Das im Mai gestartete Deutschlandticket ist durchaus beliebt, lockt bislang aber nur wenige Neukunden zum ÖPNV.

Auf seiner Jahrestagung in Leipzig hat der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) mitgeteilt, dass das Deutschlandticket seit seinem Start am 1. Mai etwa 11 Millionen Mal verkauft wurde. Mit der Bilanz sind die Verkehrsunternehmen durchaus zufrieden. Diese Beliebtheit müsse nun genutzt werden, um den ÖPNV deutschlandweit nachhaltig auszubauen. Dabei müsse man auf die Bedürfnisse der Kund:innen eingehen. „Die Fahrgäste kaufen dieses Ticket nicht nur, weil es günstig ist, sondern auch weil sie es überall in Deutschland nutzen wollen“, so VDV-Präsident Ingo Wortmann laut Tagesschau.

Dies heiße aber vor allem, dass man auf die unterschiedlichen Bedürfnisse in den jeweiligen Regionen eingehen müsse. „In den Ballungsräumen brauchen wir bei gutem Angebot dringend zusätzliche Kapazitäten. Und in vielen ländlichen Räumen brauchen wir ebenso dringend insgesamt ein besseres Angebot“, so Wortmann weiter. Er fordert von der Politik verlässliche Finanzierungszusagen. Bis 2030 würden 48 Milliarden Euro für den ÖPNV-Ausbau anfallen, auch damit die Branche ihren Anteil zur Klimawende leisten kann.

49-Euro-Ticket spricht kaum Neukunden an

Die Kund:innen kaufen das 49-Euro-Ticket dem VDV zufolge vor allem wegen des Preises und der bundesweiten Gültigkeit. Nur etwa ein Fünftel kaufe das Ticket aufgrund des Klimaschutzes, wie laut Süddeutscher Zeitung aus einer begleitenden Marktforschung des VDV hervorgehe. Noch weniger würden das Ticket nutzen, weil sie bewusst auf Autofahrten verzichten wollen. Auch deswegen springen Menschen, die den ÖPNV bislang nicht nutzen, wohl noch nicht auf das Angebot an.

Dem VDV zufolge waren 46 Prozent der Menschen, die das Ticket abonniert haben, bereits vorher Stammkunden beim jeweiligen ÖPNV. 44 Prozent haben den öffentlichen Nahverkehr bereits ab und zu genutzt und sind von teureren Angeboten auf das Ticket umgestiegen. Nur acht Prozent der Käufer:innen nutzten bisher kaum oder gar nicht Bus und Bahn. Auch diese Zielgruppe müsse künftig besser angesprochen werden.

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Kauf zu kompliziert

Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert zudem, dass der Kauf des Tickets auch fast zwei Monate nach dem Start immer noch zu kompliziert sei. Das Ticket ist nur online, über Reisezentren oder im Aboservice zu erwerben. Dies sei für viele Interessenten zu kompliziert und halte sie vom Kauf ab, so Andreas Schröder vom Verband Pro Bahn. Gerade ältere Menschen bräuchten eine unbürokratische Alternative. Zudem sei die Tatsache, dass das Ticket nur im Abo erhältlich ist, ein weiterer Störfaktor. Ein Pluspunkt aber: Anders als das 9-Euro-Ticket im vergangenen Jahr sorge das Deutschlandticket bislang nicht für übervolle Züge.