Die größten Gewinner der Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen sind die AfD und das BSW (Bündnis Sahra Wagenknecht). In beiden Freistaaten wird es wahrscheinlich zu einer Regierung mit BSW-Beteiligung und einer starken AfD-Opposition kommen. Ökonomen, Wirtschaftsvertreter und Verbände zeigen sich besorgt. „Für die Digitalwirtschaft sind die Wahlergebnisse aus Sachsen und Thüringen ein Warnsignal. Deutschland muss ein Land bleiben, das für Weltoffenheit und Innovationsfreude steht. Diese Werte vertreten weder AfD noch BSW“, erklärt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst.

Deutschland könne seinen Fachkräftemangel nicht ohne qualifizierte Zuwanderung decken. „Die geplanten Halbleiter-Fabriken in Sachsen werden wir ohne Fachkräfte aus dem Ausland nicht betreiben können. Solche Spitzenkräfte können ihren Arbeitsort frei wählen. Wie auch immer die Regierungskonstellationen aussehen werden: Diese Menschen müssen wir gewinnen und aktiv um sie werben“, fordert Wintergerst.

Abwanderung von Unternehmen befürchtet

Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer befürchtet, dass sich der Arbeitskräftemangel für Unternehmen in Sachsen und Thüringen infolge der politischen Verschiebungen verschärfen wird. Seit der Wiedervereinigung haben Sachsen und Thüringen ein Fünftel ihrer Bevölkerung verloren. Diese Entwicklung könnte nun noch beschleunigt werden. „Die Ablehnung von qualifizierter Zuwanderung ist an der Stelle das falsche Signal, denn sie wird Fachkräfte davon abhalten, diese Bundesländer als Option in Erwägung zu ziehen“, so Schnitzer.

Ähnlich sieht es der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher. Die Wahlergebnisse werden wahrscheinlich zu einer Abwanderung von Unternehmen und Fachkräften führen, so Fratzscher laut Spiegel. „Vor allem junge, gut qualifizierte und hoch motivierte Bürgerinnen und Bürger werden die beiden Bundesländer verlassen und dorthin gehen, wo sie mehr Offenheit und Wertschätzung erfahren. Dies dürfte einen Anstieg der Insolvenzen und einen Exodus von Unternehmen zur Folge haben.“

Michael Hüther, Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft, gibt zudem zu bedenken, dass es „politische Berechenbarkeit, institutionelle Stabilität und verlässliche Rahmenbedingungen“ brauche, um ein gesundes Wirtschaftswachstum zu sichern.

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