2019 war für Amazon mal wieder ein super erfolgreiches Jahr, in dem der Online-Riese nach allen Seiten gewachsen ist. Neben der Einführung neuer Produkte und Services gab es jedoch auch viel Kritik. Die Redaktion des Amazon Watchblogs hat einen Blick zurück geworfen und ihre ganz persönlichen Höhe- und Tiefpunkte aus dem vergangenen Jahr zusammengefasst.

Patrick Schwalger

Patrick: Retourenvernichtung und Söhne

Eines der großen Themen in diesem Jahr war der Umgang mit retournierter Ware im Online-Handel. Schon im Januar ging es los: Französische Journalisten deckten in einer TV-Sendung auf, dass Amazon im Jahr 2018 in Frankreich rund 3 Millionen Artikel vernichtete, die man eigentlich noch hätte weiterverkaufen können. Der Aufschrei war erwartungsgemäß groß und die französische Politik startete direkt mit der Arbeit an einem Gesetz gegen die Retourenvernichtung. Ähnliche Kritik an Amazon gab es natürlich auch in Deutschland und auch die deutsche Regierung begann mit einer Überarbeitung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes. Das Ziel: Retourenvernichtung in Deutschland mindestens einschränken, wenn nicht sogar verbieten.

Klar, dass Amazon es nicht auf sich sitzen lassen kann, im Klimaschutzjahr 2019 als unnachhaltiges Müllmonster dazustehen. Deshalb hat der Konzern kräftig versucht, gegenzusteuern. In den USA konnten Kunden ihre Retouren ohne Karton in stationären Filialen zurückgeben, was schon einmal den Paketmüll verringerte, aber noch nicht das Problem mit der Vernichtung anging. Dazu gab es dann in den USA und in Großbritannien die Bemühungen, unverkäufliche Retouren an wohltätige Organisationen zu spenden. Klingt gut, beschränkte sich im Jahr 2019 jedoch leider nur auf die zwei angelsächsischen Märkte.

Genützt hat es dem Image von Amazon in Deutschland daher auch wenig: Pünktlich zum Jahresgeschäft hat Greenpeace eine neue Kampagne ausgerufen: „Sei kein #Retourensohn”, anschaulich mit einem „traurigen“ Amazon-Paket illustriert. Das zeigt, dass das Thema Retourenvernichtung noch lange nicht zuende ist. Gerade für kleinere Online-Händler bedeutet das unverdienten Druck, beweisen doch Zahlen der Uni Bamberg, dass sie bloß sehr geringe Mengen an Retouren vernichten, und diese zum Großteil beschädigt vom Kunden zurückkommen oder anderweitig unverkäuflich gemacht wurden. Doch der Öffentlichkeit kommt beim Thema Online-Handel mit viel Abstand zuallererst Amazon in den Kopf. Hoffentlich schafft es der Konzern daher, sein Image mit geeigneten Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit aufzupolieren und tatsächlich nachhaltiger zu agieren. Die gesamte Branche würde davon profitieren. 

Redakteurin Tina Plewinski

Tina: Amazon entwickelt ein Regal, das selbstständig Produkte bestellt

Eines meiner ganz persönlichen Jahres-Highlights aus dem Hause Amazon kommt aus dem Tech-Bereich: Dabei handelt es sich um ein intelligentes Regal, das Produkte selbstständig nachbestellen kann, wenn diese zur Neige gehen. Möglich wird dies durch eine integrierte Waage, die registriert, wenn das Gewicht der aufliegenden Waren einen gewissen Wert unterschreitet. (Neben der Selbstbestellungs-Variante gibt es übrigens auch die Möglichkeit, Nutzer über den mangelnden Warenbestand zu informieren, die dann wiederum die neue Bestellung selbst veranlassen.)

Mit dem Dash-Button hatte Amazon bereits eine Technik entwickelt, die ebenso auf das schnelle und unkomplizierte Nachbestellen ausgerichtet war. Nachdem der Dash-Button nun allerdings gescheitert ist und weltweit vom Markt genommen wurde, könnte das neu entwickelte Hightech-Regal die entstandene Lücke schnell auffüllen – und zwar noch zielgerichteter und womöglich noch erfolgreicher als das Schwesternprodukt.

Denn anders als der Dash-Button zielt das smarte Regal vor allem auf den Geschäftsbereich ab. Und gerade in diesem Sektor sind unglaubliche Umsatz- und Verkaufspotenziale vorhanden. Nachdem ein solches Regal für eher kleinere Produkte wie etwa Büromaterialien, Kaffee oder Toilettenpapier entwickelt wurde, darf man mit ein bisschen Fantasie gern erahnen, wohin ein solches Konzept führen könnte: Selbst-bestellende Regale könnten die Zukunft der gesamten Logistik grundlegend verändern. Eine Zukunftsvision? Definitiv! Aber wir alle wissen, dass Amazon schon mehr als eine vermeintliche Phantasterei hat wahrwerden lassen.

Christoph Pech

Christoph: Amazon Prime ist Champions League

Es war nur eine kurze Meldung kurz vor Ende des Jahres, die Menschen, die mit dem Fußball weniger am Hut haben, kaum registriert haben dürften, aber die Tragweite ist noch kaum so wirklich absehbar: Amazon sichert sich ab der Saison 2021/2022 ein Rechtepaket für die Übertragung der Champions League. Es ist nicht einmal ein besonders großes Paket – mehr als ein paar Dienstagsspiele sind es dann auch nicht. Aber Amazon, einer der reichsten Konzerne der Welt mit dem mal reichsten, mal nur fast reichsten Menschen der Welt an der Spitze, forciert damit seine Bemühungen in einem Markt, der das Geld quasi im Vorbeigehen druckt. Fußball ist nicht nur des Deutschen zweitliebster Zeitvertreib, es ist der publikums- und umsatzstärkste Sport der Welt.

Sky überlebt seit Jahrzehnten eigentlich nur, weil man lange Jahre die Exklusivrechte für die Fußball-Übertragungen in Deutschland innehatte. Sky wird sich nicht über Amazons Engagement freuen, das aber niemanden überraschen dürfte. Vor einigen Jahren stieg man in die Audio-Übertragung der Bundesliga ein, in der englischen Premier League zeigt Amazon ohnehin bereits Partien. Mit dem letzten Vorstoß kündigt Amazon bereits an, was in den kommenden Jahren zu erwarten ist: Amazon – darauf möchte ich Wetten abschließen, melden Sie sich gern über die Kommentare bei mir – wird auch bei der nächsten Vergabe der Bundesliga-Rechte ordentlich Geld in die Hand nehmen und Sky und Dazn unter Druck setzen. In Deutschland, in Spanien, in England wird Amazon sukzessive an Relevanz im Fußballmarkt gewinnen.

Das passt einerseits zum Konzern. Jeff Bezos schaut, wo das Geld ist und besetzt dann mit Macht einen Markt. Erst war es der E-Commerce, später waren es smarte Lautsprecher, der Streaming-Markt, Cloud Computing, you name it. Fußballrechte sind teuer, sie bringen aber mit zahlungswilligen Zuschauern auch Milliarden ein, vom Push der eigenen Marke ganz zu schweigen. Gleichzeitig dreht Amazon weiter an der Tatsache, dass Fußball zum Multimilliarden-Geschäft wird. Mehr Konkurrenz bringt mehr Fernsehgelder bringt mehr Budget bei den Vereinen bringt teurere Transfers etc. bringt für die Zuschauer im Übrigen auch mehr Chaos mehr notwendige Abos, um alles sehen zu können. Das muss man nicht gut finden. In Amazons Großmannssucht ist es aber nur konsequent.

Redakteurin Sandra May

Sandra: Das Aus für den Dash-Button

Für meinen Jahresrückblick müssen wir einen weiten Blick zurückwerfen: Es geht um das Verbot der Amazon Dash-Buttons. Konkret ging es um die Buttons, die man sich zu Hause an den Schrank kleben kann, um per Knopfdruck ein bestimmtes Verbrauchsprodukt, wie beispielsweise Waschpulver, zu ordern.

Verantwortlich für das Verbot ist ein Urteil des Oberlandesgerichts München: Dieses hat die Dash-Buttons verboten, da sie gegen die Verbraucherrechterichtlinie verstoßen. Diese schreibt vor, dass der Verbraucher vor dem Auslösen der verbindlichen Bestellung alle wesentlichen Produktinformationen einsehen können muss. Das kann der Dash-Button naturgemäß nicht leisten. Wenig später hat Amazon dann auch – laut eigenen Angaben unabhängig von diesem Urteil – den Verkauf der Buttons ohnehin eingestellt.

Warum aber nun ist dieses Urteil wichtig genug für den Amazon-Jahresrückblick? Ganz einfach: Weil es neben dem Amazon-Check-Out-Urteil ganz eindrucksvoll zeigt, dass der Verbraucherschutz deutlich hinter der Technik hinterher hinkt. 

Mittlerweile gibt es eine ganz neue Generation an Verbrauchern: Sie sind mit den Möglichkeiten, die das Internet bietet, groß geworden und wissen deren Risiken mittlerweile besser einzuschätzen als die ersten Online-Shopper vor zwanzig Jahren. Statt dem Umstand Rechnung zu tragen, dass sich neben der Technik auch die Verbraucher weiter entwickelt haben, schreit die Politik indes nach noch mehr Verbraucherschutz. Gerade im Online-Handel. 

Daran kann das Oberlandesgericht München freilich nichts ändern. Dieses hat mit dem Dash-Button-Verbot schließlich lediglich bestehendes Recht umgesetzt. Allerdings nehme ich diesen Rückblick als Anlass für einen Neujahrswunsch: Ich wünsche mir, dass dem Verbraucher mehr Mündigkeit zugetraut wird. Er muss selber entscheiden können, ob er durch den Kauf eines Dash-Buttons auf die letzte Kontrolle seines Warenkorbes verzichten will. Jedenfalls dann, wenn es um den Kauf eines bestimmten Produktes geht. Das wäre nicht nur gut für Verbraucher, sondern auch eine Förderung von Innovation.

Corinna Flemming

Corinna: Amazon und die Wendehals-Taktik beim Thema Umweltschutz

Das Thema Klimaschutz hat in den letzten Monaten die Medien bestimmt. Jeder einzelne kann seinen kleinen Teil dazu beitragen, dass unsere Erde nicht schon in den kommenden Jahren im Müll versinkt. Dabei gibt es natürlich nicht nur die eine Lösung, um sich für die Umwelt einzusetzen, sondern viele verschiedenen Möglichkeiten. Wie sich allerdings Amazon im vergangenen Jahr gegenüber der Thematik Nachhaltigkeit gegeben hat, ließ mich schlichtweg schwindelig zurück. Und das nicht wegen der tollen Ideen, sondern der Doppelmoral, die der US-Konzern dabei – besonders in der zweiten Jahreshälfte – an den Tag gelegt hat.

Mit der Initiative „Frustfreie Verpackung“ ruft Amazon Händler dazu auf, keine übergroßen Verpackungen zu verwenden, und somit unnötig Füllmaterial zu verschwenden. Händler, die sich an diesem Programm nicht beteiligen, droht seit Herbst vergangenen Jahres sogar ein Bußgeld. Damit tätigte Amazon einen deutlich Fingerzeig in Richtung Verpackungsmüll. Nur einen Monat später allerdings wurde bekannt, dass der Online-Händler bei einigen Bestellungen teilweise auf Plastik- statt Papp-Verpackungen umgeschwenkt ist. Zwar werde dadurch Platz und somit CO2 reduziert, da mehr Sendungen in den Lieferwagen passen, allerdings wird damit natürlich die Problematik des Recyclings auf den Plan gerufen. 

Noch kurioser, man möchte fast schon sagen schizophren, hat sich Amazon allerdings im Oktober verhalten. Da gab das Unternehmen mit großem Tamtam bekannt, sich künftig mehr für den Klimaschutz einzusetzen und bis zum Jahr 2040 klimaneutral arbeiten zu wollen. Endlich, dachte man sich. Von einem Weltkonzern wie Amazon erwartet man eigentlich eine Vorreiterrolle in solch wichtigen Dingen wie Umweltschutz und nicht erst, wenn eine 16-Jährige alle mit der Nase drauf stößt. 

Allerdings kündigte das Unternehmen, nur wenige Tage nachdem sich Amazon groß für seine Klimaschutzbemühungen feiern lassen hat, mit Prime Wardrobe jenen Dienst an, der genau für all das steht, was schädlich für die Umwelt ist: massenhaftes Online-Shopping, überdimensionale Retourenquote und die Förderung der Wegwerfgesellschaft. Der Kleiderservice erlaubt es allen Bezahl-Mitgliedern, sich bis zu sechs Kleidungsstücke aus dem breiten Fundus des Marktplatzes liefern zu lassen und zu Hause anzuprobieren. Was nicht passt oder gefällt, wird eben wieder zurückgeschickt. Versand und Retoure sind dabei natürlich kostenlos.

Das Timing, mit dem Amazon diesen neuen Dienst angekündigt hat, hätte unpassender nicht sein können. Generell hat man das Gefühl, Amazon verhält sich beim Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit wie ein Fähnchen im Wind: Klimaschutz ist grad in, da lassen wir uns mal schnell für unsere neue Strategie feiern. Gleichzeitig muss natürlich versucht werden, die Prime-Mitgliedschaft zu pushen, also schnell etwas erfinden, was super toll für die Kunden ist, gleichzeitig aber der Problematik Nachhaltigkeit ordentlich eins auf den Deckel gibt. Amazon, der Wendehals beim Umweltschutz, war definitiv mein negatives Highlight in diesem Jahr.

Redakteurin Hanna Behn

Hanna: Wenn’s bei Jeff mal nicht so läuft ...

… läuft es eigentlich trotzdem: Jeff Bezos und seine Frau haben sich im vergangenen Jahr nach 25 Jahren Ehe getrennt. Bedenkt man, dass es beim Amazon-Chef zumeist extrem erfolgreich und vergleichsweise reibungslos zugeht, bringt diese Tatsache durchaus eine Portion Sand in dieses Getriebe. So erhielt seine Frau durch die Scheidung immerhin 38 Milliarden Dollar des gemeinsamen Vermögens. 

Doch wirklich zur Verzweiflung dürfte dies den Amazon-Chef nicht getrieben haben: Einen öffentlichen Rosenkrieg gab es nämlich nicht, die beiden trennten sich einvernehmlich. „Wir sind unglaublich glücklich, dass wir uns gefunden haben und zutiefst dankbar für jedes einzelne Jahr, in dem wir miteinander verheiratet waren. Selbst wenn wir gewusst hätten, dass wir uns nach 25 Jahren trennen, würden wir alles noch einmal tun“, sagte Bezos damals auf Twitter.

Und auch monetär verlief die Scheidung zu seinen Gunsten: MacKenzie hält tatsächlich „nur“ 4 Prozent Anteil am Konzern und verzichtete auf Rechte an der Washington Post oder seinem Projekt Blue Origin (vielleicht wollte sie mit der phallischen Mondrakete auch einfach nichts mehr zu tun haben). Und während sie von ihrem Vermögen über die Hälfte für wohltätige Zwecke spendete sowie reihenweise auch unverschämte Avancen von Verehrern im Netz erhielt, präsentierte Bezos seine neue Freundin – sogar mit Heiratsplänen. Nicht mal den Rang des reichsten Mannes der Welt kostete ihn diese Trennung – diesen luchste ihm nämlich gerade erst Microsoft zusammen mit dem Auftrag für das JEDI-Projekt des Pentagons ab. Aber mal ehrlich, der zweitreichste Mensch der Welt zu sein, ist jetzt auch nicht allzu bitter.

Markus Gärtnerr

Markus: Alexa allein zu Haus

Im Weihnachtsfilmklassiker „Kevin – Allein zu Haus“ gibt es eine beachtliche Szene: Der kleine, allein gelassene Junge muss Einbrechern vortäuschen, dass sein Haus belebt ist und lässt sich dafür jede Menge einfallen. Mit den Händen bewegt er Schnüre mit verschiedenen Pappfiguren, auf einer Spielzeug-Eisenbahn fährt ebenfalls eine Puppe im Kreis, dazu läuft Musik etc. – das unterschätzte Kind hat die volle Kontrolle im Haus. Amazons sprachbasierte Assistentin Alexa ist zwar längst noch nicht so schlau wie der pubertierende Teenie aus dem Film, lernt aber in einem Höllentempo dazu. 

Die Menschen nutzen Alexa bereits im trauten Heim, etwa um Licht und Heizung zu steuern. Und die Gewöhnung – oder Abhängigkeit? – an die digitale Helferin könnte künftig noch stärker werden und früher einsetzen – schon beim Einzug in ein neues Haus. Denn Amazon arbeitet mit der eigenen Abteilung „Alexa Smart Properties“ im Hintergrund daran, dass seine antwortbereite Assistentin in immer mehr Wohnungen und Häusern bereits vorinstalliert wird. 

Schon jetzt gibt es in regelmäßigen Abständen immer wieder Skandale um Datenschutz und Privatsphäre bei Alexa – man mag sich kaum ausmalen, was passieren könnte, wenn man als Nutzer jederzeit in jedem Raum potenziell überwacht wird oder wenn Alexa bei der Steuerung von technischen Abläufen im Haus versagt oder gehackt wird. Schon jetzt verweisen Unternehmen auf die mögliche Nutzung der Daten: „Wir können vorhersagen, ob die Bewohner aufgrund ihrer digitalen Interaktion mit dem Service zufrieden sind, was uns mehr Informationen darüber gibt, ob sie ihre Mietverträge verlängern werden“, sagte Adam Blake, CEO von Zego, das zum Mietzahlungsdienst PayLease gehört. Vielleicht weiß Alexa dann eines Tages auch, wenn der Mieter nicht mehr zahlen kann – und ist dann bald allein zu Haus.

Redakteurin Melvin Dreyer

Melvin: Innenminister fordern Alexa und Co. als Beweismittel vor Gericht

Echte Menschen werten Aufnahmen von Sprachassistenten aus – diese Nachricht machte Anfang dieses Jahres die Runde und sorgte für Entrüstung. Tatsache ist, dass Sprachassistenten nicht nur wegen „echter Menschen“ im Hintergrund tief in die Privatsphäre ihrer Nutzer eindringen, sondern auch durch die technische Verarbeitung, Auswertung und schließlich durch die Speicherung. Eine Menge nützlichster Daten wartet auf den Servern, die Aufschluss geben über Interessen, Routinen und prinzipiell auch Gesprächsinhalte. 

Da ist es kein Wunder, dass einige Vertreter starker Sicherheitsgedanken den „Datenkuchen“ nicht privaten Unternehmen überlassen wollen, sondern auch auf ihr Stückchen bestehen. Auch wenn am Ende unklar war, wie ernst die Pläne zur Einführung einer solchen gesetzlichen Grundlage für die Verwertung der Aufnahmen von Sprachassistenten waren – eine kritische Betrachtung einer solchen ist jedenfalls zwingend notwendig.

Auf der einen Seite steht der Nutzen solcher Assistenten, ihrer technischen Fähigkeiten und der dahinterstehenden Datenschutzprinzipien. Auf der anderen Seite sollte hinterfragt werden, inwiefern eine latente Gefahrenlage einen ausreichenden Grund für den Eingriff in die Privatsphäre etlicher Menschen darstellen, und ob es vor dem Hintergrund der Verhältnismäßigkeit überhaupt eine geeignete Maßnahme sein kann.

Am Ende sind Alexa und Co. mehr als nur Helfer im Dienste der unermüdlichen Bequemlichkeit, die Musik ein oder das Licht ausschalten.

Michael Pohlgeers

Micha: Der Traum vom fliegenden Warenlager

Ein Luftschiff mit großem Amazon-Logo schwebt über der Erde. Dann setzen sich nach und nach Drohnen ab und fliegen in verschiedene Richtungen davon. Bei den Zuschauer könnte das im März auf Twitter verbreitete Video vielleicht Erinnerungen an Szenen aus Star Wars oder – wie viele anmerkten – an den Protoss-Carrier aus dem Echtzeitstrategie-Universum StarCraft wecken. 

Das Video sorgte für großes Aufsehen, weil es ein Patent aufgriff, das Amazon durchaus angemeldet hat: Die Zustellung von Paketen aus einem Luftschiff heraus. Auch meine erste Reaktion auf das Video war, dass es nun wohl doch zu einem Test der eigentlich abstrusen Idee gekommen ist. Erst nach kurzer Überprüfung wurde schnell klar, dass es sich bei dem Video um eine Fälschung, ein Special-Effects-Video, handelte. 

Trotzdem ist es doch bezeichnend, dass die erste Reaktion nur wenig skeptisch war. Offenbar traue ich Amazon durchaus zu, ein riesiges Luftschiff mit Drohnen zu starten, das wie ein gigantischer Flugzeugträger durch die Gegend fliegt und Pakete zustellt. Denn zwischen all den Projekten und Patenten gehört diese Idee noch fast zu den plausibelsten.