Welche Entwicklungen im Juni bei Amazon wichtig waren, fassen wir in unserem Monatsrückblick zusammen.

Fake-Bewertungen, Produktpiraterie, Kritik an Amazons Marktplatzstrategie

Der Marktplatz von Amazon bietet Kunden zwar schier unendliche Möglichkeiten, allerdings gibt es auch hier und da Probleme: Zunächst zeigte die Stiftung Warentest im Rahmen einer Recherche, wie einfach es für Anbieter ist, gefälschte Produktbewertungen zu kaufen – was sowohl seriösen Händlern als auch Kunden schadet. Doch nicht nur die Bewertungen, auch manche Produkte stehen in der Kritik, da sich auf dem Marketplace immer wieder Produktfälschungen finden. Um den Piraten Herr zu werden, hat Amazon nun ein hauseigenes Team aus der Taufe gehoben, das den Kampf aufnehmen soll.

Ärgerlich für Amazon-Händler ist es auch, wenn sie in direkter Konkurrenz mit dem Online-Riesen stehen. Der Konzern soll nämlich seine Eigenmarken zunehmend präsent in den Top-Ergebnissen der Suche ausrichten. Kritik kommt von Händlern und Branchenexperten, dass Amazon die Plattform zu seinem eigenen Vorteil manipuliere.

Hinter den Kulissen: Drohendes Kartellverfahren und Klage gegen Amazon 

Amazons umfängliche Marktmacht und ein damit einhergehender Machtmissbrauch standen in der Vergangenheit immer wieder im Fokus der Branche und wurden zum Teil heftig kritisiert. Im Juni gab es wieder Gerüchte, nach denen die EU-Kommission die Sache nun tatsächlich klären wolle und kurz davor stehe, ein offizielles Kartellverfahren einzuleiten. Konkret geht es beispielsweise um die Frage, ob der Konzern die gesammelten Händler-Daten zu eigenen Zwecken nutzt.

Zudem hatte Amazon auch eine gerichtliche Auseinandersetzung: Amazon-Mitarbeiter in New York hatten die Firma verklagt. Der Vorwurf: Amazon soll indirekt am Tod eines Familienmitglieds schuld sein, da die Corona-Schutzmaßnahmen vor Ort unzureichend seien. Das entsprechende Amazon-Lager nannten sie einen „Ort der Gefahr“.

Shitstörmchen und Stänkerei gegen Jeff Bezos

Der Juni war vor allem auch geprägt von der Rassismus-Debatte, die durch den gewaltsamen Tod des US-Amerikaners George Floyd neu entbrannte. Auch Amazon solidarisierte sich mit der Kampagne #BlackLivesMatter. Dennoch sah sich Firmenchef Jeff Bezos über Instagram mit einer ganzen Reihe von Beschimpfungen und Hass konfrontiert. Amazon versprach, 10 Millionen US-Dollar an Bürgerrechts-Organisationen zu spenden, um auf diesem Weg für die Gleichberechtigung von Afroamerikanern zu kämpfen.

Auch eine ganz private Fehde gegen Bezos sorgte für Furore: Elon Musk teilte mehrfach gegen den Amazon-CEO aus. Zunächst rief der Tesla-Gründer auf Twitter zur Zerschlagung Amazons auf: „Es ist Zeit, Amazon zu zerschlagen. Monopole sind falsch“, hieß es in seiner öffentlichen Nachricht. Nur wenige Tage später holte Musk zum erneuten Schlag aus. Er bezeichnete Bezos als sogenannte „Copycat“ – eine englische Bezeichnung für einen Nachahmer oder Trittbrettfahrer. Anlass zu dieser Beschimpfung war die Übernahme des US-StartUps Zoox.

Amazon rückt Autos weiter in den Blick

Für die Übernahme von Zoox soll Amazon mehr als eine Milliarde US-Dollar auf den Tisch gelegt haben. Und wofür das Ganze? Für deutlich mehr Expertise in Sachen Mobilität. Das StartUp hat sich nämlich auf die Technologie des autonomen Fahrens spezialisiert und bietet in diesem Rahmen auch einen Roboter-Taxidienst an. 

Doch dies ist nicht das einzige Engagement, das Amazon in den vergangenen Wochen im Automobilbereich unternommen hat: Auch das hauseigene Gerät Echo Auto ist seit neuestem für deutsche Kunden verfügbar. Das Gadget ermöglicht es Kunden, das eigene Auto nachzurüsten und Alexa ins Boot bzw. ins Auto zu holen.

Rechnung und Freunde-Streaming für Prime-Kunden

Neues brachte der Juni auch für Prime-Kunden: Der Konzern verkündete nicht nur die Zahlbarkeit des Prime-Abos per Rechnung, sondern auch eine neue Funktion für Film- und Serien-Liebhaber: Diese ermöglicht es ihnen, online gemeinsam mit Freunden Videos zu schauen. Der Dienst heißt „Watch Party“ und ist zunächst aber nur in den USA verfügbar. 

Logistik: Amazon wird zum Paketdienst, Streiks in deutschen Lagern

Amazon beschert deutschen Paketdiensten jede Menge Arbeit: Inklusive Retouren und Sendungen der Dritthändler belief sich das Sendungsvolumen von Amazon hierzulande im vergangenen Jahr auf 849 Millionen Pakete pro Jahr – was den Konzern laut einer aktuellen Studie zum wichtigsten Kunden deutscher Paketdienste macht.

Allerdings, so weiß man, arbeitet Amazon immer mehr daran, zu einem eigenständigen Paketdienstleister zu werden. Auch jüngste Entwicklungen aus Großbritannien belegen diese Strategie: Dort stellt Amazon nun auch Pakete von Nicht-Amazon-Händlern zu. In Deutschland setzte Verdi außerdem seinen Tarifkampf fort und rief die Logistik-Mitarbeiter erneut zu einem mehrtägigen Streik auf.