Kleine Pakete aus China machen den deutschen Zustellern das Leben schwer. Das Problem dürfte in Zukunft tendenziell größer als kleiner werden.

Fitness-Armbänder, Ladegeräte, Kabel, USB-Sticks – Mini-Elektronik steht in den Warenkörben der Deutschen mittlerweile ganz oben. Die Hamburger Logistikberatung MRU hat die Zahl der Sendungen im Online-Handel ausgewertet und errechnet, dass die Warengruppe Elektronik und Kommunikation die Bekleidung erstmals als stärkste Kategorie abgelöst. Im Jahr 2018 haben deutsche Haushalte 330 Millionen Sendungen mit Elektronikartikeln – 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Textilbestellungen stiegen „nur“ um acht Prozent auf 320 Millionen.

Kleines großes Problem

Bei 70 Millionen der 330 Millionen Elektroniksendungen handelte es sich „verlässlichen Schätzungen zufolge“ um Kleinstpakete aus China mit einem Bestellwert von weniger als 20 Euro, so Welt Online. Dabei werde im Übrigen immer häufiger direkt auf chinesischen Marktplätzen wie AliExpress oder Wish bestellt und nicht mehr nur bei hiesig aktiven Anbietern wie Amazon und Ebay. Diese vielen kleinteiligen Sendungen sind für Logistik-Dienstleister zu einem großen Problem geworden. Für die Zusteller bedeuten viele kleine Pakete mehr Arbeitsaufwand. Immer öfter würden die Mini-Bestellungen nicht mehr von Paketfahrern, sondern von den Briefträgern zugestellt – was die Fahrradtaschen der Postboten anschwellen lässt.

Darüber hinaus vergrößern mehr internationale Pakete den CO2-Fußabdruck der Logistiker und rentieren sich zudem kaum. Das Porto für die kleinen Pakete ist verschwindend gering, die Kosten-Nutzen-Rechnung geht für DHL, Hermes, DPD und Co. kaum noch auf.

Verhandlungen im Weltpostverein

Das liegt wiederum an den vom Weltpostverein festgelegten Tarifen zwischen den einzelnen Staaten. China profitiert von besonders niedrigen Portosätzen, weil es nach wie vor als Entwicklungsland eingestuft wird. Donald Trump hatte deswegen im vergangenen Jahr angekündigt, dass die USA aus dem Weltpostverein austreten werden.

Ob das tatsächlich geschieht, entscheidet sich in den kommenden Monaten. Die 192 Mitgliedsstaaten des Weltpostvereins verhandeln derzeit über eine neue Gebührenordnung, um auf die Entwicklungen zu reagieren und auch, um den US-Präsidenten zu besänftigen. China wird zwar nach wie vor als Entwicklungsland kategorisiert, es wurde aber bereits 2016 festgelegt, dass China ab 2021 dieselben Vergütungen an die USA (und auch an Deutschland) zahlen muss, wie die Industrieländer untereinander. Grundsätzlich wird dieser Schritt international zu mehr Fairness führen, dass allerdings das Paketaufkommen aus China damit zurückgeht, ist nicht zu erwarten.