Mehrere Hundert Mitarbeiter haben Anfang der Woche gegen die Schließung des letzten Retouren-Zentrums vor der Otto-Zentrale demonstriert. Auch die Gewerkschaft Verdi hat sich eingeschaltet.

Wie die Otto Group vor wenigen Wochen bekannt gab, soll in der zweiten Jahreshälfte 2021 der letzte deutsche Retourenbetrieb der Konzerntochter Hermes Fulfilment in Hamburg geschlossen werden. Die Arbeit wird stattdessen nach Polen und Tschechien verlagert, für die Otto Group war der Betrieb des Retouren-Zentrums nicht mehr wirtschaftlich.

Von den 840 betroffenen Angestellten haben Anfang der Woche rund 200 vor der Otto-Zentrale in Bramfeld gegen die Schließung demonstriert. „840 Kolleginnen und Kollegen verlieren ihre Existenzgrundlage. Und gleichzeitig sind die Retouren ja dennoch da, werden aber nach Polen und nach Tschechien verlagert“, so Heike Lattekamp von der Gewerkschaft Verdi gegenüber dem NDR. Seit 2006 sollen die Angestellten auf bis zu zwölf Prozent von Lohn und Gehalt verzichten, „und zwar deshalb, weil sie die Erwartung daran knüpfen, dass der Standort gesichert wird“, so Lattekamp weiter. „Die Kollegen bekommen mit 13,44 Euro einen vergleichsweise geringen Stundenlohn, obwohl Otto gut aufgestellt ist. Wie weit sollen die Löhne noch gedrückt werden?“

Mitarbeiter fürchten um Existenz

Die Otto Group hatte die Entscheidung der Standortschließung bereits jetzt bekannt gemacht, um den „beschäftigen Kolleg*innen ausreichend Zeit zur Neuorientierung zu geben“, wie es vom Konzern in der Ankündigung heißt. Die Angestellten wollen allerdings nicht ohne weiteres aufgeben und kämpfen mit der Protestaktion um ihre Arbeitsplätze.

„Da ist nicht nur der hohe Altersdurchschnitt von über 50 Jahren – viele Mitarbeiter sind alleinstehend, wir haben Alleinerziehende und auch Elternpaare, die beide im Betrieb arbeiten. Diese Menschen fühlen sich existenziell bedroht, sehen keine Zukunft“, wird Nicoletta Hermann, laut der Hamburger Morgenpost mit 42 Jahren eine der jüngeren Mitarbeiterinnen im Logistikzentrum zitiert.

Erschwerend hinzu kommt die Coronakrise, die es für die betroffenen Angestellten noch schwerer machten könnte, neue Jobs zu finden. Sollten die Arbeiter keinen Erfolg mit ihrem Protest gegen die Standortschließung haben, dann solle diese wenigstens verschoben werden, so die Forderung der Arbeiter.