Neue Technik, neues Design und neue Verbündete – der vergangene Monat war für Amazon durchaus ein Erfolg. Doch neben so vielen positiven Nachrichten gab es natürlich auch Kritik: unter anderem an den vielen gefährlichen Produkten, die sich auf dem Amazon Marktplatz finden lassen. Ein Rückblick auf den Monat Juni.

Auf dem Marktplatz: Neue Schrift, Kampf gegen Betrug und eine künftige Haftung von Amazon

Im Juni gab es rund um das Thema Amazon-Marktplatz einige News zu vermelden. Zum Beispiel scheint der Konzern ein neues Design für sein Portal erkoren zu haben: Nutzer berichteten, dass die alte serifenlose Schrift gegen eine neue, etwas schnörkeligere Schrift mit Serifen ausgetauscht wurde. Man mag es kaum glauben, aber diese vermeintlich kleine Änderung führte zu erhitzten Diskussionen und kritischen Kommentaren.

Doch nicht nur Design-Elemente sorgten für Wirbel: Weil immer mehr gefährliche oder zumindest kritische Produkte den Amazon-Marktplatz überschwemmen, die den freien und seriösen Wettbewerb untergraben und auch gesundheitsgefährdend sein können, haben sich die drei Drogerieketten Rossmann, dm und Douglas in einem Brandbrief an die Regierung gewandt. Sie fordern, dass auch die digitalen Vertriebswege – eben beispielsweise der Amazon-Marktplatz – besser und effektiver kontrolliert werden und Amazon eine Mithaftung übernimmt. Schließlich seien scharfe Kontrollen auch im stationären Handel gang und gäbe.

Dabei ist anzumerken, dass Amazon nicht ganz untätig ist – das Unternehmen scheint sich zumindest der Gefahr bewusst: Denn um den Verkauf gefährlicher und gesundheitsschädlicher Produkte in den Griff zu bekommen, hat Amazon gemeinsam mit den konkurrierenden Anbietern Ebay, Alibaba und Rakuten eine freiwillige Verpflichtung unterzeichnet. Ziel ist es, schärfere Kontrollen einzuführen und besser mit Behörden zusammenzuarbeiten.

Neben solchen Entwicklungen treibt die Regierung auch eine rechtliche Grundlage voran, um Marktplätze wie Amazon im Bereich der Umsatzsteuer künftig stärker in die Pflicht zu nehmen: Portale sollen nämlich für nicht-zahlende Händler haften und die Steuerausfälle selbst übernehmen. Ein entsprechender Gesetzesentwurf liegt bereits vor. Erst kürzlich hatte Amazon auch die Konten zahlreicher Händler gesperrt, denen Umsatzsteuerbetrug vorgeworfen wird.

Kritik: Verschwundene Rezensionen, vernichtete Ware und eine fallen gelassene Steuer

Im vergangenen Monat machten Nachrichten über verschwundene Rezensionen bei Amazon die Runde. Konkret ging es wohl um Bewertungen aus der Buchsparte, die einfach verschwunden sind. Mehrere Autoren meldeten sich zu Wort und zeigten sich darüber extrem verärgert. Auch soll es User gegeben haben, die keine Bewertungen mehr abgeben konnten. Einerseits sollen einige gelöschte Rezensionen gegen die hauseigenen Richtlinien von Amazon verstoßen haben. Andererseits entschuldigte sich jedoch auch Amazon und sprach von vorübergehenden, technischen Problemen.

Kritik gab es aber auch an einer Praxis von Amazon, die nicht nur aus moralischen, sondern auch aus umwelttechnischen Gründen an den Pranger gestellt wurde: Der Konzern soll nämlich Tag für Tag tonnenweise Produkte vernichten – und zwar sowohl retournierte Artikel als auch Neuware. Speziell würden wohl „Güter aller Art“ entsorgt: angefangen von Möbeln und Matratzen, aber auch Handys, Tablets und sogar elektrische Großgeräte wie etwa Kühlschränke oder Waschmaschinen. Das Bundesumweltministerium und viele Verbraucher zeigten sich über die massenhafte Vernichtung von Produkten empört.

An anderer Stelle scheint sich Kritik gelohnt zu haben – für Amazon selbst: Der Konzern hatte sich nämlich quasi mit Händen und Füßen gegen eine neue Steuer gewehrt, die die Stadt Seattle einführen wollte. Große Unternehmen sollten den Plänen nach eine Pro-Kopf-Steuer auf alle Mitarbeiter zahlen. Mit dem Geld wollte die Stadt gegen Arbeitslosigkeit vorgehen und Obdachlosen helfen. Amazon hätte diese neue Steuer mehrere Millionen Euro im Jahr gekostet und drohte mit harten Konsequenzen und einem teilweisen Rückzug aus Seattle. Diese rabiate Gegenwehr hat sich gelohnt: Im Juni kündigte die Stadt an, die Steuer auf Eis zu legen.

Amazon ohne Eis und Rückenwind für Prime

Eine kuriose Meldung gab es in den vergangenen Wochen aus Berlin. Dort konnte Amazon im Rahmen von Amazon Fresh keine frischen Lebensmittel liefern, da dem Unternehmen das Eis ausgegangen ist, das die Produkte frisch hält. Das Problem betraf allerdings nicht nur Amazon, sondern war grundlegender Natur, da eine CO2-Knappheit in Europa vorherrschte. Kohlenstoffdioxid ist für die Produktion von Trockeneis notwendig.

Während es mit Fresh also nicht so gut lief, soll es mit Prime umso besser vorangehen. Amazon plant, die Eigenmarke eigenständiger und noch stärker zu machen. Um auch Amazon-fremde Kunden abzulocken, soll dementsprechend der Amazon-Schriftzug künftig nicht mehr zwingend mit Prime kombiniert werden und wegfallen. Durch den alleinigen Auftritt von „Prime“ könne die Markenpositionierung verbessert werden.

Echo Look erobert die USA und Alexa zieht ins Hotel

Bereits vor einem Jahr hat Amazon in den USA den „Echo Look“ vorgestellt – ein Echo-Gerät, das mithilfe einer integrierten Kamera auf Fashion und Style ausgerichtet ist und sogar mit einer Stilberatung aufwarten kann. Nachdem die Einführungsphase vorüber ist, kann der „Echo Look“ ab sofort von allen US-amerikanischen Amazon-Kunden gekauft werden.

Daneben arbeitet Amazon daran, seine digitale Assistentin Alexa noch weiter zu verbreiten. Um dies zu schaffen, ist der Konzern eine Partnerschaft mit der Hotelkette Marriott eingegangen, die den Hightech-Lautsprecher Echo in den hauseigenen Hotels aufstellen möchte. Auf diesem Wege können sich Gäste via Sprachbefehl beispielsweise den Zimmerservice bestellen oder nach neuen Handtüchern fragen.

Zu guter Letzt hat Amazon noch den neuen Fire TV Cube vorgestellt. Das Streaming-Gerät kann nicht nur 4K-Ultra-HD-Inhalte streamen, sondern besitzt auch acht integrierte Mikrofone, die dafür sorgen sollen, dass die Sprachassistentin Alexa über das Gerät genutzt werden kann – und zwar selbst dann, wenn Fernsehgeräusche zu hören sind. Der Fire TV Cube kostet 119,99 Dollar und ist vorerst nur in den USA erhältlich.