Amazon versucht mit verschiedenen Mitteln, in den USA Stimmung gegen einen möglichen Gewerkschaftsbeitritt im Logistiklager Bessemer zu machen.

Amazons Kampf gegen Gewerkschaften in allen Ländern, in denen der Online-Riese aktiv ist, ist altbekannt. In Alabama steht für Amazon jedoch eine wichtige, fast historische Wahl bevor: Die dortigen Mitarbeiter des Lagers am Standort Bessemer stimmen über einen möglichen Beitritt zur Gewerkschaft ab – erstmals seit 2014. Und Amazon lässt im Vorfeld nichts unversucht, seine Kraft zu demonstrieren und die Wahl zu beeinflussen.

Amazon-Twitterer: Echt oder Fake-Profile?

So tauchten etwa seit März bei Twitter diverse Profile mit einem Bezug zu Amazon auf. Diese nennen sich etwa „AmazonFCCindi“ oder „AmazonFCCarol“. Der Investigativ-Journalist Aric Toler hat eine ganze Liste diverser dieser dubiosen Twitter-Accounts gesammelt, von denen manche schon nicht mehr aktiv sind. Die Profile machen dabei teils mehr oder weniger unverblümt Stimmung gegen die Gewerkschaften und Werbung für Amazon.

Das Tech-Portal Gizmodo hat etwa den inzwischen von Twitter gesperrten Account „AmazonFCDarla“ genauer analysiert. Besagte Darla soll unter anderem getwittert haben: „Amazon ist nicht gegen Gewerkschaften. (...)Wir brauchen sie hier nur einfach nicht“. Das Profil habe dabei auf Amazons guten Lohn und andere Vorzüge verwiesen. In einem anderen Tweet soll sie gewerkschaftsnahe Mitarbeiter als nicht teamfähig bezeichnet haben. Gizmodo geht davon aus, dass zumindest das genutzte Profilbild nicht echt ist. 

Das sagt Amazon zu den Twitter-Profilen

Amazon hat bereits erklärt, dass einige der kritisierten Twitter-Profile keine offiziellen Accounts, sondern Fake-Profile seien. „Wir haben Twitter gebeten, den Fall zu untersuchen und geeignete Schritte einzuleiten“, heißt es in einer Stellungnahme. Woher die Vielzahl an Amazon-Botschaftern stammt und wie viele überhaupt echt sind, ist unklar. Allerdings hatte Amazon schon in der Vergangenheit auch in Deutschland versucht, mit Twitter-Botschaftern PR zu machen. Darüber hinaus hat Amazon auch schon über einen offiziellen Twitter-Account eine härtere Gangart gegenüber hochrangigen Kritikern wie den US-Senatoren Warren und Sanders gefahren.

Amazon wollte Wahlraum mit Kameras überwachen

Die Abstimmung selbst über den Beitritt zur Gewerkschaft ist bereits gelaufen. Derzeit werden die Stimmen ausgezählt. Amazon hatte zuvor versucht, in den Wahlräumen Kameras zu installieren, um die Rechtmäßigkeit der Abstimmung zu überwachen, berichtet cnbc.com. Ein entsprechender Antrag wurde aber von der zuständigen Behörde, dem National Labor Relations Board (NLRB), abgelehnt. Amazon soll außerdem selbst Maßnahmen gefordert haben, um Manipulationen zu vermeiden. 

Stimmt die Mehrheit der rund 5.800 Arbeiter in Bessemer für einen Beitritt, würden die Angestellten dann zur Gewerkschaft Retail, Wholesale and Department Store Union (RWDSU) gehören.