Der Erfolg der chinesischen Billiganbieter Temu und Shein sorgt bei der Konkurrenz offenbar für Handlungsbedarf. Erst kürzlich kündigte Amazon an, eine neue Billigsparte zu installieren, bei der Waren direkt aus Fabriken in China an US-Kunden verschickt werden – so wie man es von den chinesischen Vertretern kennt. Das soll vor allem den Preis drücken. Dieses Konzept soll nun auch dem Hamburger Modehändler About You neuen Rückenwind verschaffen. „Wir werden noch dieses Jahr Artikel anbieten, die direkt aus der Fabrik kommen“, zitiert das Handelsblatt About-You-Chef Tarek Müller.

Die Strategie: Mit künstlicher Intelligenz sollen neue Trends schnell identifiziert und neue Produkte in kleinen Stückzahlen hergestellt werden, um dann direkt aus der Fabrik an die Kund:innen verschickt zu werden. So sollen nicht nur Kosten verringert, sondern auch Produktionsüberschüsse reduziert werden. Der große Unterschied zur chinesischen Konkurrenz ist aber: About You will für das Konzept auf Hersteller aus Europa und der Türkei setzen.

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Umsetzung schwierig

Der große deutsche Mode-Konkurrent Zalando will diesen Weg nicht gehen. In einem Schnellschuss Direktlieferungen auf die Plattformen zu holen, sei ein Risiko für die Qualität und für die Marke Zalando. Der Marktplatz will Produkte gezielt auswählen und schielt derzeit eher in Richtung Luxussegment. Man sehe sich „nicht in direkter Konkurrenz zu den asiatischen Playern“, erklärt Zalando gegenüber dem Handelsblatt. Zudem sei die eigene Logistik längst ein Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz.

Ob Müllers Plan für About You überhaupt erfolgreich umsetzbar ist, ist zweifelhaft. Alexander Graf, Geschäftsführer von Spryker, einem Anbieter für E-Commerce-Lösungen, ist skeptisch: „In akzeptabler Zeit ist es für keinen möglich, das nachzubauen.“ Stattdessen müsse man eher schauen, mit Shein zusammenzuarbeiten, um dessen Lieferkette quasi mitnutzen zu können. In kurzer Zeit lasse sich so etwas nicht einfach aus dem Boden stampfen. Shein habe nach eigenen Angaben zehn Jahre gebraucht, um die jetzige komplett digitalisierte Lieferkette aufzubauen – und will diese in Zukunft auch anderen Unternehmen als Service anbieten.

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