In den USA sieht sich Amazon neuen Bemühungen einer Gewerkschaftsvertretung ausgesetzt.

Der gewerkschaftliche Kampf bei Amazon in den USA geht weiter. Im Zeitraum vom 4. Februar bis zum 25. März 2022 sollen Mitarbeiter am Standort Bessemer im US-Bundesstaat Alabama erneut an einer Wahl teilnehmen können, bei der darüber abgestimmt werden soll, ob man sich vor Ort der Handelsgewerkschaft RWDSU (Retail, Wholesale and Department Store Union) anschließt oder nicht. Dies habe nach Angaben von Finanzen.net die Arbeitsschutzbehörde NLRB (National Labor Relations Board) mitgeteilt. 

Spricht sich die Mehrheit der Angestellten für einen Beitritt aus, wäre es demnach das erste Mal, dass sich Amazon im US-amerikanischen Raum direkt mit einer Gewerkschaft auseinandersetzen muss und demzufolge auch ein Meilenstein für Kritiker.

Wahl im letzten Jahr war gescheitert

Bereits im vergangenen Jahr hatte es eine solche Wahl rund um den potenziellen Gewerkschaftsbeitritt gegeben. Dieser war allerdings recht eindeutig abgelehnt worden: Von den 5.876 wahlberechtigten Mitarbeitern im Lager hatten lediglich 3.041, also gerade mal die Hälfte, ihre Stimme abgegeben. 738 Stimmen dafür, aber 1.798 dagegen. – Ein deutlicher Sieg für Amazon.

Allerdings gab es deutliche Kritik an Amazon, nach welcher der Konzern versucht hatte, unzulässigen Einfluss auf die Wahl zu nehmen, so die Aufseher der Arbeitsschutzbehörde. Reuters verweist etwa auf die Berichte eines Anhörungsbeauftragten des NLRB, dass sich Mitarbeiter möglicherweise von Amazon überwacht gefühlt haben könnten, da Amazon selbstständig vor Ort einen Briefkasten für die Stimmzettel aufgestellt habe, „zu dessen Verwendung das Unternehmen sie ermutigte“. Die Gewerkschaft selbst bezeichnete diesen Schritt als „anstößiges Verhalten“ von Amazon. 

Aufgrund entsprechender Kritik und einer potenziellen Einmischung Amazons sei nun eine neuerliche Abstimmung nötig.

Amazon gibt sich selbstsicher

Amazon selbst wiederum sieht die Wahl aus dem letzten Jahr als deutliches Zeichen dafür, dass die hauseigenen Mitarbeiter nicht an einem Beitritt zur Gewerkschaft interessiert seien: „Unsere Mitarbeiter hatten immer die Wahl, ob sie einer Gewerkschaft beitreten oder nicht, und sie haben sich letztes Jahr mit überwältigender Mehrheit entschieden, der RWDSU nicht beizutreten. Wir freuen uns darauf, dass unser Team im (Lager) wieder Gehör findet“ wird Amazon-Sprecherin Barbara Agrait von Reuters zitiert.