Erneut hat die Lokführergewerkschaft kurzfristig einen langen Streik angekündigt – für dieses Jahr ist es wohl der letzte. Die Bahn bezeichnete das Vorgehen als „unverantwortlich“.

Weniger Belastung, mehr Wertschätzung und Maßnahmen zur Personalgewinnung, das wünscht sich die Gewerkschaft GDL im Namen der Arbeitnehmer:innen derzeit von der Deutschen Bahn. Die Kernforderung ist eine Senkung der Arbeitswochenstunden von 38 auf 35, diesbezüglich ist in den seit Anfang November offiziell gestarteten Tarifverhandlungen jedoch keine Einigung in Sicht. 

Aus diesem Grund hat die Gewerkschaft nun erneut zu einem mehr als eintägigen Streik aufgerufen: Ab Donnerstagabend, 7. Dezember, um 18 Uhr, starten die Arbeitsniederlegungen im Güterverkehr, im Personenverkehr sollen sie um 22 Uhr folgen. Sie dauern bis zum Freitagabend, 8. Dezember, um 22 Uhr an. 

80 Prozent Zugausfälle

Die DB hat für den Fern- und Regionalverkehr einen Notfahrplan erarbeitet, das Angebot ist stark reduziert. So sollen lediglich 20 Prozent der Fernverkehrszüge fahren können, im Raum München werde das aufgrund der aktuellen Witterungslage derzeit nicht möglich sein, ebenso gibt es im Regionalverkehr teils weitreichende Einschränkungen, erläuterte Bahnsprecher Achim Strauß

Die Deutsche Bahn empfiehlt, die für den Streikzeitraum geplanten Reisen vorzuziehen oder nach hinten zu verschieben. Eine Zugbindung für Tickets entfällt und diese behalten auch zu einem früheren oder späteren Zeitpunkt ihre Gültigkeit. Der Konzern versucht, die Fahrplaninformationen schnellstmöglich abzubilden. 

Einschränkungen auch für Unternehmen

Der gewählte Streikzeitpunkt trifft die Bahn stark, sie kritisiert das Vorgehen entsprechend scharf: „Die Lokführergewerkschaft vermiest Millionen unbeteiligten Menschen das zweite Adventswochenende. Ein Streik so kurz nach dem Wintereinbruch und so kurz vor dem Fahrplanwechsel ist verantwortungslos und egoistisch“, erklärte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler zum Streikgeschehen. „Anstatt zu verhandeln und sich der Wirklichkeit zu stellen, streikt die Lokführergewerkschaft für unerfüllbare Forderungen. Das ist absolut unnötig.“ 

Unter anderem sorgt auch die Wetterlage in Süddeutschland schon jetzt für massive Einschränkungen im Güterverkehr, wie Bahnsprecher Achim Strauß weiter ausführt. Dort gebe es aufgrund des starken Schneefalls derzeit schon einen Rückstau von mehreren 100 Güterzügen, der aktuell abgebaut werde. Nun komme der Streik dazwischen und Unternehmen müssen auch über das Wochenende mit Lieferverzögerungen rechnen. 

Letzte Streikaktion des Jahres

GDL-Bundesvorsitzender Claus Weselsky bestätigte erneut, dass keine weiteren Streiks über Weihnachten, genauer mindestens bis zum 7. Januar 2024, geplant seien. „Wir werden jetzt diese Streikaktion am Donnerstag und Freitag durchführen, und es ist für dieses Jahr die letzte“, sagte der Verhandlungsführer MDR-aktuell. In einer Gewerkschaftsmitteilung wird darüber hinaus kritisiert, dass die Arbeitgeberseite allerorten mauere. Die Unternehmen „torpedieren zudem die dringend nötigen Maßnahmen zu einer erfolgreichen Personalgewinnung und setzen so fahrlässig die Zukunft des klimafreundlichsten Verkehrsmittels Eisenbahn aufs Spiel“, so Weselsky.