Jeff Bezos träumt vom Leben im Weltall, es gibt neue Technik-Spielereien und der Start von Amazon Fresh in Berlin sowie die Ankündigung von mehr Eigenmarken im Drogerie-Sektor versetzen den stationären Handel in Angst und Schrecken … Was im Mai alles bei Amazon passiert ist, haben wir in unserem Monatsrückblick zusammengefasst.

Eye of the Beholder

(Bildquelle Eye of the Beholder:hjl via Flickr, keine Änderungen, bestimmte Rechte vorbehalten)

Firmenphilosophie und Träume

Auf dem Mond zu leben, ist für viele Menschen ein Traum. Und Jeff Bezos ist einer von ihnen. Bei einer Veranstaltung im Luftfahrtmuseum „Museum of Flight“ in Seattle erklärte er Mitte des Monats, dass er gern sehen wolle „wie Millionen von Menschen im Weltall leben und arbeiten“. Seine Träume sind dabei schon recht konkret – eine dauerhafte Siedlung auf einem der Pole des Mondes wäre für ihn ein nötiger Schritt, um der wachsenden globalen Bevölkerung und den damit verbundenen Anforderungen im Bereich Energie, Ressourcen und Territorien zu begegnen.

Dass das für Jeff Bezos nicht nur Träume sind, macht der Milliardär nicht zuletzt durch sein Raumfahrt-Unternehmen Blue Origin deutlich. So will er beispielsweise vielleicht schon im nächsten Jahr damit beginnen, Passagiere in den Weltraum zu befördern. 

Ohnehin zeigt sich Jeff Bezos vergangenen Monat besonders spendabel – was allerdings vor allem bei so manchem stationären Obst-Händler gar nicht gut ankommt. Denn seit bereits zwei Jahren verschenkt Amazon an zwei Ständen auf dem Amazon-Campus Bananen. Seit Beginn der Aktion Ende 2015 sollen es mehr als 1,8 Millionen gewesen sein. Aber bei Bananen hört es noch lang nicht auf. Bezos hat Ende Mai eine Million Dollar an die Organisation „The Reporters Committee for Freedom of the Press“ gespendet. Damit führt Bezos die Liste der Spender an. Seit Gründung 1970 ist die Spende von Bezos die höchste, die „The Reporters Committee for Freedom of the Press“ je von einer Einzelperson bekommen hat.

Neue Services: Amazon Fresh, Drogerie Eigenmarken und Amazon Channels

Nach langem hin und her und viel Geheimhaltung ist im Mai in Berlin (endlich) Amazon Fresh gestartet. Und es sorgte, wie zu erwarten, zu hysterischen Äußerungen. So erklärte beispielsweise der Berufsverband der Insolvenzverwalter in Deutschland (VID), dass Angebote wie Amazon Fresh „das milliardenschwere Lebensmittel-Geschäft über kurz oder lang umpflügen und für zahlreiche Insolvenzen sorgen“ werden.

Was die Leistungen von Amazon Fresh angehen, ist das Sortiment mit 85.000 Artikeln sehr breit aufgestellt, doch die zusätzlichen Kosten von jährlich 120 Euro für die Nutzung erscheinen ziemlich viel. Der Vergleich zwischen Amazon Fresh, AllyouneedFresh und dem Rewe Lieferdienst zeigt die Stärken und Schwächen des neuen Services.

Übrigens zittert nicht nur die Lebensmittel-Branche. Auch dm und Rossmann sollten sich warm anziehen, denn Amazon will – so die Gerüchte – das Eigenmarken-Sortiment im Drogeriebereich aufstocken. Bereits zum Jahresende soll europaweit ein Basissortiment an Eigenmarken eingeführt werden. Amazon hat bereits Erfahrungen mit Eigenmarken in diesem Sektor. Gerade in den USA verkaufte der Riese bereits Windeln und Babynahrung. Allerdings wurde sowohl die Windelmarke als auch die hauseigene Babybrei-Marke „Mama Bear“ aus dem Sortiment genommen und lassen sich auf Amazon.com nicht mehr finden.

Dennoch läuft der Verkauf von Drogerie-Artikeln auf Amazon gut. Die E-Commerce Marktforschung Market Genius hat von Mitte Februar bis Mitte April Daten an 59 Verkaufstagen erfasst und dabei zum Beispiel mehr als 4,8 Millionen Bestellungen in der Amazon Hauptkategorie „Drogerie & Körperpflege“ (sowie den 16 bestehenden Unterkategorien) erfasst. Mit einem Umsatz von 119,3 Millionen Euro im angegebenen Zeitraum kann sich die Sparte auf jeden Fall sehen lassen. Der Marktanteil von Amazon im Drogerie-Sektor wird auf rund vier Prozent geschätzt.

Amazon hat zudem in Deutschland sein Serien bzw. Pay-TV-Angebot ausgebaut. Ab sofort ist das Angebot der „Amazon Channels“ für Prime-Mitglieder in Deutschland verfügbar. Insgesamt kann aus 25 Kanälen gewählt werden, die für eine monatliche Gebühr ab 1,99 Euro pro Monat und pro Kanal dazu gebucht werden können.

Technik: Echo bekommt einen Bildschirm und Alexa zieht in die Fire-Geräte ein

Amazon investiert natürlich auch weiter in sein Hardware-Angebot. Anfang Mai hat Amazon seinen neuen Echo Lautsprecher vorgestellt. Der trägt den eingängigen Namen „Echo Show“ und ist mit einem 7-Zoll-Bildschirm, acht hochempfindlichen Mikrofonen, Lautsprecher und Kamera ausgestattet. Durch den Bildschirm sollen die Nutzer in der Lage sein, neben Fotos auch Videos aus dem Repertoire von Amazon Video oder YouTube abzuspielen. Das ist aber noch nicht alles: Mithilfe des Bildschirms können natürlich auf dem Echo Show Videotelefonate geführt werden. Generell will Amazon in puncto Telefonie noch einiges erreichen. Ein Update für sämtliche Echo-Geräte soll das Telefonieren für alle Echo-Nutzer verfügbar machen.

Natürlich ist Amazons Sprachassistentin Alexa auch im neuen Echo Show anzutreffen. Aber nicht nur da. Amazon hat zwei neue Fire-Tablets vorgestellt: Das neue Fire 7 und Fire HD 8 kommen mit besserer Hardware daher und werden ebenfalls mit Alexa ausgestattet sein. Kevin Keith, General Manager Fire Tablets, beschreibt die Integration von Alexa als „einen unglaublichen Wert, den unsere Kunden lieben werden“. Technisch haben die neuen Tablets auch einiges zu bieten. Das Fire 7 wird mit 8 oder 16 GB internem Speicher ausgeliefert, während das Fire HD 8 mit 16 oder 32 GB Speicher ausgestattet ist. Beide Tablets lassen sich mit MicroSD-Karten um 256 GB Speicherkapazität erweitern. Zudem werkelt in beiden Geräten ein 1,3 GHz Quad-Core-Prozessor. Was die Kosten angeht, bleibt Amazon günstig. In den USA kostet der Fire 7 knapp 50 US-Dollar, der Fire HD 8 wird 80 Dollar kosten.