Mit einem professionell organisierten Online-Betrug sollen fünf Tatverdächtige mit Internet-Autohäusern eine Million Euro ergaunert haben. Nun haben die Ermittler die Betrüger gefasst.

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Die Münchener Polizei hat am vergangenen Mittwoch eine bundesweit aktive Betrügerbande festgenommen, die mit einer hochprofessionellen Masche eine Million Euro erbeutet haben soll. Mindestens 27 Menschen sollen dem Betrug zum Opfer gefallen sein und hätten für nicht vorhandene Autos Anzahlungen teilweise im fünfstelligen Bereich gezahlt. Die fünf Tatverdächtigen aus München, Hessen und Sachsen sollen zum Schein Internet-Autohäuser eröffnet haben, in denen sie hochpreisige Autos, u. a. von Audi, BMW und Porsche, angeboten haben. Das Vorgehen der Betrüger war offenbar derart professionell, dass es über zwei Jahre dauerte, bis sie dingfest gemacht werden konnten.

Autohäuser, Bankkonten, Logos

Der mutmaßliche Haupttäter soll ein 39-jähriger Mann aus Hessen sein. Er steht im Verdacht, mithilfe gestohlener Identitäten unter falschem Namen Bankkonten eröffnet, Überweisungsaufträge fingiert sowie gefälschte Kreditanträge gestellt und so eine „fortlaufende Einnahmequelle verschafft“ zu haben, so die Münchener Oberstaatsanwältin Anne Leiding laut der Süddeutschen Zeitung. Bereits im Februar 2016 habe der Verdächtige damit begonnen, im Internet Schein-Autohäuser zu erstellen. Im Dezember 2016 soll seine Lebensgefährtin in das windige Geschäft eingestiegen sein.

Das Paar nutzte gemeinsam mutmaßlich mindestens 20 gestohlene Identitäten, eröffnete etwa 200 Konten und 80 Mobilfunkverträge. Insgesamt erfanden sie etwa 30 Autohäuser und boten ihre nicht vorhandenen Autos darüber und über einschlägige Online-Portale an. Im März 2017 sei ein Freund des Paares dazu gestoßen, der in einer Münchener Postfiliale arbeitet und über das PostIdent-Verfahren gestohlene Personaldokumente „quasi sauberwaschen“ konnte, so die Süddeutsche. Die Filiale „hat bei den Ermittlungen eine große Rolle gespielt“, so Oberstaatsanwältin Leiding. Dem Bayrischen Rundfunk zufolge sei die Polizei den Betrügern durch Hinweise von Banken auf verdächtige Geldflüsse, durch Anzeigen von geprellten Kunden und durch Videoaufnahmen beim Abheben an Geldautomaten auf die Schliche gekommen.

Eine 41-jährige Mediendesignerin soll sich der Gruppe im Januar 2018 angeschlossen und dem Betrug mit eigens entwickelten Logos und Designs für die Autohäuser einen professionellen Anstrich verliehen haben. Der fünfte Beschuldigte kümmerte sich den Ermittlern zufolge darum, die Herkunft des gestohlenen Geldes zu verschleiern.

Die Tatverdächtigen befinden sich nun in Untersuchungshaft. Die Freiheitsstrafe für gewerbsmäßigen Bandenbetrug in schweren Fällen beträgt laut Strafgesetzbuch bis zu zehn Jahre. Der Hauptverdächtige war wegen eines ähnlichen Betrugs bereits früher zu drei Jahren Haft verurteilt worden, wurde aber vorzeitig auf Bewährung entlassen.