Die Beziehung zwischen Amazon und Verdi wird sich wohl so schnell nicht entspannen. Seit 2013 ruft die Gewerkschaft in schöner Regelmäßigkeit die Amazon-Mitarbeiter auf, zu streiken, um für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Der Internetriese will davon aber nichts wissen und betont immer wieder, seine Mitarbeiter fair zu bezahlen.

Es war an einem Dienstag, dem 14. Mai 2013 als die Mitarbeiter von Amazon das erste Mal die Arbeit niederlegten. Begonnen wurde an den beiden größten deutschen Standorten Leipzig und Bad Hersfeld. Damals ging es um faire Bezahlung im Rahmen eines Tarifvertrages und bessere Arbeitsbedingungen. Jetzt, vier Jahre später, ist noch immer keine Einigung in Sicht. Im Gegenteil, die Fronten scheinen verhärteter zu sein als je zuvor. Dennoch will Verdi auf keinen Fall aufgeben und zeigt sich betont kämpferisch. „Resignation kommt nicht infrage. Es ist nicht absehbar, dass wir den Streik irgendwann beilegen“, so Thomas Voß, Bundesfachgruppensekretär der Berliner Verdi-Zentrale.

Verdi zeigt sich weiterhin kampfbereit

Obwohl Verdi zugibt, mit einem derart langen Hin und Her nicht gerechnet zu haben, gibt man sich weiterhin kämpferisch: „Wir hätten nicht gedacht, dass diese Auseinandersetzung so lange dauert und so anstrengend wird. Aber wir sind noch nicht am Ende und weiter guten Mutes“, so Voß. Immer wieder in den vergangenen vier Jahren wurden die Mitarbeiter von Amazon zu Streiks aufgefordert, um für ein Umdenken in der Tarifpolitik des Versandhändlers zu sorgen. Mit Erfolg, so Voß: „Wir haben unser Endziel noch nicht erreicht, aber dafür Etappenziele. Wir haben sicher dazu beigetragen, dass Amazon besser zahlt und die Arbeitsbedingungen verbessert hat. Ohne unseren Druck wäre das bestimmt nicht passiert.“

Auch international wurden viele Standorte bereits bestreikt. So wie im November 2014, als ein ehemaliger Mitarbeiter von Amazon sogar in den Hungerstreik trat, um auf die schlechten Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen.

Roboter gegen streikende Mitarbeiter

Amazon sieht sich aber nach wie vor im Recht und will sich nicht dem Druck von Verdi beugen. Der Konzern betonte stets, seine Mitarbeiter gut zu bezahlen und auch weiterhin für neue Jobs zu sorgen. Alleine in diesem Jahr sollen 2000 neue Mitarbeiter eingestellt werden. Zu den Vorwürfen heißt es in einem Zitat von Amazon auf T-Online: „Amazon ist ein guter Arbeitgeber. Wir entwickeln uns ständig weiter, wachsen und investieren im Interesse unserer Kunden. Auf diesem Weg nehmen wir unsere Mitarbeiter mit und schaffen viele weitere attraktive Arbeitsplätze in Deutschland.“

Auch die Auswirkungen der Streiks schätzt Amazon als nichtig ein. Der Konzern betont, dass der Großteil der Belegschaft sich an den Aktionen nicht beteilige und es keine Verzögerungen bei den Lieferungen gibt. Dennoch setzt der Versandhändler vermehrt auf mögliche Schadensbegrenzung im Falle eines Streiks. So wurde erst vor Kurzem angekündigt, Roboter im Logistikzentrum Winsen einzusetzen. Auch die Eröffnung weiterer Logistikzentren ist noch in diesem Jahr geplant. Mögliche Arbeitsniederlegungen könnten damit kompensiert werden.

Ein Ende der Tarifverhandlungen ist also nicht in Sicht und Amazon muss sich wohl oder übel auch in Zukunft auf Streiks seiner Mitarbeiter einstellen.