Erneut kommt es im Bahnverkehr noch in dieser Woche zu längeren Streiks. Weitere, unangekündigte Maßnahmen sollen folgen.

Die Fronten zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL bleiben massiv verhärtet. Auch die jüngsten vertraulichen Verhandlungen, die von Dr. Thomas de Maizière und Daniel Günther (CDU) moderiert wurden, brach die GDL vorzeitig ab. Die Bahn habe die Verhandlungen „zu keinem Zeitpunkt lösungsorientiert geführt“, kritisiert die Gewerkschaft.  

Aus diesem Grund wurden jetzt neue Streikmaßnahmen angekündigt: Ab Mittwoch, 6. März, um 18 Uhr beginnen erneut Arbeitsniederlegungen im Güterverkehr. Im Personenverkehr wird dann ab Donnerstagnacht, 2 Uhr, bis Freitagmittag, 13 Uhr, gestreikt, heißt es in der entsprechenden Ankündigung

Die maßgebliche Forderung der Gewerkschaft ist die Einführung der 35-Stunden-Woche. Aus diesem Grund soll der Streik auch insgesamt 35 Stunden dauern – man wolle dem Bahn-Management die Zahl auf diese Weise ins Gedächtnis rufen, „wenn es sein muss, immer und immer wieder“, so die Gewerkschaft. Bislang arbeiten die Angestellten 38 Stunden pro Woche im Schichtbetrieb. 

GDL: Neue Eskalationsstufe

Die Deutsche Bahn sei nach eigenen Angaben bereit gewesen, Schritte bei der Arbeitszeitverkürzung zu gehen, die über das letzte Angebot hinausgehen. „Es ist unfassbar, dass die Lokführergewerkschaft trotzdem vom Tisch aufsteht“, kritisiert DB-Personalvorstand Martin Seiler. „Wir haben uns bei Entgelt und Arbeitszeit massiv bewegt. Mehr lassen Demografie und Fachkräftemangel nicht zu, sonst bleiben Züge stehen.“ Man sei bereits „an die absolute Grenze dessen gegangen, was finanziell und personell möglich ist“, betont Seiler. Die Gewerkschaft habe sich indes nicht auf das Unternehmen zubewegt, kritisiert er. Der Konzern rechnet mit massiven Einschränkungen sowohl für Millionen Reisende als auch für Industrie und Wirtschaft.

Aus Sicht der Gewerkschaft habe der bisherige Druck auf den Konzern noch nicht ausgereicht, weshalb man die Streiks ausweitet. „Diese neue Eskalationsstufe hat der Bahnvorstand zu verantworten und nicht die GDL oder ihre Mitglieder“, sagt der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky. „Der Bahnvorstand schert sich nicht um die berechtigten Interessen der Eisenbahner und hat damit selbst die Verhandlungen bestreikt, sodass auch keine Lösung zustande kommen konnte.“  

Die Arbeitnehmervertretung erklärte außerdem, dass es weitere Streikaktionen geben wird – und zwar ohne Ankündigung 48 Stunden zuvor. „Es folgen nach dem ersten Streik weitere Streiks ohne zusätzliche Informationen“, so Weselsky laut dpa/Wirtschaftswoche. Es handele sich um sogenannte Wellenstreiks. „Damit ist die Eisenbahn kein zuverlässiges Verkehrsmittel mehr“, erklärte der GDL-Bundesvorsitzende. Das würde auch bedeuten, dass die Bahn – anders als aktuell – nicht auf die Schnelle mit Notfallfahrplänen reagieren kann.

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Bund appelliert an Verantwortung beider Parteien

Im Zuge der neuen Streikankündigung äußerte sich nun auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Eine Lösung lasse sich nur am Verhandlungstisch finden, so der FDP-Politiker laut dpa/AFX. Beide Parteien hätten „eine sehr erhebliche Verantwortung“ auch gegenüber Millionen Fahrgästen. Darüber hinaus habe man auch die derzeitige wirtschaftspolitische Situation im Blick. 

Neben dem Ärger für Bahnreisende tragen die Streiks, ähnlich wie die derzeitigen Angriffe der Huthi-Rebellen im Roten Meer, auch zu Materialengpässen in der hiesigen Industrie bei, ermittelte das ifo-Institut. „Neben dem andauernden Konflikt im Roten Meer hat auch der Bahnstreik dazu geführt, dass in manchem Unternehmen ein Mangel an Rohstoffen und Vorprodukten aufkam“, erläutert der Umfragen-Leiter des Instituts, Klaus Wohlrabe. Bislang käme es aber noch nicht zu Totalausfällen, sondern lediglich zu Lieferverzögerungen.

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Artikelbild: http://www.depositphotos.com