Der erste Monat des neuen Jahres ist rum und Amazon hat sich nicht lumpen lassen. Neben der Eröffnung des ersten Amazon-Go-Supermarktes hagelte es allerdings auch Kritik. Was genau in den letzten 31 Tagen so passiert ist, haben wir in unserem Monatsrückblick zusammengefasst.

Eye of the Beholder

(Bildquelle Eye of the Beholder:hjl via Flickr, keine Änderungen, bestimmte Rechte vorbehalten)

Neue Services, neue Entwicklungen

Zum Start ins neue Jahr hat Amazon die Branche mit der Eröffnung seines Supermarktes überrascht. Nach fünf Jahren Entwicklungszeit wurde der erste Amazon-Go-Markt im Hauptquartier in Seattle eröffnet. Wer in dem neuen Markt einkaufen will, muss sich im Vorfeld die entsprechende App aufs Smartphone ziehen und sich ein Kundenkonto einrichten. Abgerechnet wird dann auch über die App. Eigentlich wollte Amazon den Markt ganz ohne Personen betreiben, doch ohne menschliche Unterstützung geht es nicht. So sind mehrere Angestellte in der Küche im Einsatz bzw. werden Altersnachweise manuell überprüft.

Dass der neue Markt schnell einem Stresstest unterzogen wird, war abzusehen – bereits in der ersten Woche kam es zum „Diebstahl“. Kameras und Scanner sollen solche Zwischenfälle zwar verhindern, doch in besagtem Fall landete der mitgenommene Joghurtbecher einer Kundin nicht im digitalen Einkaufswagen. Dieser wurde von den vielen Kameras wohl übersehen und damit nicht abgerechnet.

Neben dem Start des eigenen Supermarktes hat Amazon Neuerungen für Alexa bekannt gegeben. Die digitale Sprachassistentin soll angeblich noch in diesem Jahr ihre eigene Meinung erhalten und dann auf Fragen nach persönlichen Vorlieben vermeintlich unabhängig antworten können. Ermöglicht werden soll dies durch Machine und Deep Learning. Wie unabhängig Alexas Meinung am Ende aber wirklich sein wird, bleibt abzuwarten.

Kritik und ein Shitstorm

Im Amazon-Universum gab es wahrscheinlich keinen Monat, in dem Amazon nicht mit Kritik umgehen musste. Dieses Mal kam diese von ganz oben: Donald Trump hat über Twitter die niedrigen Versandkosten bei Amazon kritisiert. In dem Tweet schreibt er, dass die US-amerikanische Post jedes Jahr viele Milliarden Dollar verliert und unterdessen von Amazon und anderen Unternehmen viel zu wenig verlange, um deren Pakete auszuliefern. Eine solche Vorgehensweise mache „Amazon reicher und die Post dümmer und ärmer.“ Zu guter Letzt verlangt er „Sie sollten VIEL MEHR verlangen!“

Ob sich Trump auch am letzten Shitstorm gegen den Online-Riesen beteiligt hatte, ist nicht bekannt. Dabei hatte sich Amazon diesen durchaus verdient, denn der Riese hatte es zugelassen, dass ein Dritthändler über mehrere Jahre hinweg Produkte mit einem geschmacklosen Spruch über Sklaverei („Slavery gets shit done“, zu Deutsch in etwa: „Sklaverei kriegt Dinge erledigt“) verkauft hat.

Ähnlich viel Ärger gab es für Amazon auch in Deutschland. Hier steht jedoch die Logistik im Fokus. Mitarbeiter des Niedersächsischen Datenschutzes hatten nämlich das Amazon-Lager in Winsen besucht, um sich ein Bild über die Videoüberwachung im Lager zu verschaffen. Auslöser des Besuchs war eine verdeckte Recherche des NDR in besagtem Lager zum Weihnachtsgeschäft. Und apropos Lager: Amazon fehlt wie vielen anderen Unternehmen Führungskräfte in der Logistik. Der Konzern geht jetzt speziell auf die Suche – und das bei der Bundeswehr. Unter der Rubrik „DE Military Leaders Talent Pool für Führungskräfte der Bundeswehr“ sucht der Konzern „Area Manager“, „Operations Manager“ und „Senior Operations Manager“, die die „Grenzen des Möglichen“ überwinden sollen.  

Handel und Marktplatz

Amazon etabliert sich zunehmend im Lebensmittelsektor. Seit knapp einem Jahr bietet der Online-Riese seinen Lieferdienst Amazon Fresh auch in Deutschland an und konnte 2017 bereits einen Anstieg von 54 Prozent bei dem Verkauf von Lebensmitteln verzeichnen. Insgesamt shoppten die Deutschen alleine im vergangenen Jahr Lebensmittel im Wert von 200 Millionen Euro beim Online-Riesen. Auch in den USA und Großbritannien konnte Amazon seine Verkäufe deutlich steigern. 

Gesteigert wurde bei Amazon aber noch mehr – und das dürfte die Kunden so gar nicht freuen. So wurde Mitte Januar bekannt, dass die monatlich kündbare Prime-Mitgliedschaft in den USA teurer wird. Dort schlägt das Monats-Abo bisher mit 10,99 US-Dollar zu Buche. Doch nun wird der monatliche Beitrag um zwei Dollar angehoben und beläuft sich auf 12,99 Dollar. Das entspricht einer Erhöhung von 18 Prozent und ergibt im Jahr rund 156 Dollar. In Deutschland ist eine ähnliche Preiserhöhung noch nicht in Sicht. Erfahrungsgemäß dauert es aber nicht lange, bis Amazon hierzulande nachzieht.

In Deutschland wurde derweil an der Preisschraube beim Pantry-Dienst gedreht – Amazon hat nämlich die kostenlose Lieferung abgeschafft und verlangt selbst bei einem höheren Warenwert jetzt Versandkosten. Für die Standard-Lieferung mit einem Bestellwert unter 29 Euro fallen nun 3,99 Euro an. Für jede weitere Box innerhalb einer Bestellung fallen dann noch einmal 0,99 Euro an. Die Zustellung zum Wunschtermin wird ebenfalls teurer: Statt 2,99 Euro müssen für eine Wunschzustellung künftig 5,99 Euro auf den Tisch gelegt werden.

Die Preiserhöhungen dürften den Amazon-Nutzern sicherlich nicht gefallen. CEO Jeff Bezos hingegen dürfte sich die Hände reiben und über noch mehr Einnahmen freuen. Dabei wurde letzten erst bekannt, dass das Nettovermögen des Unternehmers in den ersten fünf Handelstagen 2018 auf sage und schreibe 6,1 Milliarden Dollar angestiegen war.