Der Online-Riese Amazon kämpft mit hohen Kosten und wird durch eine spezielle Beteiligung tief in die roten Zahlen gerissen.

Die Zeiten, in denen Amazon Verluste schrieb, schienen lange vorbei. Doch die Zahlen für das erste Quartal 2022 legen unterm Strich erneut tiefrote Zahlen offen. Die Anleger reagierten empfindlich und ließen die Aktie im nachbörslichen Handel spürbar absacken, zeitweise im zweistelligen Bereich.

Harter Schlag: Erster Nettoverlust seit 2015

Der Umsatz von Amazon stieg in den ersten drei Monaten des Jahres um 7 Prozent auf 116,4 Milliarden Dollar. Deutlich nach unten hingegen ging es bei den Gewinnen: Während sich der Betriebsgewinn mehr als halbierte und nur noch rund 3,7 Milliarden Dollar betrug, wurde ein Nettoverlust von satten 3,8 Milliarden Dollar verzeichnet. Dieser Abrutsch ist ein herber Schlag für den sonst so erfolgsverwöhnten Tech-Riesen – es handelt sich um den ersten Netto-Quartalsverlust seit dem Jahr 2015.

Als Grund für die tiefroten Zahlen gelten insbesondere Werteinbußen, die im Rahmen der Beteiligung am US-amerikanischen Elektroautobauer Rivian verzeichnet wurden. Diesen Wertverlust gibt Heise Online mit einer Höhe von 7,6 Milliarden Dollar an.

Andy Jassy, amtierender Unternehmenschef und Nachfolger von Amazon-Gründer Jeff Bezos, sprach von „ungewöhnlichen Herausforderungen“, denen man sich nicht nur im Rahmen der fortwährenden Pandemie, sondern auch durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine ausgesetzt sähe. Höhere Kosten für den Betrieb hauseigener Logistikzentren sowie gestiegene Kraftstoffpreise machen nicht nur Amazon zu schaffen, denn viele Teuerungen wirken sich auch negativ auf die Konsumstimmung der Verbraucher aus.

Cloud weiterhin Zugpferd, Online-Handel als Schwachstelle

Das einstige Kerngeschäft von Amazon, der Online-Handel, wurde bekanntermaßen schon längst von anderen Bereichen wie dem Cloud-Sektor überholt. Auch aktuell belegen die Zahlen einen eher schwächelnden Online-Handel, dessen Umsätze in Q1 2022 um 3 Prozent zurückgingen. 

Die genannte Cloud-Sparte rund um AWS (Amazon Web Services) verzeichnete hingegen einen Umsatzsprung von deutlichen 37 Prozent auf 18,4 Milliarden Dollar, berichtet die FAZ. Dieses Wachstum liege nur knapp unter dem Wert aus dem vergangenen Quartal, als ein Plus von 40 Prozent erreicht wurde. „AWS hat einmal mehr seine Bedeutung als wichtigster Gewinnbringer des Konzerns unterstrichen. Das Betriebsergebnis lag bei 6,5 Milliarden Dollar, das heißt ohne die Sparte wäre diese Kennzahl im Gesamtkonzern negativ gewesen“, wird weiter berichtet.

Auch das Werbegeschäft im Hause Amazon floriert weiter: Bei den Umsätzen wurde hier ein Plus von 23 Prozent auf 7,9 Milliarden Dollar registriert, was zwar an und für sich als ordentliches Wachstum eingestuft werden kann, allerdings im Vergleich mit dem Weihnachtsquartal 2021 einer Abschwächung gleichkomme.

Weitere Verluste könnten anstehen

Bei den aktuellen Verlusten könnte es sich womöglich nicht um einen einmaligen Ausrutscher handeln. Die schwierigen Zeiten veranlassen Amazon auch für das aktuelle Quartal zu eher vorsichtigen Prognosen: Der Umsatz wird voraussichtlich zwischen 116 Milliarden und 121 Milliarden Dollar betragen und wird demnach bei einem Plus zwischen drei und sieben Prozent liegen, so die FAZ. Für das Betriebsergebnis gab Amazon eine extrem breite Spanne zwischen einem Verlust von einer Milliarde Dollar und einem Gewinn von drei Milliarden Dollar an.

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