Inflation, Rezession, Lieferengpässe, Fachkräftemangel, Klimakrisen – die Liste der Krisen in der deutschen Wirtschaft ist lang und Risiken damit allgegenwärtig. Zu spüren bekommt das insbesondere der deutsche Mittelstand, wie sich unter anderem an der Anzahl der Insolvenzen zeigt. Steigende Kosten für Löhne, Energie und Refinanzierung führten im März zu einem neuen Höchstwert.  

Der Großteil der mittelständischen Firmen ist der Ansicht, dass die deutsche Wirtschaft derzeit sehr krisengefährdet sei. Und die Hälfte von ihnen (52 Prozent) fühlt sich sogar von der aktuellen wirtschaftlichen Lage bedroht. Das ergab eine Befragung des Marktforschers Mentefactum und der R+V-Versicherung unter 200 mittelständischen Verantwortlichen und 1.000 Beschäftigten, die jeweils das Resilienz-Engagement des Unternehmens bewerteten.  

Mittelständische Firmen kaum gewappnet

Anhand von Faktoren wie Digitalisierungsgrad, finanzielle Rücklagen oder Mitarbeiterbindung wurde in der Studie auch ein Resilienz-Index ermittelt. Dieser liegt aus Sicht der Unternehmer:innen bei 64 von 100 Punkten bzw. 61 von 100 Punkten aus Sicht der Beschäftigten. „Der deutsche Mittelstand zeigt sich nur mittelmäßig resilient“, resümiert Mentefactum-Geschäftsführer Klaus-Peter Schöppner die Studienergebnisse.  

Vier von fünf Firmen sind nicht auf Krisen vorbereitet. Bisher hat lediglich knapp ein Fünftel konkrete Vorhaben angestoßen, um Risiken zu minimieren. 45 Prozent wägen noch potenzielle Maßnahmen ab, ein Drittel blieb bisher gänzlich untätig.

Dennoch sind acht von zehn Firmen der Meinung, Krisen gut meistern zu können. „Diese Selbsteinschätzung zeigt eine Diskrepanz zur tatsächlichen Situation – und erklärt möglicherweise, warum Unternehmen zu selten handeln, um sich zukunftssicher aufzustellen“, schlussfolgert Schöppner.

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Gegenmaßnahmen für Krisen

Doch welche Maßnahmen können Firmen ergreifen, um sich krisenfester aufzustellen? Aus Sicht des Versicherungsunternehmens R+V zählen dazu beispielsweise Methoden, um Kundenbeziehungen zu festigen und auch Mitarbeitende langfristig zu binden. 84 Prozent der Firmen, die bereits aktiv an der eigenen Krisenresilienz arbeiten, setzen auf stabile Kundenbeziehungen. Auch die Instandhaltung der eigenen Technik oder das Anbieten innovativer Produkte und Services zahlen auf die eigene Widerstandskraft ein. Andere Handlungsfelder werden jedoch eher seltener angegangen, beispielsweise der Einsatz erneuerbarer Energien oder Investitionen in Digitalisierung und IT-Sicherheit.  

„Obwohl mehr als zwei Drittel der Entscheider alle der abgefragten Resilienzfaktoren als wichtig einstufen, scheinen sie in einigen Bereichen nicht handlungsfähig zu sein“, beobachtet R+V-Vorstand Jens Hasselbächer. „Die Verunsicherung von Unternehmen ist groß, gerade in Feldern, die nicht zu ihren Kernkompetenzen gehören.“ Und so erhoffen sich 50 Prozent der Unternehmen externe Hilfen, jedes zehnte hält sie für unbedingt nötig – neben Bereichen wie IT-Sicherheit und erneuerbaren Energien sei dies vor allem mit Blick auf die eigene Liquidität nötig.  

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Artikelbild: http://www.depositphotos.com