Amazon will 400.000 deutsche Produkte in China verkaufen und geht damit in direkte Konkurrenz zu Alibaba. Der Produktkatalog soll sukzessive ausgebaut werden.

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Bislang lautete die Frage eher, auf welchem Markt Amazon als nächstes Konkurrenz von Alibaba bekommt, doch nun will der US-Konzern den Riesen aus China offenbar auf eigenem Terrain angreifen: In einem Interview mit der FAZ hat Amazon-Deutschland-Chef Ralf Kleber bekannt gegeben, dass man ab sofort im großen Stil auf den chinesischen Markt drängen will – mit deutschen Produkten. Zum Start gibt es 400.000 Produkte von Amazon.de jetzt auch in China über den China Global Store von Amazon. Er wurde bereits vor drei Jahren mit Produkten aus den USA, später Japan und Großbritannien, gelauncht und soll mit dem Großaufgebot an deutschen Produkten dem „Made-in-Germany“-Hype bei chinesischen Konsumenten begegnen.

Kleber: „Wir fangen gerade erst an“

Obwohl „Großaufgebot“ nicht das richtige Wort ist, wenn man sich die Konkurrenz anschaut. Alibaba hält die Hälfte der Marktanteile in China und versammelt mehr als 400 Millionen Nutzer auf seinen Plattformen, JD.com hält dahinter ein Fünftel des Marktes. Mit 400.000 Produkten ist man der David unter den Goliaths. Das weiß auch Ralf Kleber: „Wir fangen gerade erst an und wir wissen, dass wir uns das Vertrauen der Konsumenten schrittweise erarbeiten müssen. Uns ist aber das langfristige Denken angeboren, das ist für uns ganz normal.“

Auch der Service-Umfang kann nicht annähernd mit Alibaba oder selbst dem gewohnten Amazon-Standard mithalten, den man aus den westlichen Ländern gewöhnt ist. Amazon deckt, so die FAZ, aktuell 82 Regionen in China ab und ist damit noch längst nicht flächendeckend aktiv. Die Lieferung deutscher Produkte an Prime-Kunden in China wird außerdem fünf bis neun Tage dauern – angesichts von der Lieferung am nächsten Tag oder innerhalb von zwei Stunden, wie sie deutsche Kunden kennen, also eine Ewigkeit. Zumal Alibaba über sein Portal Taobao bereits die Möglichkeit bietet, abends zu bestellen und am nächsten Tag zu liefern – in ganz China.

Der Weg zu substantiellen Marktanteilen in China ist weit, aber Amazon vertraut auf den Deutschland-Bonus. „Das wichtigste ist die Authentizität der Marke. Den Kunden ist es sehr viel wert, zu wissen, dass das Produkt tatsächlich aus Deutschland kommt“, so Kleber. Zudem sehe man ein „großes Interesse an mittelständischen Marken“. Nicht zuletzt will man mit dem Schritt das Prime-Modell in China salonfähig machen. Derartige Bezahlmodelle sind im Reich der Mitte noch wenig verbreitet. Amazon geht als Herausforderer nach China – eine Situation, die das Unternehmen nicht gewohnt ist – aber möglicherweise mit genau der richtigen Strategie.