Im Mai stand Amazon häufig in der Kritik, wehrte sich jedoch auch selbst gegen die Einfuhr einer neuen Steuer in Seattle und brachte zudem neue Eigenmarken auf den Weg. Wir fassen die relevantesten Meldungen aus dem Mai 2018 noch einmal zusammen.

Kalenderblatt Mai

© Panwa - Shutterstock.com

Vendor-Programm erneut in der Kritik, Amazon wehrt sich gegen Steuer

Amazon hatte im vergangenen Monat mit verhältnismäßig viel Kritik zu kämpfen. Dabei ging es unter anderen um das Vendor-Programm, über das bereits in der Vergangenheit oftmals heftig diskutiert wurde. Ein anonymer Online-Händler hat Anfang Mai seine Erfahrungen geschildert und lässt ebenfalls kein gutes Haar an dem Programm.

Aber auch die Gesichtserkennungs-Software „Rekognition“, die von Amazon entwickelt wurde, stand massiv am Pranger. Der Grund: Amazon hat Rekognition der US-amerikanischen Polizei zur Verfügung gestellt, die damit Personen identifizieren kann und die Software bereits eingesetzt haben soll. Das rief Bürgerrechtsaktivisten auf den Plan, die die Software als „ein mächtiges Überwachungssystem“ bezeichneten.

In Seattle hingegen protestiert Amazon selbst gegen die Einfuhr einer neuen Steuer, die die immer gravierenderen Problemen mit der Obdachlosigkeit bestmöglich eindämmen soll und insbesondere größere Konzerne in die Pflicht nimmt. Das gefällt Amazon jedoch ganz und gar nicht, weswegen das Unternehmen daraufhin sogar drohte, seine dortige Präsenz zu überdenken. Und auch die Auseinandersetzung mit dem amtierenden US-Präsidenten ging im letzten Monat in eine neue Runde. Weiterhin will Donald Trump alles daran setzen, dass Amazon mehr Gebühren für versendete Pakete bezahlt, und forderte Megan Brennan, die Chefin der Postbehörde USPS, sogar dazu auf, die Gebühren für Amazon und Co. zu verdoppeln.

Doch nicht nur in den USA, sondern auch bezüglich des Umgangs mit seinen Mitarbeitern musste sich Amazon neue Kritik anhören. Die Gewerkschaft Verdi warf dem Unternehmen beispielsweise vor, dass das Personal eine „Vorstufe zur Abmahnung“ erhalten würde, sobald unmittelbar im Anschluss einer Pause die Toilette aufgesucht wird. Amazon selbst streitet das jedoch ab.

2.000 neue Mitarbeiter in Deutschland, „Pay to Quit“ nur PR?

Apropos Mitarbeiter: Wie bereits 2017 kündigte Amazon erneut an, in diesem Jahr knapp 2.000 neue Mitarbeiter in Deutschland einstellen zu wollen. Sollte dieses Vorhaben tatsächlich umgesetzt werden, würde der Personalbestand am Ende des Jahres allein hierzulande bei 18.000 liegen. Dafür hält Amazon auch ganz gezielt Ausschau nach Mitarbeitern, die einen militärischen Hintergrund haben. Ein Vorgang, der bereits aus den USA bekannt ist.

Allem Anschein nach will Amazon aber nicht nur Mitarbeiter einstellen, sondern diese auch gezielt loswerden. Dies lässt zumindest das sogenannte „Pay to Quit“-Programm vermuten, bei dem Mitarbeiter einmal im Jahr 5.000 Dollar erhalten, wenn sie sich dafür entscheiden sollten, das Unternehmen zu verlassen. Sollten sie dieses Angebot jedoch wirklich annehmen, dürfen sie nie wieder für Amazon arbeiten. Damit soll angeblich allen voran die Motivation getestet werden – so zumindest die Begründung von Amazon. Die Gewerkschaft Verdi ist hier jedoch anderer Ansicht und hält das Angebot lediglich für eine PR-Aktion, das dazu nur selten in Anspruch genommen wird.

Neue Eigenmarken & Plattform für Kosmetikprodukte

Auch wenn im Mai viel kritisiert und debattiert wurde: Es gab auch erfreuliche Neuigkeiten im Hause Amazon, was etwa die Erweiterung des Sortiments angeht. So wurden zum Beispiel zwei neue Eigenmarken auf den Weg gebracht: Während „Wag“ Hundefutter umfasst und dementsprechend den (US-amerikanischen) Heimtiermarkt erobern soll, fällt „Meraki“ in den Bereich Fashion und ist die Bezeichnung für eine Modelinie, die eher schlicht ausfällt und sich sowohl an Frauen als auch an Männer richtet.

Doch auch für die Kleinen hat Amazon etwas Neues in petto – in Form einer Bücher-Box, die neuen Lesestoff bereithält und als Abo nach Hause geliefert wird. Voraussetzung dafür: Ein Elternteil ist Prime-Mitglied. Zusätzlich wird Amazon im Sommer eine neue Plattform für junge Kosmetikmarken an den Start bringen, die sich „Indie Beauty Shop“ nennt. Händler müssen neben einer monatlichen Gebühr von 39,99 Dollar (rund 34 Euro) zusätzlich 15 Prozent aus den Produktverkäufen an Amazon zahlen, wenn sie ihre Produkte dort listen wollen.

Preiserhöhung bei Amazon Fresh

Seit knapp einem Jahr versendet Amazon im Zuge von Amazon Fresh auch Lebensmittel innerhalb von Deutschland – zumindest, wenn man aus Berlin, Potsdam, Hamburg oder München stammt. Eine Vergleichsstudie des Preisportals Guenstiger.de fällt jedoch ein eher vernichtendes Urteil bezüglich Amazon Fresh, denn die Produktpreise sollen sich in dem Jahr zum Teil drastisch erhöht haben. Dadurch wird auch der preisliche Abstand zum direkten Konkurrenten Rewe immer geringer.

Möglicherweise ist es irgendwann einmal in ferner Zukunft möglich, online nachzuverfolgen, wo sich die Lebensmittellieferung gerade genau befindet. Darauf lässt zumindest ein Service hoffen, der in den USA gestartet wurde. Mithilfe des Live-Trackings können Kunden entsprechend nachvollziehen, wann ihr Paket, abseits von Lebensmitteln, genau ankommt. Ein Deutschlandstart steht jedoch noch in den Sternen.