Hat Google über Jahrzehnte wissenschaftliche Forschung zu seinen Gunsten beeinflusst? Entsprechende Vorwürfe werden nun laut und Vergleiche mit der Tabakindustrie gezogen.

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Es sind unruhige Zeiten für Google: Die EU verurteilte das Unternehmen zu einer Rekordstrafe, wegen Android droht die nächste Rekordstrafe und nun werden Vorwürfe laut, dass Google sich unlauter in der wissenschaftlichen Forschung engagiert hat. Einem Report des Google Transparency Project zufolge, den Campaign for Countability (CfA) veröffentlicht hat, soll Google seit Jahrzehnten Hunderte wissenschaftliche Untersuchungen mitfinanziert und damit die öffentliche Debatte gelenkt haben.

Vergleiche mit der Tabakindustrie

Es geht um Finanzspritzen in Millionenhöhe. An sich ist das noch nicht verwerflich und nicht ungewöhnlich, dass die Wirtschaft die Forschung unterstützt. Allerdings sollen die akademischen Autoren die Finanzierung durch Google in zwei Dritteln der Fälle nicht angeben haben, so Golem. Sogar in direkt von Google finanzierten Studien fand sich laut CfA in etwa einem Viertel der Fälle kein Hinweis auf die Google-Förderung. Insgesamt wurden 329 Papiere aus den Jahren 2005 bis 2017 untersucht. 179 davon sollen direkt oder indirekt von Google finanziert worden sein.

Als indirekte Förderung wird die Unterstützung eines Think Tank oder eines Institutes gewertet – in Deutschland etwa die Finanzierung des Alexander von Humboldt Instituts für Internet und Gesellschaft oder der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht. Die CfA schließt zudem auch ein Gutachten des Internetverbandes Eco zum europäischen Leistungsschutzrecht mit ein.

Laut CfA gehöre Google mit dieser Praxis zu den Wirtschaftszweigen, die „einen korrumpierenden Einfluss auf die wissenschaftliche Forschung genommen haben, einschließlich der Tabakindustrie über den Einfluss des Rauchens und der Ölindustrie über die Klimawissenschaft.“ Kritisiert wird darüber hinaus die hohe Verbreitung der Google-freundlichen Studien.

Google weist die Vorwürfe scharf zurück und wirft der CfA selbst Intransparenz vor.