Liebe Paket-Zusteller,

ich weiß, euer Job ist stressig und nicht einfach. Und sicherlich ist es auch ab und zu nervig, wenn gefühlte 90 Prozent euer Kunden nicht zu Hause sind und die Pakete beim Nachbarn abgegeben werden müssen. Immer dieser zusätzliche Schreibkram! Ich versteh euch da, aber mal ganz unter uns: Muss man sich dann gleich einen imaginären Menschen ausdenken? Vor kurzen hatte ich einen gelben Zettel im Briefkasten, dass mein Paket bei einem gewissen Herrn Luther abgegeben wurde. Leider existiert in meinem Haus kein Herr Luther. Gut, dachte ich mir, und versuchte es mal in den beiden Häusern nebenan. Auch da war mein mysteriöser Paketentgegennehmer nicht zu finden. Das Kuriose: Der Name ähnelte nicht mal ansatzweise dem von einem meiner Nachbarn.

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Die Telefonhotline - Weder Freund, noch Helfer

Da ich ungern mein gesamtes Haus durchklingeln wollte, versuchte ich es einfach mal bei der Telefonhotline der Zustellungsfirma. Nachdem mir beim ersten Mal gesagt wurde, meine Sendungsnummer existiere nicht und das Gespräch beendet wurde, hatte ich beim nächsten Versuch mehr "Glück", denn ich bekam tatsächlich einen menschlichen Mitarbeiter an die Strippe. Die 25 Minuten in der Warteschleife vorher hätte ich zwar schon als schlechtes Zeichen sehen sollen, aber gut. Mein Vertrauen in die Menschheit war eben noch etwas vorhanden. Noch! Nachdem ich mein Problem ausführlich geschildert hatte, konnte man mir bestätigen, dass mein Paket bei einem Herrn Luther lag. Mein Einwand, es gäbe weder in meinem, noch in den Nachbarhäusern einen Herrn Luther wurde gekonnt ignoriert. Ich hakte noch einmal nach, wo ich denn jetzt bitte mein Paket abholen soll, da es ja keinen Herrn Luther bei mir gab. Darauf konnte mir leider nicht geantwortet werden. Man werde das Problem "weiterleiten" und sich dann bei mir melden. Weiterleiten ist in diesem Fall wohl ein Äquivalent zu Ablage P.

Nun stehe ich also da, ohne Paket, dafür mit einem imaginären Nachbarn. Aber eigentlich müsste ich dir ja danken, lieber Paket-Zusteller, denn du gibst mir nun die Möglichkeit, alle meine Nachbarn einmal persönlich kennen zulernen.

Mehr Boten, weniger Stress?

Nun bin ich ja nicht die Einzige, die sich schon über solche Zustellung, oder eher Nicht-Zustellungen, ärgern musste. Besonders bekannt der Fall, als ein Bote das Paket einfach auf den Balkon hochwarf. Ob es sich dabei um den ersten oder achten Stock handelte, konnte leider nicht geklärt werden. Wie kann man das Problem also lösen? Vielleicht sollten sich die zuständigen Firmen überlegen, mehr Zusteller einzustellen, um den Zeitdruck von den Mitarbeitern zu nehmen. Dann müssten die Pakete nicht, nur um sie in Windeseile auszuliefern, den Balkon hochgeworfen oder in einen viel zu kleinen Briefkasten gequetscht werden. Oder man könnte, wie in meinem Fall, noch einmal in Ruhe nachhaken, wie der nette Nachbar denn nun heißt, der das Paket entgegennimmt.

Eine Lösung des Problems wären verstärkt Paketkästen in Miethäusern einzubauen. Mit dieser "Packstation für den Hausflur" ließen sich die Pakete einfach an Ort und Stelle deponieren und es gibt weder für Bote (Wer kann das Paket entgegennehmen?) noch für den Kunden (Wo ist mein Paket nur gelandet?) umständliche Suchaktionen. Kommt das Paket beim ersten Mal nicht an und soll ein zweites Mal zugestellt werden, wäre eine zusätzliche Option auf Adressänderung oder Zeitangabe hilfreich. Gerade für Kunden die im Schichtdienst arbeiten, könnten sich das Paket so auf die Arbeit liefern lassen oder in der Zeit, wenn sie grade zu Hause sind. Auch der Ausbau der sogenannten Kofferraumzustellung wäre eine Möglichkeit, um Pakte gezielter an den Kunden zu bringen.

Das wir aber nicht ganz den Glauben an die Postboten und Zusteller verlieren sollten zeigt ein Fall, der letztes Jahr im Fokus erschien. Hier machten sich Postboten tatsächlich die Mühe einen Brief mit aufgemalter Adresse zuzustellen. Hut ab dafür!