Amazon baut die Forschung an Künstlicher Intelligenz (KI) in Tübingen weiter aus und will 2021 ein eigenes Forschungszentrum starten. 

Aus der Universitätsstadt Tübingen könnten künftig wichtige Impulse für den Online-Riesen ausgehen: Amazon will bis 2021 ein eigenes Zentrum für Grundlagenforschung im Bereich Künstliche Intelligenz aufbauen. Insgesamt sollen dann am bereits bestehenden Standort Tübingen rund 100 Wissenschaftler arbeiten, wie der Konzern bekannt gibt

Daran forscht Amazon in Tübingen

Dabei stehen unter anderem konkrete Bereiche wie Datenschutz und Bildverarbeitung im Fokus der Forscher. Die Wissenschaftler arbeiten etwa an der Bildoptimierung und 3D-Scan-Technologien, aber auch daran, dass die KI aus riesigen Datensätzen kausale Zusammenhänge oder ihre Umgebung erfassen kann. „Amazon stellt langfristige Ergebnisse über den kurzfristigen Nutzen, was genau das ist, was wir für neugiergetriebene, langfristige Forschung benötigen,“ erklärte Yasser Jadidi, operativer Leiter des Amazon-Lablets. „Mit einer Mischung aus angewandten Wissenschaftlern, Software-Entwicklern, Doktoranden, Praktikanten und Amazon Scholars wollen wir die KI verstehen und die KI ihr Umfeld verstehen lassen. Unser Ziel ist es, den Menschen zu befähigen, datenbasierte Entscheidungen zu hinterfragen, zu erklären und kausale Erklärungen für das Verhalten eines Algorithmus zu liefern.“ 

Amazon setzt auf mehr Transparenz

Dabei will Amazon auf Transparenz und Austausch setzen – sowohl mit der wissenschaftlichen Community als auch der Bevölkerung vor Ort. Die Forscher werden einerseits ihre Ergebnisse publizieren und in Form von Open-Source-Code oder als Datensatz zur Verfügung stellen. Auch im entstehenden Gebäude soll sich das widerspiegeln: Das neue Forschungszentrum hat neben dem wissenschaftlichen Bereich ein Café, eine Veranstaltungsfläche und einen Co-Working Space, die öffentlich genutzt werden können. „Wir sind davon überzeugt, dass KI der Allgemeinheit dienen muss. Um das zu erreichen, müssen wir Vertrauen in KI schaffen, und das können wir nur erreichen, wenn wir KI so transparent und verständlich wie möglich machen“, sagte Bernhard Schölkopf, Schirmherr des Tübinger Lablets und Direktor am dortigen Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme. Gegen die Amazon-Ansiedlung gab es immer wieder auch Proteste, zuletzt kritisierten Aktivisten in einer Gemeinderatssitzung die Steuer- und Arbeitnehmerpolitik des Konzerns, wie der SWR berichtet hatte. 

Der Standort in Tübingen ist nach Berlin, Dresden und Aachen das vierte Forschungs- und Entwicklungszentrum von Amazon in Deutschland. Der Online-Riese will weltweit weitere dieser Lablets einrichten, um die KI-Grundlagenforschung voranzutreiben. Amazon erläutert Fragen zum Lablet in Tübingen außerdem in einem separaten Blogbeitrag.  

Anmerkung: In einer früheren Version des Artikels hieß es unter anderem, dass im neuen Lablet 100 Mitarbeiter tätig sein werden – diese Zahl bezieht sich aber auf den gesamtem Standort Amazons in Tübingen. Das Lablet gehört auch nicht, wie berichtet, zur Cyber-Valley-Initiative.