpften.

Die Vorwürfe sind nicht neu: Amazon würde immer wieder die Dominanz in einem Geschäftsbereich ausnutzen, um Partner zu zwingen, die Bedingungen in einem anderem Feld zu akzeptieren, werfen ehemalige Amazon-Führungskräfte dem Unternehmen laut Wall Street Journal vor.